Neonlichter vor dunklen Wohnblöcken, kleine Einkaufsläden zwischen Drogendealer und Sex-Shop – das sind Kulissen für Konstantin Wichrows Bilder. Die Orte kennt so oder ähnlich jeder: monoton-graue Wohnblocks rund um die Hauptstadt, jeder einzelne Bezirk kann bis zu 150.000 Einwohner haben. Anonymität. Aber für den Fotografen Wichrow ist das alles vor allem eines – eine Inspirationsquelle.
In seinen Bildern zeigt er die Moskauer Vorstädte, als wären sie gerade einem Cyberpunk-Film wie dem berühmten „Blade Runner“ entsprungen: Neonfarbene Leuchtreklame überstrahlt die düsteren Personen, die allesamt zufällige Passanten und ganz normale Moskauer BürgerInnen sind.
Wichrow fotografiert weit weg vom glamourösen Roten Platz und dem viel begangenen Arbat. Die Entwicklung seiner Stadt sieht er vor allem kritisch: „Anormale Urbanisierung, moderne Gebäude viel zu nah an den alten sowjetischen, überall Märkte und Geschäfte – das ist Verfall auf beiden Seiten, innen und außen“, sagte er jüngst dem Nachrichtenaggregator TJournal (rus). „Wir können so ja nur noch verrückt werden und das alles als Zuschauer verfolgen.“
Gleichzeitig jedoch, so räumt er auch ein, fühlt er doch eine Art Stockholm-Syndrom gegenüber seiner Stadt – und das zeigen auch seine Bilder mit all ihrer urbanen Melancholie.
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