Dieses sowjetische Foto wurde in den 1960er Jahren zu einem internationalen Meme (FOTOS)

Russia Beyond (Wiktor Achlomow/МАММ/МDF/Russia in photo; Ilja Pitalew/Sputnik)
Heutzutage kann fast jedes Foto ein virales Ereignis werden. Im 20. Jahrhundert war es jedoch sehr viel schwieriger, diese Art von Öffentlichkeit zu erreichen. Ein Foto, das in der sowjetischen Zeitung „Iswestija“ abgedruckt wurde, hat es geschafft.

Woher stammte das Foto?

Der Autor des sensationellen Fotos war der Reporter der Zeitung Iswestija Wiktor Achlomow. Das Foto wurde zufällig aufgenommen und sein Urheber hatte sicher nicht damit gerechnet, weltberühmt zu werden.

Im Jahr 1965 war Achlomow unterwegs zu einem redaktionellen Auftrag und sah direkt vor dem Büro einen Mann mit einem Kinderwagen und einem Kind auf dem Arm. Der Fotograf konnte der charmanten Szene nicht widerstehen – er schoss ein Foto und ging seiner Arbeit nach.

Doch dann geschah etwas Unerwartetes mit der Aufnahme.

„Als ich die Aufnahme in die Redaktion brachte, lächelten alle und begannen sofort, sich witzige Bildunterschriften auszudenken“, erinnerte sich Achlomow.

Der Fotojournalist Wiktor Achlomow, der am Ausleger eines Turmdrehkrans hängt, fotografiert ein im Bau befindliches Gebäude, 1967.

Dieser Wettbewerb wurde vom Redakteur der Humor-Kolumne Wiktor Weselowskij unterbrochen: Er schlug vor, dies den Lesern der Zeitung zu überlassen. So wurde in einer der nächsten Ausgaben der Zeitung ein Wettbewerb um die beste Unterschrift ausgeschrieben. Dieser Wettbewerb wurde zum ersten Mal durchgeführt, und das Foto von Achlomow wurde zum Anlass für eine neue Rubrik im sowjetischen Journalismus: Denke dir eine Unterschrift aus.

Doch die Geschichte mit dem Foto war damit noch nicht zu Ende...

Welttournee

Wiktor Achlomow, Fotokorrespondent der Zeitung „Nedelja“, in den Ausstellungshallen mit Kollegen aus Estland, 1984 .

Die Veröffentlichung der Aufnahme auf den Seiten der Publikation erregte Aufsehen. Und, was am meisten überrascht, sogar im Ausland. Die britische Zeitung Sunday Times wurde auf die Aufnahme von Achlomow aufmerksam und beschloss: Machen wir den Russen Konkurrenz! Den Briten schloss sich dann halb Europa an.

Achlomow selbst sagte, dass die Redaktion der Zeitung daraufhin Post aus der ganzen Welt erhielt. Jeder Brief enthielt lustige Bildunterschriften zu dem bereits legendären Foto.

Eröffnung einer dem 20. Parteitag der KPdSU gewidmeten Fotoausstellung. In der Mitte - Wiktor Achlomow, 1976.

Die Engländer schlugen zum Beispiel folgende Bildunterschrift vor: I bought them in a shop (dt.: Ich habe sie im Laden gekauft), und aus der Tschechoslowakei kam diese Version: Zum Teufel mit Malthus! Zur Erklärung: Thomas Robert Malthus war ein Demograf im 19. Jahrhundert, der glaubte, dass ein unkontrolliertes Wachstum der Weltbevölkerung in der Zukunft unweigerlich zu einer weltweiten Hungersnot und dem Tod der Menschheit führen würde. Er forderte die Menschen auf, nicht zu viele Kinder zu bekommen, um die Gesellschaft vor dem Untergang zu bewahren. Es war die tschechoslowakische Version, die sich schließlich durchsetzte und die offizielle Bildunterschrift wurde.

In der UdSSR galt übrigens als beste Version: Mit so einem Mann würde ich bis ans Ende der Welt gehen.

Wer ist der Vater?

Wiktor Achlomow, 2008.

Die unerwartete Popularität des Fotos führte dazu, dass sich die Redaktion fragte, wer der abgebildete Held sei. Sie hielten es für angemessen, ihn ausfindig zu machen und ihm mitzuteilen, dass er es bereits zu einer Berühmtheit gebracht hatte. Wiktor Achlomow selbst, der Urheber des Fotos, behauptete, er habe einen Moskauer fotografiert, der sich angeblich durch sein außergewöhnlich großstädtisches Verhalten verraten hatte. Natürlich führte eine solche unscharfe Beschreibung zu nichts – Moskau war eine Metropole und es gab viele Väter mit zwei Kindern.

„Malthus' Ideen werden missachtet!“, 1974.

Aber bald gingen eine Million Postkarten mit demselben Foto und den fünf besten Unterschriften aus aller Welt in Umlauf. Und sehr schnell war der Held des Fotos gefunden. Allerdings ziemlich weit weg von der Hauptstadt – in der Region Chabarowsk.

In dem Brief, den die Redaktion erhielt, hieß es, das Foto stamme von Boris Emmanuilowitsch Saltsman. Er stammte ursprünglich aus Moskau, lebte aber zu der Zeit im Fernen Osten, weil er dort als Leiter eines geologischen Forschungsinstituts tätig war. Wiktor Achlomow gelang es, den glücklichen Vater zu fotografieren, als er mit seiner Frau Tamara und seinen Kindern in die Hauptstadt kam, um seine Eltern zu besuchen.

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