Sieben ikonische Frauenfiguren der russischen Literatur

Sergei Soloviev/Solivs, 2008
Diese unkonventionellen Romanheldinnen haben Millionen von Leserinnen begeistert und inspiriert.

1 Tatjana Larina aus „Eugen Onegin“

Eine Illustration von Tatjana Larina von Jlena Samokitsch-Soudkowskaja.

Tatjana Larina aus Alexander Puschkins „Eugen Onegin ist zweifellos eine der fesselndsten Frauenfiguren der russischen Literatur.  

Tatjana ist ein offenherziges Mädchen aus der Provinz, das hohe Erwartungen hat und bereit ist, sich zu opfern. Sie verliebt sich in den egozentrischen Onegin. Wie so oft, ist das eine Einbahnstraße. Onegin weist ihre Liebe unter dem Vorwand zurück, er wolle keine Familie gründen. Das Leben geht weiter und Tatjana heiratet einen anderen Mann. In diesem Moment verliebt sich Eugen in sie. Doch es ist zu spät. Tatjana ist nicht mehr blind in ihn verliebt und zieht es vor, ihrem Mann und ihren moralischen Prinzipien treu zu bleiben. Am Ende des Romans verwandelt sie sich von einer naiven Träumerin aus der Provinz in eine Dame, die Anmut, Intelligenz und aristokratische Würde verkörpert. 

2 Anna Karenina aus „Anna Karenina“ 

Schauspielerin Tatiana Drubitsch als Anna Karenina.

Die Frau, die sich vor einen Zug warf, zieht seit fast 150 Jahren Leser auf der ganzen Welt in ihren Bann. Leo Tolstois „Anna Karenina ist ein Juwel der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts.

Anna ist Ende 20 und der Liebling aller. „Neben Intelligenz, Anmut und Schönheit besaß sie auch Wahrhaftigkeit. Ihre Einfachheit und Aufrichtigkeit sind ansteckend. Nachdem sie acht Jahre lang mit ihrem Mann zusammengelebt hat, verliebt sich Anna Hals über Kopf in den  Frauenhelden Graf Alexej Wronskij. Die beiden Liebenden treffen sich heimlich. Doch schon bald erfährt die gehobene Gesellschaft von der Affäre. Anna, die nun eine „gefallene Frau" ist, verzweifelt am Betrug an ihrem Mann, doch sie kann einfach nicht anders! Die Leidenschaft ruiniert ihr Leben, und Karenina gerät immer tiefer in die Verzweiflung und wirft sich schließlich vor einen herannahenden Zug. Nennen Sie sie sentimental, töricht oder verantwortungslos und Sie liegen nicht falsch. Doch Anna Karenina bleibt sich treu. 

3 Nastassja Filippowna aus „Der Idiot“

Schauspielerin Julia Borisowa als Nastassja Filippowna

Nastassja Filippowna ist eine gefährliche, verwegene und beunruhigend schöne Femme fatale. Sie ist kein offenes Buch und zieht alle möglichen Männer an, vom naiven Fürsten Myschkin bis zum draufgängerischen Parfjon Rogoschin. 

Die Nastassja Filippowna aus „Der Idiot“ ist ein Flickenteppich aus den Kämpfen, die sie verloren hat. Sie ist ebenso stark wie verletzlich. Sie hat viel Herzschmerz erlitten, und das sieht man ihr an.

„...Wenn man zum Beispiel in diese Augen schaute: als ob man in ihnen eine tiefe und geheimnisvolle Dunkelheit spürte. Dieser Blick sah aus, als würde er ein Rätsel aufgeben....

4 Ljubow Ranewskaja aus „Der Kirschgarten“

Schauspielerin Renata Litwinowa als Ljubow Ranewskaja.

