Zu Beginn des Einmarsches der Wehrmacht in die UdSSR war die Situation des Straßentransports bei den sowjetischen Streitkräften katastrophal. Die Rote Armee verfügte über etwa 280.000 Lastkraftwagen, was einem Drittel der Mannschaftsstärke entsprach.
Die Mobilisierung von Transportmitteln aus dem zivilen Sektor, die begonnen hatte, verlief extrem langsam, und die Fahrzeuge kamen oft defekt und unterbesetzt an. Außerdem stellte die Industrie sich auf die militärische Produktion um, und es gab nicht genügend Kapazitäten für die Fertigung von Lastwagen.
Es bestand die Gefahr, dass der akute Mangel an GAZ-, ZIS- und Jag-Lastwagen für den Transport von Truppen und Artillerie sowie von Lebensmitteln und Munition zu einem starken Rückgang der Mobilität der sowjetischen Truppen führen würde.
Dann kamen die USA, Großbritannien und Kanada ihrem Verbündeten zu Hilfe. Während des gesamten Krieges versorgten sie die Sowjetunion mit etwa 400.000 Lastwagen, Traktoren, Reparatur- und Evakuierungs- sowie Armee- und Amphibienfahrzeugen.
Ab 1941 und bis zum Ende des Krieges erhielt die Rote Armee Chevrolet-, Ford-, Dodge- und Studebaker-Lastern, dem verbreitetsten Lastwagen der US-Armee GMC CCKW mit dem Spitznamen Jimmy, Diamond-Traktoren und andere.
Die Soldaten der Roten Armee mochten die westlichen Autos. Die Lastwagen zeichneten sich durch ihre Zuverlässigkeit, bequeme, hermetische Kabinen, die auch der Winterkälte standhielten, einfache und bequeme Bedienung, starke Motoren und hohe Geländegängigkeit aus.
Der einheimische „ZIS“ war ein zweiachsiger Lastwagen, der bei schlechten Straßenverhältnissen oft stecken blieb. Der „Studebaker“ war ein geländegängiger Laster mit Allradantrieb. Er war wendiger“, erinnerte sich Pawel Gurjewitsch, Leutnant einer Mörserdivision.
Der Flakhelfer Pawel Gladkow wiederum behauptete, dass selbst auf dem vom Regen stark aufgeweichten Lehmboden „unsere Chevrolets wie Schiffe fuhren“.
Westliche Laster hatten aber auch genug Nachteile: Die Motoren eben jener Chevrolets waren zu schwach, um die Abschussvorrichtungen für die BM-13-Katjuscha-Raketen im Gelände zu transportieren. Der Rahmen dieser Fahrzeuge war zu schwach für deren Gewicht.
Einige sowjetische Soldaten beklagten sich, dass der Ford-6 schon beim kleinsten Schlamm ins Rutschen geriet. Ein gemeinsames Merkmal aller Lend-Lease-Lastwagen war außerdem, dass sie hochwertigen Kraftstoff und Schmiermittel benötigten, was den sowjetischen Truppen Probleme bereitete.
Der meistproduzierte (etwa 200.000 Stück) und beliebteste amerikanische Lkw in der Roten Armee war der Studebaker. Er wurde zum Ziehen von Geschützen mit einem Kaliber von bis zu 150 mm, zum Transport von Fracht und Personal und als Fahrgestell für verschiedene Mehrfachraketenwerfer eingesetzt.
Semjon Brewdo, ein Verbindungsoffizier, erinnerte sich: „[Die sowjetischen Lastwagen] blieben auf den Straßen stecken und mussten buchstäblich auf unseren eigenen Schultern aus dem Schlamm gezogen und geschleift werden. Die amerikanischen Studebaker waren die Rettung. Sie hatten eine Winde mit einem Stahlseil über der vorderen Stoßstange. Die Winde wurde durch den Motor angetrieben. Dieser Lastwagen konnte sich selbst herausziehen, wenn es nur etwas gab, an dem man das Ende des abgewickelten Kabels einhaken konnte, und er konnte jeden anderen Lastwagen herausziehen. Ein, zwei Studebaker im Konvoi zu haben, rettete die ganze Situation.“
Aus dem Ausland wurden in die UdSSR vor allem gelieferten Armeefahrzeuge vom Typ Willys und DodgeWC-51 geliefert. Letzterer war ursprünglich zum Ziehen leichter Feldgeschütze gedacht, wurde aber in der Roten Armee aktiv von Pionier- und Nachrichtentruppen sowie Sanitätern und Aufklärern eingesetzt. Wegen seiner Nutzlast von 750 kg wurde er Dodge Dreiviertel genannt. Die sowjetischen Truppen erhielten etwa doppelt so viele Willys wie Dodge – 52.000 gegenüber 25.000. Sie zogen 45-mm-Panzerabwehrkanonen und waren aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit (105 km/h), ihrer Wendigkeit und ihrer geringen Größe, die eine einfache Tarnung ermöglichte, bei Kommandeuren und Aufklärern sehr beliebt.
Von dem auf der Grundlage der Willys-Amphibienfahrzeuge entwickelten Ford GPA erhielt die UdSSR während des Krieges mehr als dreitausend Stück. Sie waren für die sowjetischen Truppen bei der Überwindung zahlreicher Wasserhindernisse in Osteuropa äußerst nützlich, zumal die Rote Armee praktisch nicht über eine derartige Ausrüstung verfügte.
Nach dem Ende des Krieges wurden die meisten der westlichen Autos gemäß den Bedingungen des Lend-Lease-Abkommens an die Vereinigten Staaten zurückgegeben. Einige Dodges und Studebakers blieben jedoch in der UdSSR. Sie wurden bis Ende der 1940er Jahre in der sowjetischen Armee und bis Mitte der 1960er Jahre in der Volkswirtschaft des Landes eingesetzt.