Feiner Schal aus dem rauen Ural

Aus feinster Ziegenwolle entstehen kunstvolle Stoffe.

Aus feinster Ziegenwolle entstehen kunstvolle Stoffe.

Lori/Legion Media
Orenburger Schals sind in Russland so bekannt wie Matroschkas oder Samoware. Sie wurden zunächst von den Dschigiten der Kirgis-Kaisaken-Horde getragen, zum Schutz vor der grimmigen Kälte im Ural. Heute sind sie nicht nur ein praktisches, sondern auch ein kunstvolles Kleidungsstück. Zehn Fakten über den Schal aus dem Ural.

1. Orenburger Schals sind fein wie ein Spinnennetz.   

Im 18. Jahrhundert begannen Kosakinnen aus dem Ural, die sich auf das Klöppeln und die Stickerei verstanden, Schals aus flaumigem Ziegenhaar mit Ajour-Muster zu fertigen. Wegen der Zartheit des Materials wurden sie auch Pautinka (zu Deutsch: „Spinnennetze“) genannt. Das kunstvolle Handwerk entstand fast gleichzeitig mit der Stadt Orenburg.

2. Orenburger Schals fördern die Gesundheit.

Das Handwerk wurde aus wissenschaftlichen Erwägungen heraus zu einem Gewerbe. Der Heimatkundler Pjotr Rytschkow hatte sich mit den gesundheitsfördernden Eigenschaften der Ziegenwolle befasst. 1766 trat er mit der Initiative hervor, Strickarbeiten aus Ziegenwolle in der Region zu vermarkten. 

3. Orenburger Schals sind preisgekrönt.     

Seine „Weltpremiere“ erfuhr der Orenburger Schal Mitte 1855 auf der Weltausstellung in Paris. 1862 wurde auf der Weltausstellung in London zudem die Orenburger Kosakin Maria Uskowa für ihre Ziegenwoll-Schals mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. 

4. Die Wolle der Orenburger Schals ist die feinste der Welt.

Das eigentliche Geheimnis der Orenburger Schals ist sein einzigartiges Material. Es ist mit einer Faserdicke von 16 Mikrometern die dünnste Wolle der Welt. Nicht einmal die berühmte Angorawolle kann da mithalten. Sie weist eine Faserdicke von 22 bis 24 Mikrometern auf. Die feine Wolle stammt von Ziegen aus den bergigen Steppen des Urals.  

5. Orenburger Schals sind einmalig.     

Im 19. Jahrhundert gab es den Versuch, diese Ziegen auch in Frankreich, Südamerika oder Australien zu züchten. Das erwies sich als unmöglich. Die Paarhufer aus der wilden Wolgaregion vertrugen das milde Klima nicht. Ihr Fell verlor seine charakteristische Feinheit.

6. Die Wolle der Orenburger Schals war Exportschlager.     

Die Wolle der Orenburger Ziegen bildete einen eigenen Exportposten des Russischen Reichs. Frankreich war ein großer Absatzmarkt. In Großbritannien wurden Schals „nach Orenburger Art“ gefertigt.

7. Orenburger Schals waren in der Sowjetunion Mangelware.     

In der UdSSR waren echte Orenburger Schals eine museale Seltenheit, besonders handgearbeitete Modelle waren extrem selten zu bekommen. Bis 1985 wurden die Näherinnen als Exportarbeiterinnen registriert.  

8. Der größte Orenburger Schal umspannt fast 13 Quadratmeter.     

Das größte Tuch – 3,6 mal 3,6 Meter – wurde 2013 in einer Orenburger Fabrik aus 13,5 Kilometern Garn hergestellt. Damit wurde ein Rekord gebrochen, der sich 90 Jahre lang behaupten konnte. Jermolai Fjodorow, Chorleiter aus dem Dorf Scholtoje, hatte zuvor einen Schal aus 1 000 Knüpfschlingen von Hand gefertigt.

9. Der Orenburger Schal ist beliebtes Promi-Accessoire.     

Viele berühmte Persönlichkeiten aus aller Welt kehrten von ihrer Russlandreise als Besitzer eines Orenburger Schals zurück, unter anderem Montserrat Caballé, Annie Girardot, Madonna, Fergie und Sean Young.

10. Der dünnste Orenburger Schal passt in ein Gänseei.

Der Schal lässt sich durch einen Fingerring ziehen und in ein Gänseei stopfen – eine Tatsache, aber kein Test auf Echtheit, denn er funktioniert nur bei den berühmten „Pautinka-Schals“. Ausführungen mit etwas mehr Volumen passen nicht durch einen Ring, dafür halten sie wärmer.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Cultura.ru.

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