„Krieg und Frieden“ von Sergei Bondartschuk
Bondartschuks sechsstündiges Opus Magnus wurde 1969 als erster sowjetischer Film mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. „Krieg und Frieden“ gewann ebenfalls den Golden Globe als bester fremdsprachiger Film. Die Produktion des Films dauerte sieben Jahre und war die teuerste aller Zeiten in der UdSSR.
Tolstois charakteristischer Erzählstil, epische Kampfszenen und fesselnde Charaktere werden in diesem filmischen Meisterwerk lebendig. Voller Spannung und Weisheit erzählt der Film von den Ereignissen des Vaterländischen Krieges von 1812 aus der Sicht von fünf aristokratischen russischen Familien.
Der spektakuläre Film gliedert sich in vier Teile, die sich um zwei gleichermaßen wichtige dramatische Themen drehen: Krieg und Liebe, wobei die charmanten russischen Aristokraten Graf Pierre Besuchow (Sergei Bondartschuk) und Gräfin Natascha Rostowa (Ludmilla Saweljewa) im Mittelpunkt stehen.
„Anna Karenina“ von Alexander Sarchi
Während Leo Tolstoi sein Werk „Krieg und Frieden“ als „Buch über die Vergangenheit“ bezeichnete, nannte er „Anna Karenina“ einen „Roman über das moderne Leben“.
Ja, wir haben das alles schon einmal gehört. Eine verheiratete Frau findet sich in einer leidenschaftlichen Liebesbeziehung mit einem Frauenmörder wieder. Für Graf Alexei Wronski opfert Anna alles in ihrem Leben: ihren geliebten Sohn, ihren rechtmäßigen und fürsorglichen Ehemann und ihre Stellung in der Gesellschaft. Anna Karenina (dargestellt von Tatjana Samoilowa) versucht, sich von den Fesseln der russischen gehobenen Gesellschaft zu befreien. Sie hat nicht mehr viel zu verlieren, doch sie verliert am Ende auch noch den Verstand. Ihre Liebe grenzt schließlich an Besessenheit und steuert auf ein unvermeidlich tragisches Ende zu.
Diese Verfilmung des Romans von Leo Tolstoi aus dem Jahr 1967 wird Sie nicht kalt lassen, allein schon, weil sie die unwiderstehlich schöne russische Schauspielerin Tatjana Samoilowa, die oft als „russische Audrey Hepburn" bezeichnet wird, ins Rampenlicht rückt. Samoilowas Titelheldin enthüllt alle herzzerreißenden Elemente von Karenina, ihre Seele zittert wie eine brennende Kerze.
„Hundeherz“ von Vladimir Bortko
Der Film von 1988 unter der Regie von Vladimir Bortko basiert auf Michail Bulgakows kafkaesken Roman. 1925 geschrieben, wurde er erst 1987 veröffentlicht. Die sowjetische Zensur verbot das Meisterwerk aus ideologischen Gründen.
Mitte der 1920er Jahre unternimmt Professor Preobraschenski ein beispielloses und etwas grauenhaftes Experiment. Er pflanzt einem streunenden Hund, den er in seiner großzügigen Moskauer Wohnung aufnimmt, ein menschliches Gehirn ein. Die arme Kreatur verwandelte sich in einen echten Bastard, einen Rowdy und Trinker. Technisch betrachtet war es ein erfolgreiches Experiment, doch die Folgen zeigen, dass manches besser unversucht bleiben sollte!
„Schuld und Sühne“ von Lew Kulidschanow
Die Bildschirmversion von Dostojewskis klassischem Roman von 1969 gilt zu Recht als eine der besten Adaptionen der klassischen russischen Literatur.
Der Protagonist Rodion Raskolnikow ist ein Mann von unruhigem Geist mit einer gebrochenen Seele. Er wird von Georgi Taratorkin sowohl als Bösewicht als auch als Opfer dargestellt.
