- Es wurde an der Stelle der alten Handelsreihen gebaut
Der Handel am Kreml florierte schon lange vor der Entstehung des GUM. Einst boten Hausierer ihre Waren auf dem Gelände an, dann begann man, Stände zu bauen.
Ein Feuer „half“ bei der Errichtung der Handelsreihen an dieser Stelle: Unter Zar Iwan III. (von 1462 bis 1505 Großfürst von Moskau) wurden sie aus Holz gebaut, unter Boris Godunow (regierte zwischen 1584 bis 1598 ) wurden schon Ziegelsteine verwendet.
Nach und nach entstanden in dem Raum zwischen der Iljinka- und der Nikolskaja-Straße die so genannten Oberen Handelsreihen. Die Mittleren und die Unteren Handelsreihen befanden sich zwischen der Iljinka- und der Warwarka-Straße bzw. zwischen der Warwarka-Straße und dem Mytnyj-Dwor-Gebiet.
Das Handelsviertel wurde mehrere Male umgebaut. Unter Katharina II. (Kaiserin von Russland von 1762 bis 1796) wurde es von Giacomo Quarenghi umgestaltet, dem Architekten des Eremitage-Theaters in St. Petersburg und des Gostiny Dwor (Gasthof) in Moskau.
Nach dem Krieg von 1812 gegen Napoleon übernahm ein anderer prominenter Architekt – Osip Bove, der die Moskauer Gärten (heute Alexandergärten) an den Kremlmauern und die Moskauer Manege entwarf – deren Wiederaufbau.
Im 19. Jahrhundert zählten die Handelsreihen 600 Geschäfte unter ihrem Dach, die fast alle ihre eigenen Besitzer hatten. Mit der Zeit begann sich der Zustand des Gebäudes zu verschlechtern.
Die Kunden, die in die oberen Handelsreihen kamen, sahen sich mit Gefahren für Leib und Leben konfrontiert: Ein Stück Putz konnte den Kunden auf den Kopf fallen, und eine Dame hatte besonders großes Pech – mitten in einer Anprobe brach der Boden unter ihr ein. Schließlich schlossen die städtischen Behörden einfach das alte Gebäude, umstattdessen ein neues zu bauen.
- Das größte Einkaufszentrum des 19. Jahrhunderts
Das im russischen Stil errichtete Gebäude der Oberen Handelsreihen empfing die ersten Besucher im Dezember 1893.
Der Architekt Alexander Pomeranzew entwarf das damals größte Einkaufszentrum Europas: Er brachte 16 verschiedene Gebäude unter ein Dach, indem er sie zu drei dreistöckigen Einkaufsgalerien zusammenfügte.
Das Einkaufszentrum beherbergte über 1.000 Geschäfte, während die Einkaufsgalerien selbst durch Passagen und Arkaden miteinander verbunden waren.
Vom Roten Platz aus sah es so aus, als ob es ein riesiger Märchenpalast mit Türmchen, Toren und einem prunkvollen Eingang wäre.
- Wladimir Lenin hat den Namen für das Kaufhaus vorgeschlagen
1921 verkündete Lenin den Beginn der Neuen Ökonomischen Politik, oder kurz NÖP (lesen Sie hier, wie die kommunistische UdSSR beinahe eine freie Marktwirtschaft wurde) und initiierte die Gründung des Gosudárstwenyj uniwersálnyj magasín (dt.: Staatliches Warenhaus, russische Abkürzung: GUM).
Das GUM-Logo wurde von dem Avantgarde-Künstler Alexander Rodtschenko entworfen, und die Werbesprüche für das Geschäft von dem Dichter Wladimir Majakowski verfasst.
1930 schloss Josef Stalin das Geschäft, in dem später Ministerien und das Büro von Lawrentij Berija untergebracht waren. Es gab nur noch eine Filiale der Allunions-Gesellschaft zum Handel mit Ausländern (kurz Torgsin), wo die Waren gegen harte Währung gekauft werden konnten.
Im Juli 1932 erschoss sich Nadeschda Allilujewa, Stalins zweite Ehefrau. Den Sarg mit ihrem Leichnam bahrte man im GUM auf, wo die Abschiedszeremonie stattfand.
Mehrere Jahrzehnte lang befanden sich im Obergeschoss des Geschäfts Gemeinschaftswohnungen, in denen mehr als 20 Familien lebten. Es gab dort weder Küchen noch Toiletten – gekocht wurde auf Kerosinöfen, und die Bewohner mussten sich in öffentlichen Toiletten waschen.
Das GUM wurde erst im Dezember 1954 wiedereröffnet und bot mehr als 30.000 Artikel an, von Kinderspielzeug bis hin zu Pelzen und Teppichen.
- Hier fand die erste Dior-Modenschau in der UdSSR statt
1959 fand in Moskau zum ersten Mal eine Dior-Modenschau statt: Yves Saint Laurent kam mit den Models in die sowjetische Hauptstadt.
Sie schlenderten in schicken Kostümen durch die Galerien des Kaufhauses, posierten vor dem Haupteingang und ließen sich umringt von staunenden sowjetischen Einkäufern fotografieren.
- Es gab Plänen, das GUM abzureißen
Das legendäre Kaufhaus war mehrfach kurz davor, der Abrissbirne zum Opfer zu fallen.
Mitte der 1930er wollte man an seiner Stelle ein Gebäude bauen, in dem das Volkskommissariat für Schwerindustrie untergebracht werden sollte.
Der angesehene Architekt Alexej Schtschussew, der das Lenin-Mausoleum entworfen hatte, schrieb, dass „der Rote Platz zu eng sei und durch die Beseitigung des GUM verbreitert werden sollte, um öffentliche Kundgebungen und Paraden zu ermöglichen“.
1947 gab es den Vorschlag, anstelle des GUM ein Denkmal zum Gedenken an den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg zu errichten.
Anfang der 1970er Jahre gab es einen weiteren Plan, es abzureisen: Einer Version zufolge erfuhr Leonid Breschnews Frau Viktoria davon und beschwerte sich bei ihrem Mann.