Was wurde aus diesem Kommandeur? Die wahre Geschichte hinter dem berühmten Foto

Max Alpert/Sputnik; Gemeinfrei
Max Alperts „Kombat“ (dt.: Bataillonskommandeur) ist eines der berühmtesten Fotos des Großen Vaterländischen Krieges. Anders als die Geschichte des Mannes, der darauf abgebildet ist.

Das Foto Kombat des Militärfotografen Max Alperts mit seinem Kommandeur, der die Soldaten in die Schlacht führt, ist ebenso ein Symbol des Großen Vaterländischen Krieges wie Jewgenij Chaldejs Das Siegesbanner über dem Reichstag. Das Foto ist auf den Titelseiten mehrerer amerikanischer Zeitschriften erschienen und wurde 1985 sogar auf einer Briefmarke der Republik Kongo abgebildet.

Alpert fotografierte diesen Mann am 12. Juli 1942 an der Südfront während der Schlacht bei Woroschilowgrad (heute Lugansk) – und hielt ihn für einen Bataillonskommandeur. Und nannte so sein Foto. Die wahre Geschichte dieses Mannes wurde erst in den 70er Jahren enthüllt.

Das letztes Foto im Leben

Max Alpert schrieb in seinen 1962 erschienenen Memoiren darüber, wie dieses Bild entstanden ist. Im Hauptquartier wurde er an ein Bataillon verwiesen, das zum ersten Mal an die Front gekommen war, um einen Gegenangriff abzuwehren. Der Fotograf begab sich in die Schützengräben und suchte den Kommandeur auf.

„Er entpuppte sich als einfacher, geselliger Mann, der vor dem Krieg im Büro einer Fabrik gearbeitet hatte“, schrieb Alpert.

Doch der Fotograf lenkte niemanden von den Vorbereitungen für den harten Tag ab und stellte keine weiteren Fragen: „Die Soldaten bereiteten sich auf den bevorstehenden Angriff vor, reinigten und überprüften ihre Waffen und ihre Ausrüstung, schrieben Briefe an ihre Familien... Ich erhielt die Zustimmung des Kommandeur, in diesen entscheidenden Minuten ständig in seiner Nähe zu bleiben.“

Kurz vor dem Angriff erhob sich der Bataillonskommandeur aus dem Schützengraben, hob seine TT-Pistole hoch über den Kopf und gab den Befehl zum Vorrücken. „Die Männer stürzten sich mit einem lauten Hurra! in den Angriff... das war der Moment, den ich festhalten konnte... nach ein paar Minuten wurde die Neuigkeit durch die Reihen weitergegeben: Der Kommandeur ist gefallen! Ich hatte keine Zeit, seinen Nachnamen herauszufinden, da ich wurde dringend ins Regimentshauptquartier gerufen wurde“, schrieb Alpert.

30 Jahre später

Das Foto von der letzten Lebensminute des so genannten Kombats war eines von Hunderten, die an diesem Tag aufgenommen wurden. In die Zeitungen gelangte es zu Kriegszeiten übrigens nie. Viele Jahre lang lag es im persönlichen Archiv des Fotografen, bis es 1974 anlässlich des Jahrestages des Sieges in der Zeitung Prawda veröffentlicht wurde.

Daraufhin erhielt Alpert Hunderte von Briefen aus dem ganzen Land, in denen ihm versichert wurde, dass das Foto einen Verwandten zeigt. Mindestens einer der Veteranen erkannte sich selbst auf dem Bild. In einem dieser Briefe aus Saporischschja hieß es, das Bild zeige den 36-jährigen jungen Politoffizier Alexej Jeremenko, der seit dem 14. Januar 1942 vermisst wurde. Der Journalist hätte diesem Brief keine Beachtung geschenkt (zumal die Daten nicht übereinstimmten – das besagte Foto wurde sechs Monate später aufgenommen), aber eines war ihm wichtig: Dem Brief waren Fotos beigefügt, auf denen er seinen Kombat identifizierte.

Alpert leitete eine Untersuchung ein, die zwei Jahre dauerte. Der Journalist forderte weitere Fotos an und stellte Nachforschungen über den „vermissten“ Politoffizier Jeremenko an. Es stellte sich heraus, dass ein Namensvetter, der Kadett Jeremenko mit genau denselben Initialen, im selben Bataillon gekämpft hatte, Seite an Seite mit seinem Kombat. Er wurde im Winter 1942 tatsächlich als vermisst gemeldet. Und dann wurde ein Bericht über sein Verschwinden in den Wirren des Stabs an die Angehörigen des Kombat geschickt.

Wer war der berühmte Kommandeur?

Der 36-jährige junge Politoffizier Alexej Jeremenko wurde in eine einfache Großfamilie hineingeboren und nahm im Alter von 14 Jahren seine Arbeit bei der Eisenbahn auf. Bald darauf ging er in eine Fabrik, machte Karriere in der Partei und wurde Vorsitzender der Kolchose Awantgard. Dort war er für die Viehwirtschaft zuständig.

Als der Krieg begann, zog Jeremenko als Freiwilliger in den Krieg. Im Sommer 1942 diente er als Politoffizier, nicht als Bataillonskommandeur - seine Position entsprach dem Rang eines Leutnants. Aber an seinem letzten Tag ersetzte er den verwundeten Kompaniechef und übernahm die Aufgabe, die Soldaten in den Angriff zu führen. Deshalb wurde er vom Fotografen fälschlicherweise für den Bataillonskommandeur gehalten.

Alexej Jeremenko wurde in einem Massengrab in der Nähe des Dorfes Choroschoje in der Region Lugansk beigesetzt. Später wurde ihm ein Denkmal errichtet, das auf dem berühmten Foto basiert. Seine Silhouette ist auf sowjetischen Münzen aus dem Jahr 1995, auf einer russischen Briefmarke und auf der 1985 herausgegebenen Armbanduhr Pobjeda (dt.: Sieg) abgebildet.

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