Der verheerende Angriff Nazideutschlands erschütterte die sowjetische Gesellschaft. Man hatte erwartet, dass die Rote Armee den Feind auf ihrem Territorium leicht aufhalten und zurückschlagen würde. Stattdessen erlitt sie schwere Niederlagen und zog sich immer weiter nach Osten zurück.
Jemand musste für die Misserfolge geradestehen und in den Streitkräften des Landes begann eine Hexenjagd. Eine Reihe von sowjetischen Militärs wurde verhaftet und unter dem Vorwurf der „Feigheit“, „Panik“ und „unerlaubten Aufgabe strategischer Punkte ohne Genehmigung der Militärführung“ erschossen.
Den schwersten Schlag erlitt die Militärführung der Westfront, das in der Schlacht von Bialystok-Minsk im Juni-Juli 1941 besiegt wurde. Der Befehlshaber der Front, der Generalstabschef, der Chef des Fernmeldewesens, der Chef der Artillerie, der Befehlshaber der Luftwaffe an der Front und eine Reihe weiterer militärischer Führer wurden hingerichtet.
Generäle waren nicht nur wegen der Niederlagen an der Front Repressionen ausgesetzt. Bereits vor Kriegsausbruch wurden Verfahren wegen der Beteiligung dieses oder jenes militärischen Führers an einer „antisowjetischen Verschwörung“ eingeleitet, und sie wurden zum Tode verurteilt, als der Krieg bereits in vollem Gange war.
Die überwältigende Mehrheit der Repressionen gegen die obersten Befehlshaber fiel in die für die UdSSR schwierigste Zeit – 1941 und 1942. Nach Stalins Tod wurden alle hingerichteten Militärführer posthum rehabilitiert.
Generalleutnant Pjotr Klenow, Stabschef der Nordwestfront (vor dem Krieg der Sondermilitärbezirk Nordwest), wurde nach einem gescheiterten Versuch der sowjetischen Truppen, den Durchbruch der Wehrmacht im Baltikum zu Beginn des Krieges aufzuhalten, verhaftet. Man warf ihm die Beteiligung an einer "rechtsgerichteten trotzkistischen Organisation“ und „Untätigkeit in der Führung der Truppen des Bezirks“ vor. Am 23. Februar 1942 wurde der Militärkommandant erschossen.
Pjotr Klenow.
Public domainNach der Niederlage der Hauptstreitkräfte der Westfront in den Schlachten von Minsk und Bialystok im Sommer 1941 wurden der Befehlshaber der Front, Armeegeneral Dmitrij Pawlow, und eine Reihe untergeordneter Befehlshaber wegen „Feigheit, willkürlicher Aufgabe strategischer Punkte ohne Genehmigung des Oberkommandos, Zusammenbruch der Truppenführung sowie Untätigkeit der Behörden“ verhaftet.
Am 22. Juli 1941 wurde Pawlow zusammen mit seinem Stabschef, Generalmajor Wladimir Klimowskich, dem Kommunikationschef der Front, Generalmajor Andrej Grigorjew, und dem Kommandeur der 4. Armee, Alexander Korobkow, erschossen.
Dmitrij Pawlow (links).
Public domainGeneralleutnant Nikolai Klitsch, Chef der Artillerie der Westfront (vor dem Krieg war dies der westliche Sondermilitärbezirk), wurde angeklagt wegen „krimineller Untätigkeit und Nachlässigkeit, wodurch die Artillerie des Bezirks nicht auf Kampfeinsätze vorbereitet war und in den ersten Kriegstagen der größte Teil der Artillerie und der Munition der Westfront an den Feind fiel“. Am 16. Oktober 1941 wurde er erschossen.
Nikolai Klitsch.
Public domainNach dem Selbstmord von Generalmajor Iwan Kopz, dem Befehlshaber der Luftstreitkräfte an der Westfront, am 22. Juni 1941 übernahm sein Stellvertreter, Generalmajor der Luftfahrt Andrej Tajurskij, diesen Posten. Doch bereits am 2. Juli wurde er entlassen und der Untätigkeit beschuldigt, wodurch die ihm anvertrauten Truppen schwere Verluste an Menschen und Material erlitten. Am 23. Februar 1942 wurde Tajurskij erschossen.
Andrej Tajurskij.
Public domainGeneralmajor Nikolai Glowazkij, Kommandeur der 118. Division, wurde beschuldigt, seine Truppen während der Kämpfe um Pskow im Juli 1941 ohne schriftlichen Befehl von Generalmajor Iwan Kosobuzkij, dem Kommandeur des 41. Schützenkorps, auf die andere Seite des Flusses Welikaja geführt zu haben. Glowazkij behauptete, er habe einen mündlichen Befehl dazu gehabt, aber Kosobuzkij bestätigte diese Behauptung nicht. Am 3. August desselben Jahres wurde der Befehlshaber erschossen.
Nikolai Glowazkij.
Public domainAnfang 1941 übte der Generalmajor der Luftfahrt, der Testpilot Alexander Filin, scharfe Kritik an der Führung der sowjetischen Luftfahrtindustrie, die schließlich mit seiner Verhaftung am 23. Mai desselben Jahres endete. Er wurde der „Sabotage“ und der „antisowjetischen Agitation und Propaganda“ beschuldigt. Am 23. Februar 1942 wurde Filin erschossen.
Alexander Filin mit seiner Familie.
Public domainIn den ersten Tagen des Krieges kämpfte das 14. mechanisierte Korps in der Gegend von Brest und Kobrin und erlitt schwere Verluste an Menschen und Material. Am 8. Juli wurde der Kommandeur Generalmajor Stepan Oborin verhaftet. Wegen „sträflicher Vernachlässigung seiner Dienstpflichten, die zur Zerstörung der Mannschaft und des Eigentums führte“, wurde der Militärführer zur Todesstrafe verurteilt und am 16. Oktober 1941 erschossen.
Stepan Oborin.
Public domainGeneralmajor Makarij Petrow, Dozent an der Artillerieakademie F. E. Dserschinskij, wurde am 30. Juni 1941 als „Sowjetfeind“ und "Teilnehmer an einer antisowjetischen Militärverschwörung“ verhaftet. Am 13. Februar 1942 wurde er zum Tode verurteilt und das Urteil zehn Tage später vollstreckt.
Makarij Petrow.
Public domainDer stellvertretende Stabschef der Luftwaffe der Roten Armee, Generalmajor der Luftfahrt Pawel Jusupow, wurde am 17. Juni 1941 verhaftet, nur fünf Tage vor Ausbruch des Krieges gegen Nazideutschland. Er wurde der Beteiligung an einer antisowjetischen Verschwörung beschuldigt und am 23. Februar 1942 erschossen.
Pawel Jusupow.
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