Ludmilla Petruschewskaja: Russlands "letzte große Autorin" umarmt singend ihre Dämonen

Kultur
ALEXANDRA GUSEWA
Die russische Schriftstellerin Ludmilla Petruschewskaja provoziert nicht nur mit ihren bizarren Hüten, sondern vor allem mit der Aufrichtigkeit ihrer Prosa. In ihren Kabarettaufführungen überrascht sie mit Tänzen und Liedern.

Die Financial Times nannte sie einst provokativ „Russlands letzte Schriftstellerin“, die New York Times Book Review  „eine der besten und beliebtesten zeitgenössischen Autoren Russlands“. Schriftstellerin und Malerin, Dramatikerin, Sängerin und Dichterin: Ludmilla Petruschewskaja feiert am 26. Mai ihren 80. Geburtstag.

„Das Mädchen aus dem Hotel Metropol“ ist einer ihrer Romane, der auf ihrer sowjetischen Kindheit und dem harten Nachkriegsleben basiert. Petruschewskajas Poesie und Prosa rühren unsere dunkelsten Gedanken und Emotionen an: Sie sind oft der Kleinstadt und und dem In-der-Küche-Versinken gewidmet, scheinbar verrückt und schmutzig. Ein typisches Beispiel ist „Meine Zeit ist die Nacht“, eine Novelle, in der die erstickende Sorge einer Mutter für ihre erwachsenen Kinder stört, ärgert, überflüssig und manchmal bestialisch macht.

Petruschewskaja überschätzte ihre Absichten nicht: „Meine Geschichten sind ein Spiegel. Die Menschen sehen sich in ihnen. Wenn sie Böses sehen, heißt das, dass sie böse sind. Wenn sie Gutes sehen, heißt das, dass sie gut sind", sagte sie einmal in einem Interview.

Ihre anderen Ausdrucksformen – seien es temperamentvolle Lieder, Selbstporträts oder Animationsfilme – stehen derweil im Kontrast zu ihren oft makabren Geschichten. So werden Petruschewskajas Stücke von Moskaus Top-Theatern inszeniert. Ihr experimentelles musikalisches Projekt "Cabaret Noir" hat das Publikum in den letzten zehn Jahren schon an vielen Orten begeistert.

Petruschewskaja bleibt sich selbst treu und  machte dies zu ihrem Markenzeichen: Sie ist in allem erkennbar, was sie tut. Sie spielt ihr eigenes Material mit eigener Live-Band. IhreSongs sind teilweise humorvoll, teilweise satirisch, mit neuen Texten zu bekannten Melodien. „Cabaret Noir“ soll „das ganz Paradoxe“ ihres Charakters auffangen: fröhliche Lieder gemischt mit Kurzgeschichten, in denen sich Leben und Tod erschreckend nah kommen.

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