Theodor Dreiser (in der Mitte) in der Stadt Stalino (heute Donezk) am 19. Dezember 1927
Public domainDreiser wurde 1927 eingeladen, die UdSSR während der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum der Oktoberrevolution zu besuchen:
„Lenin. Ich glaube, dass dies der neue Held der Welt ist. Wenn die Welt zur Diktatur des Proletariats übergeht, und ich gehe davon aus, dass sie dazu übergeht, wird ihre Größe keine Grenzen kennen. <...> Russland kann seinen Ruhm nicht mehr bewältigen. Seine Statuen und Gemälde sind so zahlreich, dass sie eine besondere Atmosphäre schaffen. Allein in Moskau gibt es so viele seiner Büsten und Statuen, dass sie eine spürbare Ergänzung der Bevölkerung zu sein scheinen. Ungefähr wie folgt: Die Bevölkerung Moskaus – ohne Lenin-Statuen – beträgt 2.000.000, mit Lenin-Statuen – 3.000.000.“
John Steinbeck in Moskau
Vladimir Minkevich/SputnikSteinbeck besuchte die UdSSR 1937 und 1947. Nach der zweiten Reise schrieb er die „Russische Reise“. Steinbeck erkannte, dass jeder in Russland nur über die Zukunft sprach, aber in der Gegenwart wenig getan wurde.
„In Russland denkt man immer an die Zukunft. Über die Ernte des nächsten Jahres, über die Annehmlichkeiten, die in zehn Jahren sein werden, über die Kleidung, die sehr bald genäht wird. Wenn eine Nation Energie aus der Hoffnung gewinnen kann, dann ist es das russische Volk...“
John Reed in Moskau, ca. 1917-1918
Getty ImagesDer amerikanische Sozialist erlebte einen Wendepunkt in der russischen Geschichte – die Oktoberrevolution 1917. Außerdem hat er selbst in gewisser Weise daran teilgenommen – er übersetzte für das Außenministerium der neuen Regierung. Sein Buch war bei den Bolschewiki so beliebt, dass Lenin allen Arbeitern des Landes empfahl, es zu lesen. John Reed wurde in der Nähe der Kremlmauer begraben – eine Ehre, die nur wenigen Ausländern zuteilwurde.
Als eines der Hauptmerkmale der Russen vermerkte er deren Drang zu lesen.
„Wir kamen an die Front <....> wo barfüßige und erschöpfte Menschen in den Schützengräben an Hunger und Krankheit starben. Als sie uns sahen, stiegen sie hinauf, um uns zu treffen. Ihre Gesichter waren ausgezehrt; durch die Löcher in ihrer Kleidung war der blaugefrorene nackte Körper zu sehen. Aber ihre erste Frage war: ,Habt ihr etwas zum Lesen mitgebracht?ʻ“
Der Autor von „Alice im Wunderland“ kam 1867 auf Einladung eines Freundes nach Russland. Er besuchte Moskau, St. Petersburg und Nischni Nowgorod und war von dem Gesehenen offenbar sehr begeistert.
"Die riesige Breite der Straßen (die Nebenstraßen scheinen breiter zu sein als vergleichbare Straßen in London) <...>, die riesigen beleuchteten Schilder über den Geschäften und die gigantischen Kirchen mit ihren blauen, mit goldenen Sternen verzierten Kuppeln <...> – all das bereicherte unseren Eindruck von den Herrlichkeiten unseres ersten Spaziergangs in St. Petersburg.“
Der Science-Fiction-Schriftsteller unternahm drei Reisen nach Russland. Die erste 1914, vor der Revolution, dann 1920, als er Wladimir Lenin traf, und 1934, bei der ihm ein Treffen mit Joseph Stalin organisiert wurde. Nach seinem zweiten Besuch schrieb er sein Buch „Nacht über Russland“.
„Unser größter Eindruck von der Situation in Russland ist das Bild eines kolossalen und irreparablen Zusammenbruchs. Die mächtige Monarchie mit ihren Verwaltungs-, Sozial-, Finanz- und Wirtschaftssystemen, die ich 1914 sah, fiel zusammen und zerbrach unter der schweren Last von sechs Jahren ununterbrochenen Krieges. Eine so grandiose Katastrophe hat die Geschichte noch nicht erlebt <...> Die Bauernschaft, die die Grundlage der ehemaligen Staatspyramide war, blieb auf ihrem Land und lebt fast so wie immer. Alles andere ist auseinandergefallen oder fällt auseinander.“
Die Autorin von „Mary Poppins“ hatte das Glück, 1932 als Touristin die UdSSR privat zu besuchen, während andere Schriftsteller oft als Teil offizieller Delegationen in das Land reisten.
„Um Russland wirklich zu sehen, sollte man dort nicht als Tourist hinfahren. Man muss die Sprache erlernen und allein reisen, ohne die obskure Betreuung durch staatliche Begleiter. Andernfalls wird der Reisende, der wenigstens über ein bescheidenes Geschichtswissen verfügt, verwirrt: Die meisten historischen Ereignisse wurden in ihrer Interpretationen bis zur Unkenntlichkeit verändert, so sehr wurden sie durch Marxismus und Zweckmäßigkeit aufpoliert.“
Der französische Schriftsteller und Dramatiker war einer der größten Freunde der UdSSR. Nach einer Reise im Jahr 1936 äußerte er nur Lob für das Handeln der Behörden.
„Ich kehre zu den Moskowitern zurück. Der Ausländer ist von deren vollkommenen Gelassenheit beeindruckt. Es Faulheit zu nennen, wäre natürlich übertrieben... Die Stachanow-Bewegung war eine wunderbare Erfindung, um die Menschen aus dem Winterschlaf zu schütteln (früher wurde dazu die Peitsche verwendet). In einem Land, in dem die Arbeiter an das Arbeiten gewöhnt sind, wäre die Stachanow-Bewegung unnötig. Aber hier, ohne Aufsicht, ist ihnen alles herzlich egal. Und es scheint ein Wunder zu sein, dass es trotzdem vorangeht. Niemand weiß, was es die Führer kostet. Um sich das Ausmaß dieser Bemühungen vorzustellen, muss man sich die angeborene geringe ,Produktivitätʻ des russischen Mannes vor Augen halten.“
Der deutsche Schriftsteller hatte eine große Sympathie für die UdSSR (die später in der amerikanischen Emigration beim FBI für Misstrauen sorgte).
„Es ist nicht schwer, die Sowjetunion zu kritisieren, umso mehr, als sie den Gotteslästerern eine wohlwollende Anerkennung verschafft. Es gibt externe und interne Probleme in der Sowjetunion; sie sind nicht versteckt und leicht zu erkennen. Wer aber die Mängel der Union hervorhebt und das Große, was dort zu sehen ist, nur in einer Fußnote erwähnt, legt Zeugnis ab mehr gegen sich selbst als gegen die Union.“
Dennoch kam er nicht umhin, den Stalinkult zu bemerken:
„Bilder von Stalin finden sich auf jedem Schritt, sein Name ist auf allen Lippen, in allen Reden wird er gelobt. Insbesondere in Georgien werden Sie in jeder Behausung, selbst in der ärmlichsten und schäbigsten, ein Porträt Stalins an der Stelle sehen, an der früher die Ikone hing. Ich weiß nicht, was es ist: Anbetung, Liebe, Angst – aber überall und ringsherum ist ER.“
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