1. Olga Chochlowa
Chochlowa kam 1917 als Ballerina nach Paris. Bei einer ihrer Shows war zu dieser Zeit ein gewisser Pablo Picasso als Bühnenbildner und Kostümdesigner engagiert. Die beiden lernten sich kennen und der damals 35-jährige Picasso verguckte sich sofort in die rothaarige russische Schönheit. Fast ein ganzes Jahr verbrachte er damit, sie von sich zu überzeugen. Im Juli 1918 heiratete das junge Paar. Auch Picassos Mutter, die anfangs gegen die Beziehung mit einer Nichtspanierin war, konnte überzeugt werden: Der Maler schenkte ihr ein Portrait von Chochlowa mit einem traditionellen spanischen Schleier.
Die frühen Jahre der Ehe waren geprägt von Glück und Stabilität. Durch die Hochzeit stiegen die Picassos endgültig in die höchsten Kreise der Pariser Gesellschaft auf, was sowohl der Maler als auch seine Gattin genossen. 1921 wurde ihr gemeinsamer Sohn Paulo geboren. Picasso schuf zahlreiche Gemälde von seiner Liebsten, die sie zumeist sitzend und lesend darstellten und dabei ihre Unschuld idealisierten. Die Betonung lag vor allem auf ihren Augen sowie auf ihrer perfekten Nase.
Später wurde Chochlowa krank und die Beziehung wurde zunehmend schlechter. 1927 begann Picasso eine Affäre mit der 17-jährigen Marie-Thérèse Walter, weitere sieben Jahre später trennten sich der Künstler und Chochlowa endgültig.
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2. Gala Dalí
Wie ihr Ehemann Salvador war auch Gala Dalí (geboren als Elena Iwanowna Djakonowa) eine mysteriöse Figur. Obwohl sie vor allem als Muse in die Kunstgeschichte eingegangen ist, war Gala eine unabhängige, gleichberechtigte Frau, die jedoch meist außerhalb des Rampenlichts agierte.
Über ihre Biographie vor dem Zusammentreffen mit Dalí ist relativ wenig bekannt. Als gesichert gilt, dass sie um 1894 in Kasan geboren wurde und in Moskau aufwuchs. Später heiratete sie den surrealistischen Poeten Paul Éluard. An seiner Seite lernte sie 1929 den – damals noch relativ unbekannten - Salvador Dalí kennen. Sie verliebte sich in den zehn Jahre jüngeren Spanier, verließ Éluard und zog in Dalís Heimatstadt Cadaqués, um näher bei ihm sein zu können. Fünf Jahre später heirateten sie.
Galas Weiblichkeit wurde ein wichtiges Motiv des berühmten Künstlers und er stellte sie mal als Madonna, mal als Rätsel und mal als erotisches Symbol dar.
Aufgrund von Salvadors Angst vor Berührungen soll es in der Beziehung jedoch nur wenig körperliche Nähe gegeben haben, Gala nannte ihn liebevoll „meinen kleinen Sohn“ (eng).
Trotzdem brauchten die beiden einander. Gala kämpfte hart, um die Werke ihres Mannes zu vermarkten und die kreative Verbindung zwischen den beiden war so tief, dass Salvador seine Bilder gelegentlich mit „Gala Salvador Dalí“ unterschrieb, um auf die völlige Einheit des Paares anzuspielen.
3. Lydia Delektorskaja
Henri Matisses platonische Beziehung mit der Sibirierin Lydia Delektorskaja war die Geschichte von zwei verletzlichen Menschen, die ohneeinander nicht Leben konnten. Ohne Lydia hätte der Maler in seinen letzten zwei Jahrzehnten kaum so produktiv sein können.
Delektorskaja wurde 1910 in Tomsk geboren, 1922 wurde sie durch den Tod beider Eltern zum Waisenkind. Später wanderte sie ins französische Nizza aus, wo sie sich als Tänzerin und Model über Wasser hielt.
So wurde der berühmte Maler Henri Matisse auf sie aufmerksam, der Lydia als Assistentin für sein Meisterwerk „Der Tanz“ anwarb. Zunächst hatte sie die Aufgabe, sich um Matisses kranke Ehefrau Amélie zu kümmern. Später stieg sie zu seiner Managerin auf und kümmerte sich fortan um die Organisation des Studios, um die Koordination der Models sowie um die Durchführung von Ausstellungen. In einer Biografie über Delektorskaja schrieb die britische Journalistin Hilary Spurling später: „Sie hätte eine Armee führen können. Alles funktionierte wie ein Uhrwerk.“
Im 1935 fertiggestellten Gemälde “Großer Liegender Akt“ (Pink Nude) wurde Delektorskaja dann selbst zum Model. Matisse war so beeindruckt von ihrem Körper, dass er die nächsten vier Jahre lang nur noch sie malte.
Matisses Ehefrau Amélie versuchte Delektorskaja rauszuwerfen, worauf die Russin versuchte, sich umzubringen. Nach der Trennung von Amélie und Matisse kam das Paar im Jahre 1939 wieder zusammen.
4. Sonja Delaunay
Die letzte Muse auf unserer Liste war selbst bereits eine etablierte Künstlerin, als sie 1909 auf ihren späteren Ehemann Robert Delaunay traf. Auch nach der Hochzeit verfolgte sie ihre eigene künstlerische Karriere erfolgreich weiter.
Geboren 1885 verbrachte Sonja ihre Kindheit bei einem wohlhabenden Onkel in Sankt Petersburg. Ihre privilegierte Bildung ermöglichte es ihr, in Karlsruhe und Paris Kunst zu studieren. In der französischen Hauptstadt traf sie auch auf Robert Delaunay. Das Paar heiratete 1910.
Als im Jahr darauf der gemeinsame Sohn Charles geboren wurde, stellte sie für das Kind eine Decke im traditionellen ukrainischen Stil her. Später sagte sie, dass diese Decke sie dazu bewegte, sich dem Kubismus zuzuwenden. Die „Simultanismus“ genannte Mischung aus Kubismus und Neoimpressionismus wurde typisch für das Paar und zeigte, wie die Wirkung von Farben alleine durch die sie umgebenden Farben beeinflusst werden kann. Beispielhafte Werke hierfür sind „Prismes Electriques“ (Sonja Delaunay, 1914) und „Circular Form“ (Robert Delaunay, 1913).
Von dort an vertrat Sonja die Ansicht, dass jeder Teil ihres Lebens den gleichen Enthusiasmus verdient hatte. Sie erklärte, dass „Farbe die Haut der Welt“ sei und die Wohnung des Paares wurde eine Experimentierfläche, wo Sonja Kontrastfarben zu Wänden, Einrichtungsgegenständen und Kleidungsstücken ausprobierte. Die Ergebnisse wurden im Tangoklub Bal Bullier präsentiert. Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Avantgarde der ganzen Welt regelmäßig in dem Appartement zusammen.
In den 20er-Jahren beschäftigte sich Sonja hauptsächlich als Modedesignerin und eröffnete ihr eigenes Modestudio. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1941 wandte sie sich jedoch wieder der Malerei zu.
Eine besondere Ehre wurde ihr im Jahre 1964 zuteil, als sie die erste Frau wurde, die eine eigene Ausstellung im berühmten Louvre-Museum erhielt.