Lebendig und schnell: Alles was Sie über russische Volkstänze wissen müssen

Wladimir Wjatkin/Sputnik
Welche russischen Volkstänze gibt es und wie sind sie entstanden? Und wie wird man ein professioneller Volkstänzer?

Die bekanntesten russischen Volkstänze 

Die Bewegungen innerhalb der Tänze variieren je nach Region, doch es gibt einige Basistänze, die sich im Laufe der Jahrhunderte in ganz Russland verbreitet haben. 

Einer der bekanntesten russischen Tänze ist Horowod, bei dem sich Menschen in einem Kreis bewegen, während sie sich an den Händen halten. Dieser Tanz ist allen ostslawischen Nationen gemeinsam und wird an slawischen (und heidnischen) Feiertagen getanzt. Er hat eine rituelle Bedeutung. Heute ist Rutschejek, eine Variante des Horowod, bei Russen beliebt. Es ist eine Art „Spiel“, bei dem ein Tanzpaar durch ein Menschenspalier laufen muss. Zu Neujahr tanzen noch immer die Kinder gerne Horowod rund um den Neujahrsbaum.  

Es gibt viele verschiedene improvisierte Tänze, die Russische Pljaska heißen. Pljaska bedeutet „Tanz“. Diese Tänze werden bei festlichen Ereignissen und öffentlichen Veranstaltungen aufgeführt. Die Hauptbewegungen sind Kniebeugen, Klatschen und Klopfen. Männer und Frauen tanzen, ohne sich zu berühren, während andere zuschauen, klatschen und singen. Die Frauen schwenken oft ein Tuch, während die Männer wilde Sprünge zeigen. 

Einige ethnische Untergruppen hatten ihre eigenen Pljaska- Der lebendige und schneidige Kasatschok der Kosaken ist besonders bekannt. 

Seeleute tanzen den Jablotschko, der hauptsächlich aus abwechselnd Kniebeugen und Beinstreckung besteht. Das soll symbolisch einen Kampf darstellen. 

Im 19. Jahrhundert gab es neue Tänze und Lieder, die so populär wurden, dass man sie als Volkstänze und Volksweisen bezeichnete. Zum Beispiel tanzten die Männer zu Kamarinskaja, einem Lied von Michail Glinka. Der Kniebeugen-Tanz wurde nach dem Lied benannt.

Ein weiterer interessanter Tanz ist Barynja (übersetzt „Gutsherrin“), ein ironischer, augenzwinkernder Tanz, der zunächst eine Parodie auf einen Konflikt zwischen einer Gutsherrin und ihrem Leibeigenen war. Im Laufe der Jahre wurde es zu einem energischen, freudigen Tanz, der von Akkordeonspiel begleitet wird.  Genau wie in dieser Aufnahme von 1911.

Nicht vergessen sollte man auch die russische Quadrille, einen Tanz, der seine Wurzeln am französischen Königshof hat. Er kam im frühen 18. Jahrhundert mit Peter dem Großen nach Russland, der europäische Sitten und Gebräuche nach Russland brachte. Schließlich entdeckten auch die unteren Klassen den Tanz für sich und er wandelte sich zum Volkstanz.  Solche Tänze werden oft paarweise mit Partnerwechsel und in einem Viereck getanzt. 

Sowjetischer Einfluss auf den russischen Volkstanz 

Die Bauern auf dem Dorf tanzten schon seit heidnischen Zeiten. In den 1930er Jahren kamen die Volkstänze zu ihnen. Zuvor waren ihre Bewegungen eher chaotisch. Die sowjetischen Behörden haben dafür gesorgt, dass die Bauern den Volkstanz auf hohem Niveau lernten und haben daraus eine Visitenkarte der Sowjetunion bei offiziellen Veranstaltungen im Westen gemacht. 

Die ersten professionellen Volkstanzensembles wurden 1937 von dem legendären Tänzer und Choreografen Igor Moissejew gegründet. Das „Igor Moisejew Ballett“ ist immer noch eines der führenden Ensembles des Landes mit einem vollen Terminkalender auch im Ausland. Die Tanzgruppe konzentriert sich nicht nur auf russische Tänze, sondern auch auf Tänze aller sowjetischen Ethnien sowie auf Volkstänze aus der ganzen Welt - einschließlich der sizilianischen Tarantella und argentinischer Gaucho-Tänze.

Volkstänze heute  

Neben dem „Igor Moisejew Ballett“ gehören „Berjoska, Gschel“ und das „Alexandrow Ensemble“ der russischen Streitkräfte zu den bekanntesten Volkstanzensembles. Sie treten auf Russlands führenden Theaterbühnen gemeinsam mit Symphonieorchestern auf. Das Studium des Volkstanzes ist vergleichbar mit dem Besuch der Ballettschule. In Spitzenschuhen tanzen die Volkstänzer jedoch nicht, sondern in speziellen Stiefeln, die Steppschuhen ähneln. 

Viele Volkstänze sind sehr kompliziert und erfordern Kraft und hervorragende Körperbeherrschung, um die Bewegungen äußerst präzise ausführen zu können. Zudem muss man sehr teamfähig sein. Man muss stets die ganze Tanzgruppe im Augen behalten, damit alles synchron läuft. Das erfordert hohe Konzentration, da die Ensembles oft aus sehr vielen Tänzern bestehen und die unglaublichsten Bewegungen gefordert werden. 

Um ein professioneller Volkstänzer zu werden, muss man bereits früh mit dem Tanzen anfangen. Erst geht es in die Tanzschule und dann auf eine Hochschule mit Tanzabteilung oder auf eine Choreografie-Oberschule. Um einen Platz in einem guten Ensemble zu bekommen, muss man genau wie beim Fußball zu den Besten gehören. Zu Hause in der Wohnung kann dagegen jeder tanzen. Vergessen Sie nicht, den Tisch und andere Möbel beiseite zu räumen! 

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