Von einem Mönch, der russische Volksmusik zum Mainstream machte

Artjom Geodakjan/TASS
Neuromonakh Feofan? Das sind alte slawische Rhythmen, zu denen selbst der Bär tanzt. Russia Beyond stellt Ihnen die geheimnisvolle neue Gruppe vor.

Was passiert, wenn Drum’n‘Bass auf traditionelle russische Kleidung und modernen russischen Folk trifft? Eine Gruppe russischer Musiker, verkleidet als Mönche, erobern gerade mit einem solchen Mix Russland. Mit einer Prise Mystik und beeindruckenden Live-Shows ziehen Neuromonakh Feofan mit ihren Beats nun auf Tournee durch die ganze Welt. Aber wer ist Neuromonakh Feofan?

Das erste, was Ihnen an Neuromonakh auffallen wird, ist die lange, weite Kapuze, die sein Gesicht bedeckt. Seine Anonymität ist das größter Mysterium bei Live-Auftritten als auch in Musikvideos. Es mag auf den ersten Blick wie eine Spielerei aussehen, aber in Wirklichkeit hat der Mann hinter dem Künstler niemals offiziell seine Identität offenbart und bevorzugt das mysteriöse Bild seines künstlerischen Alter-Ego.

In einem Interview mit dem angesagten Video-Blogger Jurij Dud  sagte Neuromonakh, dass er die Musik zunächst sein Hobby war. Nach der Arbeit mischte er Genres. Als seine Musik dann allmählich von Nischenhörern zum Mainstream kam, tat er, was jeder aufstrebende Musiker eben tun: Er gründete eine Band und wagte sich in das unerforschte Gebiet des Drum’n‘Bass-Folk hinaus.

Die Band nahm schnell ihr erstes Album auf. Die Musik wurde ergänzt durch stilisierte traditionelle russische Kleidung: Sarafans, Kosoworotkas und Bastschuhe. Diese wurden bald schon zu einem festen Bestandteil ihrer Shows. Dann nahmen sie auch noch einen Bären mit auf Tour. Was könnte auch russischer sein?

Der Bär aber tanzt nicht nur zu den Liedern mit Balalaika, sondern er ist heute auch der Frontmann der Band.

Ihre Texte fügen sich zudem nahtlos in die altslawische Stimmung der Band ein. In einem ihrer berühmtesten Lieder, "Ich will zum Tanze" ("Хочу в пляс"), ein Lied, das in vielerlei Hinsicht einer russischen Version eines frühen 2000er-Hits ähnelt, reflektiert Neuromonakh die Unwilligkeit, die traditionellen Alltagsaufgaben eines russischen Bauern zu erledigen:

„Ich würde gehen und das Gras schneiden,

Ich würde gehen und das Badehaus aufwärmen,

Ich würde gehen und das Huhn füttern,

Ich würde gehen und den Boden in der Hütte waschen,

Aber danach, nicht jetzt

Weil ich jetzt tanzen will!“

Die Melodie ist eingängig, und obwohl die meisten Songs der Band in einem historischen Kontext stehen, weit weg vom urbanen Lebensstil der meisten modernen Russen, sind sie überraschend klar: ob die typische russische Beziehung zur "Datscha", wo viele Russen noch Obst und Gemüse anbauen, oder die unbeschwerte Darstellung des traditionellen Lebens in einem neuen Kontext sein.

In einem Interview mit Meduza beschrieb der berühmte russische Musiker Sergej Schnurow von der Kult-Band Leningrad die Mönchstänzer als "eine Kombination der Unvereinbarkeiten, sie sind orthodoxe Atheisten, sie glauben an Kommunisten". 

Drei Jahre und Millionen Views auf YouTube, ein Album und unzählige Tourneen später ist jedenfalls eines klar: Neuromonakh ist weit mehr als nur eine musikalische Parodie.

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