Klim Schipenko verbrachte zwölf Tage an Bord der Internationalen Raumstation (ISS), um den Film „The Challenge“ zu drehen - den ersten Kinofilm der Geschichte, der im Weltraum spielt. Er ist der erste Regisseur, der im All drehte. Julia Peresild ist die erste Schauspielerin, die im Orbit performte. Die Zwei-Personen-Filmcrew kehrte am 17. Oktober 2021 zur Erde zurück.
Zuvor hatte Schipenko bei einem Weltraumdrama über die sowjetische Mission zur Rettung der Station Saljut-7 im Jahr 1985 Regie geführt. Aber die jüngste Erfahrung hat ihn neue Wege der Filmgestaltung gelehrt, die er in einem Interview mit „RT“ mitteilte. Wir haben die bemerkenswertesten Aussagen ausgewählt.
Die schwierigsten Dinge im Weltraum
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„Es gibt bestimmte Aspekte des Lebens dort oben, an die ich mich erst gewöhnen musste und die ich noch nie gemacht hatte: sich zu waschen, zu essen oder auf die Toilette zu gehen. Es ist dort sehr ungemütlich. Man kann sich an so ziemlich alles gewöhnen, aber es fällt schwer. Abgesehen davon sind es die Lichtverhältnisse und man hat keine Perspektive und keinen Blick auf die Erde. Nichts hier unten kann das übertreffen.“
Über den Moment, der ihn besonders beeindruckt hat
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„Es war der erste Tag, als wir ankamen. Es war überwältigend, wir waren irgendwie geschockt nach dem Start und dem Andocken und sehr erschöpft - eine Mischung aus diesen Gefühlen. Ich erinnere mich, dass Julia und ich um die Station geflogen sind, wir haben die ganze ISS besichtigt, auch den amerikanischen Teil. Am Ende dieser Tour flogen wir in die Kuppel und erstarrten einfach dort oben. Wir waren wie hypnotisiert. Ich glaube, das war der Moment, in dem uns klar wurde: Oh mein Gott, wir sind im Weltraum, wir sind endlich hier!“
Wie man ohne Crew zurechtkommt
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„Wir haben einen Live-Action-Film mit künstlischem Licht gedreht. Das war mein Ziel, nicht einfach alle Lichter anzumachen und ‚Los geht's!‘. Ich habe versucht, eine filmische Atmosphäre zu schaffen und meine Schatten nicht auf die Schauspielerin zu werfen. Im Grunde habe ich versucht, Julia hübsch aussehen zu lassen, das zu betonen, weil sie eine schöne Frau ist.
Es war schwierig, denn ich habe auch die Ton- und Kameratechnik übernommen. Ich habe Material gesichert und es zur Erde geschickt, damit mein Cutter es prüfen kann. Ich habe es auch an den Coloristen gesendet, damit er sicherstellt, dass ich alle technischen Aspekte richtig mache und es nicht zu dunkel und nicht zu hell ist. Ich sage das nicht, weil ich ein Held bin, ich wusste, dass es so sein würde. Ich habe mich darauf vorbereitet und dafür trainiert.“
Über die Kosmonauten
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„Sie waren gut. Wenn ich mit einer Kamera herumflog, schützte mich einer von ihnen davor, mit dem Kopf an eine Lampe oder so zu stoßen. Das ist ein Problem, denn wenn ich in einen Sucher schaue, sehe ich nur den Sucher - ich sehe nicht, wohin ich fliege.“
Über Magie im Weltraum
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„Licht ... darauf mussten wir manchmal warten. Alle 40 Minuten wechselt es von Dunkelheit zu Licht und wieder zurück. Diese Übergänge sind wirklich magisch. Es ist nicht nur wie ein Sonnenuntergang ... es ist auch etwas, das man sich nur schwer vorstellen kann. Die Sonne fängt an, sich in so etwas wie Regenbogenlichter zu verwandeln. Wir hatten eine Szene, in der Julia vor einem Illuminator sitzt und mit der Erde spricht. Die Sonne veränderte sich auf so viele Arten, dass ein besonderes, magisches Licht im Raum entstand. Das kann man hier nachahmen, aber ich wäre nicht in der Lage gewesen, es zu erfinden.“
Über die Zeit in der Umlaufbahn
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„Ich hatte dort wirklich keine Zeit für viele Telefonate. Wie Sie wahrscheinlich bemerkt haben, hatte ich einen Bart, als ich gelandet bin. Vorher hatte ich keinen. Ich hatte dort wirklich keine Zeit, mich zu rasieren. Das dauert fünfmal länger. Ich dachte mir: Muss ich mich wirklich rasieren, vielleicht kann ich früher mit den Dreharbeiten beginnen? Der Prozess dauert länger als auf der Erde. Ich habe also keine Zeit zu verlieren.“
Die Vorteile von Dreharbeiten im Weltraum
„Ich habe viel Zeit damit verbracht, die Schwerelosigkeit in der Raumstation zu imitieren, daher kenne ich die Grenzen dessen, was man selbst mit einem riesigen Budget machen kann. Was man monatelang zu imitieren versucht hat, ist dort oben einfach gegeben. Wenn man bei einem Weltraumfilm auf der Erde Regie führt, ist es wirklich schwer, sein Gehirn in vier Dimensionen zu versetzen und die Szene in der Schwerelosigkeit zu erschaffen und zu erfinden.“
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„Hier wäre es wirklich ungewöhnlich, wenn eine Person an der Wand oder an der Decke stehen würde. Aber dort ist es sehr natürlich! Einige Szenen habe ich auf eine Art und Weise gedreht, von der ich wusste, dass ich sie auf der Erde nicht einmal erfinden könnte.“
Über den Start
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„Es war eher wie eine unglaubliche Achterbahnfahrt. Ich glaube, wir haben nur 2,5 g-Kräfte* beim Start gespürt, also war es gar nicht so schlimm. Bei der Landung waren es 4 bis 4,5 g-Kräfte, aber wir waren für 8 trainiert. Als sich der Fallschirm öffnete, dachte ich, die Kapsel würde sich vor der Landung um 360 Grad drehen. Der amerikanische Astronaut Shane Kimbrough sagte, er habe es zweimal miterlebt und es sei ein wilder Ritt gewesen. Es war ein wilder Ritt, aber ich dachte, es würde zehn Mal wilder sein.“
*g-Kräfte werden Belastungen genannt, die aufgrund starker Änderung von Größe und/oder Richtung der Geschwindigkeit auf den menschlichen Körper, einen Gebrauchsgegenstand oder ein Fahrzeug einwirken.
Ein filmisches Weltraumrennen
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„Ich bin sehr wettbewerbsorientiert, ich treibe Sport und es ist immer schön, der Erste zu sein. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich dieses Thema abgeschlossen habe. Ich denke, es ist nur ein Anfang, und die Leute werden sich ansehen, was ich dort gedreht habe, und denken: ‚Nun, jetzt verstehen wir, was wir dort tun können‘. Ich denke, dass Filmemacher daran interessiert sind, auf der ISS zu drehen, und ich werde meine Erfahrungen weitergeben. Für den zweiten Filmemacher wäre es viel einfacher, weil ich in vielerlei Hinsicht nicht wusste, was mich erwartet.“
Das vollständige Interview mit Klim Shipenko können Sie hier sehen.