Ljubow Ranewskaja aus „Der Kirschgarten“ ist das Oberhaupt einer Familie der High Society, die am Rande des Bankrotts steht. Ljubow Andrejewna ist durch ihre Verschwendungssucht ruiniert. Sie steht kurz davor, ihr Anwesen und vor allem ihren Lieblingskirschgarten zu verlieren. Ranewskajas Politik des Kopf-in-den-Sand-Steckens in Bezug auf ihre Verlustsituation ist besorgniserregend. Sie gibt weiterhin viel Geld aus, obwohl sie es sich buchstäblich nicht leisten kann. „Oh, meine Sünden... Ich habe immer Geld wie Wasser ausgegeben.... Madame Ranewskaja ist jedoch auch bereit, ihren letzten Pfennig mit den Bedürftigen zu teilen. Und das ist es, was sie wirklich ist: eine Verschwenderin mit einem großen Herzen. Sie ist der Inbegriff von Zaudern, Leichtsinn und Naivität. Die (typisch russische) Frau lebt in ihrer fernen, rosigen Vergangenheit und hofft, dass sich die Dinge irgendwie von selbst regeln werden. 

5 Matrjona aus „Matrjonas Haus“

Schauspielerin Jelena Michailowa als Matrjona.

Matrjona und ihr tragisches Schicksal sprechen Bände über die Brutalität des sowjetischen Lebens. Sie ist eine gewöhnliche ältere Dorfbewohnerin, deren herzzerreißende Geschichte aus der Feder von Alexander Solschenizyn stammt. Matrjona und ihr Mann hatten einst sechs Kinder, die alle in jungen Jahren starben. Ihr Mann verließ sie. Matrjona ist bei schlechter Gesundheit, mittellos und selbstverleugnend. Ihr Leben besteht nur aus Arbeit, Arbeit, Arbeit … die ganze Zeit. Aber sie ist nicht gebrochen. Ungeachtet des ständigen Leids hat Matrjona ihren Optimismus bewahrt. Das ist eine echt russische, dostojewskische Vorstellung von einer überlebenden menschlichen Seele. „Wir haben alle neben ihr gelebt und nicht verstanden, dass sie ein sehr gerechter Mensch ist, ohne den das Dorf nicht existiert, wie ein Sprichwort sagt. Auch nicht die Stadt. Nicht unser ganzes Land....

6 Lara aus Dr. Schiwago 

Schauspielerin Tschulpan Chamatowa als Lara.

Lara Antipowa aus Boris Pasternaks „Doktor Schiwago ist so liebenswert, feminin und fürsorglich, dass ihr Charisma von der ersten Seite an fesselt. 

Lara ist eine charakterstarke Frau und eine echte Überlebenskünstlerin, die sich auch von schwierigen Situationen nicht unterkriegen lässt. Sie legt es nicht darauf an, dennoch liegen ihr die Männer zu Füßen. Doktor Juri Schiwago, der die Liebe ihres Lebens wird, ist da keine Ausnahme. 

Laras Fähigkeit zu lieben, kennt keine Grenzen. Trotz der tragischen Wendungen in ihrem Leben verweigert sie die Opferrolle. Sie strahlt stattdessen mit ihrem „unvergleichlichen silbernen Lachen bis zum Schluss Würde aus. 

7 Margarita aus „Meister und Margarita“ 

Schauspielerin Anna Kowaltschuk als Margarita.

Michail Bulgakows dritte Ehefrau Elena war die Inspiration für die Titelfigur Margarita. „Sie war schön und klug. Eine Frau, deren Augen „eine Art unbegreifliches Licht ausstrahlten...

Bulgakows Roman handelt vom Besuch des Teufels im Moskau der 1930er Jahre und von übernatürlichen Kräften.

Der Protagonist (der Meister), der einen Roman über Pontius Pilatus geschrieben hat, verliebt sich in eine Frau, die zu einer... Hexe wird. Eine der atemberaubendsten Szenen in „Meister und Margarita“ ist der satanische Ball, den Margarita an einem Freitag um Mitternacht veranstaltet. Die kraftvolle und erotische Margarita von Bulgakow ist der beste Beweis dafür, dass man durch die Hölle gehen und dabei menschlich bleiben kann, sogar mit Humor. 

>>> Musen, Malerinnen, Managerinnen – wie diese vier Russinnen die Kunstgeschichte prägten

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