Warum begeht Raskolnikow ein so grausames und feiges Verbrechen? Jede „Gerechtigkeit“ entscheidet für sich selbst. „Bin ich eine zitternde Kreatur oder habe ich Recht?“, wird Raskolnikow später sein Handeln erklären. Jedenfalls ist es nicht die Untersuchung, die die Zuschauer fesselt, sondern der lange, schmerzhafte Weg der Umkehr und parallel dazu das enorme psychologische Duell zwischen dem Ermittler und dem Mörder, die die Spannung des Schwarz-Weiß-Films ausmachen.
Regisseur Lew Kulidschanow vermittelte den Geist des Dostojewski-Romans punktgenau.
„Der Idiot“ von Iwan Pyryev
Es ist kein Geheimnis, dass die Romane von Fjodor Dostojewski von Charakteren voller Sorgen, Angst und Elend bevölkert sind. In „Der Idiot“ lässt er uns am Innenleben von Fürst Myschkin, dargestellt von Yuri Jakowlew, teilhaben.
1958 übertrug der sowjetische Filmemacher Ivan Pyryev nur den ersten Teil des ikonischen Romans von Dostojewski auf die Leinwand. Die größte Herausforderung bestand darin, die Leidenschaft und die nervöse Anspannung der Hauptfiguren durch Dialog und Schauspiel zu vermitteln.
„Dostojewski hat uns auf brennende Themen aufmerksam gemacht, darunter vielleicht das wichtigste – die Macht des Geldes. Die Leute zeigen oft ihr wahres Gesicht durch ihre Einstellung zum Geld“, glaubte Pyryev. In einer der dramatischsten Szenen des Films wirft die russische Femme Fatale Nastassja Filippowna 100.000 Rubel einfach ins Feuer.
Obwohl der Film von einigen Cineasten als übermäßig theatralisches Drama kritisiert wurde, ist er immer noch ein Muss für alle Dostojewski-Fans da draußen.
„Einige Tage aus dem Leben Ilja Oblomows“ von Nikita Michalkow
Seine Faulheit ist legendär. Ilja Iljitsch Oblomow verbringt die meiste Zeit auf dem Sofa. Er lässt sich von vorne bis hinten von seinem Diener Zachar umsorgen. Er weiß, dass für seinen Familienbesitz gesorgt werden muss, aber Wissen und Handeln sind nicht dasselbe. Oblomow perfektioniert seine angeborene Faulheit bis zur Vollkommenheit. Und er kann es sich leisten! Seine Philosophie ist simpel: Warum nach mehr streben, wenn sich die Situation auch so aushalten lässt, wie sie ist.
Nikita Michalkow hat in seinem entlarvenden Film von 1979 die russische Kultur der Nachlässigkeit und des Nichtstuns unter die Lupe genommen. In der Bildschirmversion von Ivan Gontscharows Roman von 1859 brillieren die Schauspieler Oleg Tabakow und Juri Bogatyrew.
„Wassa“ von Gleb Panfilow
Inna Tschurikowa lieferte eine herausragende Leistung in „Wassa“, inszeniert von ihrem Ehemann Gleb Panfilow, ab. Der Film basiert auf dem berühmten Stück von Maxim Gorki. Die für ihre starke Leinwandpräsenz bekannte Schauspielerin spielt die Titelfigur Wassa Schelesnowa. Ihr Ruf eilt ihr voraus: Wassa ist eine eiserne Lady. Sie ist der Inbegriff von Stärke, Kraft und Ausdauer.
Auf dem Papier hat die Kaufmannsfrau alles, wovon man nur träumen kann: Reichtum, Familie, Status, soziale Verbindungen und Respekt. In Wahrheit ist Wassas Ehemann ein Wüstling, ihr Bruder ist ein Taugenichts, der das Vermögen seiner Schwester verprasst, während ihre Kinder nicht daran interessiert sind, den Familienbetrieb zu übernehmen. Kein Geld der Welt kann der willensstarken Millionärin Harmonie und Hoffnung bringen.
Aber der Film von 1982 porträtiert Wassa nicht als eine harte Frau, der man besser aus dem Weg geht, sondern als jemanden, der nicht in der Lage ist, die Energie des Leidens in die Energie der Tat umzuwandeln. Das bleibt Wassas einzige Schwäche.