Kein Bolschoi und dennoch großartig: Sechs russische Theater in den Regionen

Das Bolschoi-Theater in Moskau und das Marinskij-Theater in Sankt Petersburg sind der ganzen Welt ein Begriff. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten, um in Russland ein gutes Ballett oder Theaterstück zu sehen. Hier sind sechs spannende Alternativen.

Das Stanislawski- und Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheater in Moskau

Trotz der Tatsache, dass sich dieses Theater in der Hauptstadt befindet, führte es stets weitgehend ein Nischendasein. Vor einem Jahr wurde dann der Pariser Laurent Hilaire eingeladen, das Ballettensemble dieses Musiktheaters zu leiten. Er reduzierte die Anzahl der alten Bühnenstücke und schuf Platz für neue: Das Ballett des Theaters führte erstmals Balanchines „Serenade“ sowie Forsythes „Das zweite Detail“ auf. Zudem machte es Russland mit dem Stück „Suite in Weiß“ des russischen Franzosen Serge Lifar und mit Paul Taylors Klassiker der Moderne „Der Heiligenschein“ bekannt. Der junge Choreographie-Star Alexander Eckman konnte sein Können unter Beweis stellen.

Das Opern- und Balletttheater in Perm

Das Ensemble in Perm besteht aus 90 Tänzern und arbeitet heute in einem alten gemütlichen Theater, das Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Trotz der kleinen Bühne, ist in seinem Repertoire fast das gesamte russische klassische Erbe zu finden. Die Leitung des Balletts hat der Petersburger Alexej Miroschnitschenko inne, der bereits mit dem Marinskij-Theater und dem New York City Ballett zusammenarbeitete. Das ausgewogene Repertoire lockt bei seinen Aufführungen in Perm nicht nur Ballettliebhaber aus Moskau und Sankt Petersburg, sondern auch Ballettstars an: Mit dem Theater kooperieren zum Beispiel Diana Wischnewa und Natalia Osipowa, die sowohl den Titel der führenden Solistin des Königlichen Balletts von Großbritannien als auch den Titel der Primaballerina des Perm-Theaters trägt.

Das Opern- und Balletttheater in Jekaterinburg

Das Opern- und Balletttheater in Jekaterinburgwurde erst vor kurzem zum Mekka für Ballettliebhaber, als Wjatscheslaw Samodurow die Leitung des Ensembles übernahm. Er brachte als Leiter des Nationalballetts in den Niederlanden und des „Royal Ballet of Great Britain“ die nötige Erfahrung mit. Samodurow hauchte dem örtlichen Ensemble neues Leben ein, indem er es jedes Jahr neue Akzente setzte. Diese reichten von der Wiederaufführung der Petersburger Version von „Giselle“ und des Balletts „Schwanensee“ bis hin zu Russlands ersten Produktionen des Neoklassikers Hans van Manen und der Meister des zeitgenössischen Tanzes Sol León und Paul Lightfoot.

Führend in der Theaterszene wurde Jekaterinburg jedoch dank Samodurows origineller Choreographie. Seine Inszenierungen von „Romeo und Julia“, „Salieris Variationen“, „Der Vorhang“ und „Arktische Lieder“ brachten ihm eine einzigartige Sammlung an Theaterpreisen ein.

Das baschkirische Theater für Oper und Ballett in Ufa

Hier sah schon der achtjährige tatarische Junge Rudolf Nurejew zum ersten Mal eine Ballettaufführung. An diesem Abend wurde "Das Kranichlied", eine Art baschkirischer „Schwanensee“, von der Leningrader Choreografin Nina Anisimowa inszeniert. Genauso wurden auch einst in der ganzen Sowjetunion Opernhäuser geschaffen: Erfahrene Meister aus dem Großen oder dem Marinskij-Theater kamen in die Großstädte, um auf der Grundlage lokaler Legenden und Traditionen neue Aufführungen zu kreieren und klassisches Ballett mit Volkstänzen zu kombinieren.

Ufa hatte das Glück, die letzte Stadt in der Sowjetunion zu sein, in der eine eigene choreographische Schule eröffnet wurde. Aus diesem Grund hat das Theater heute ein einzigartiges „Corps de ballet“, dessen Einheit nicht erst am ersten Tag der Theaterarbeit, sondern von dem Moment an, in dem das Kind zum ersten Mal die Schwelle der Ballettschule überschreitet, geformt wird.

Das tatarische Theater für Oper und Ballett

Das Theater in Kasan führt geschickt europäische und nationale Traditionen zusammen. So findet man in seinem Repertoire „Schwanensee“, „Don Quichotte“, „La Bayadère“ ebenso wie die Nationallegende „Şüräle“ und das pseudohistorische Stück „Die goldene Horde”.

Heute ist die Primaballerina Kristina Andrejewa der ganze Stolz des Theaters. Sie entspricht voll und ganz den modernen Vorstellungen von dem, was man eine „Ballettschönheit“ nennen würde: Sie ist groß und elegant, hat einen großen Schritt und einen leichten Sprung, macht ohne Probleme 32 Drehbewegungen und hebt auch aus komplexen Stützpositionen ab.

Das Opern- und Balletttheater in Krasnojarsk

Das Theater in Krasnojarsk wurde erst im Jahr 1978 eröffnet. Die Leitung wurde sofort vom Bolschoi-Theater übernommen. Im Jahr 1998 wurde Sergei Bobrow, der Solist des Bolschoi-Theaters, nach Krasnojarsk geholt. Als Choreograph erarbeitete er in den letzten 20 Jahren ein originelles Repertoire, zu dem auch das Ballett „Der Zar-Fisch“ nach dem Roman des sowjetischen Autors Viktor Astafjew zählt.

Das Theater besitzt ebenso ein großes Repertoire an russischen Ballettklassikern in den adaptierten Versionen des Bolschoi-Theaters. Mit etwas Glück kann man sich in Krasnojarsk sogar „Spartakus“ anschauen, ein legendäres Stück von Juri Grigorowitsch, dessen Schüler Bobrow einst gewesen war.

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