Der Schauspieler Maksim Matveew als Nikolai Stawrogin.
Vladimir Khotinenko/Non-stop production, 2014Stawrogin ist die Verkörperung der dunkelsten Seite der menschlichen Persönlichkeit. Es gibt wohl keine Figur im Roman, der Stawrogin nicht Leid zufügen würde, die er nicht verführen, beleidigen, kränken oder zerstören würde. „Auch sein Gesicht überraschte mich: ... man sollte meinen, ein bildschöner Mann, und doch war diese Schönheit gleichsam auch abstoßend. Manche sagten, sein Gesicht erinnere an eine Maske“, beschreibt der Erzähler den Protagonisten. Der russische Philosoph Nikolai Berdjajew bezeichnete Stawrogin als die geheimnisvollste fiktive Figur der Weltliteratur.
Das Bild eines „charmanten Dämons“ wurde von Dostojewski mit unfassbarer Kunstfertigkeit geschaffen. Stawrogin ist ein Anti-Held, ein Mann mit tausend Gesichtern, ein Psychopath, ein Manipulator und ein Serien-Frauenheld.
„...Das ist ein kompletter sozialer Typus (meiner Meinung nach), unser Typus, der Russe, ein Müßiggänger, der nicht müßig sein will, sondern alles verloren hat, was er einmal liebte, vor allem den Glauben; verderbt aus Melancholie, aber gewissenhaft und mit heftigem krampfhaftem Bemühen, sich zu erneuern und wieder zu glauben…“, schrieb Dostojewski über Stawrogin.
Der Schauspieler Oleg Jankowsky als Viktor Komarowski.
Аleksandr Proshkin/Central Partnership, 2005Komarowski ist der Inbegriff des Bösen. Der lüsterne und sündige Komarowski, ein wohlhabender Moskauer Anwalt, zieht schwache Frauen wie ein Magnet an. Tabuthemen sind bei dem Mann mittleren Alters, der als „...selbstbewusster Mensch, solide und arrogant...“ beschrieben wird, vollkommen unbekannt. Diese Beschreibung passt auf Komarowski wie angegossen. Erst verführt er die Witwe eines belgischen Ingenieurs, dann belästigt er ihre 16-jährige Tochter Lara. Komarowski ist ein Mann ohne Prinzipien, der Menschen wie Schachfiguren benutzt, um sein Ziel zu erreichen. Nachdem eine Person ihre „Rolle“ erfüllt hat, kann sie sofort entsorgt werden. Er ist nicht nur ein Anwalt, sondern auch ein Intrigant und Politiker, der aus allem seinen persönlichen Vorteil ziehen will. Während des Ersten Weltkriegs unterhält er gute Beziehungen sowohl zu liberalen Politikern als auch zu Sozialisten. Als egozentrischer Karrierist würde Komarowski sogar einen Pakt mit dem Teufel schließen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Die Schauspielerin Wera Karpowa als Aljona Iwanowna.
Dmitri Svetozarov/АSDS 2007Die bejahrte Pfandleiherin aus Dostojewskis unvergleichlichem Meisterwerk verdient ihren Lebensunterhalt mit Wucher. Aljona Iwanowna, die höchstwahrscheinlich an Tuberkulose leidet, da sie ständig hustet, richtet zu Hause eine Art Pfandleihhaus ein. Sie verleiht Geld zu hohen Zinsen im Tausch gegen Schmuck und wertvolle Dinge.
Dostojewski macht keinen Hehl aus seiner Verachtung, wenn er sie beschreibt: eine „ausgemergelte alte Frau von etwa sechzig Jahren, mit stechenden, bösen Augen, kleiner spitzer Nase und bloßem Kopf. Ihre semmelblonden, nur wenig ergrauten Haare waren ausgiebig mit Öl eingefettet“.
Ihre Kunden nennen sie „eine schreckliche Schlampe“ und hassen sie wie die Sünde. Wenn jemand auch nur einen Tag mit der Einlösung des Pfandes in Verzug ist, lässt die alte launische Frau es nicht zu, dass diese Person ihr Pfand einlöst. Sie behandelt ihre jüngere Schwester Lisaweta (die schwanger ist) wie einen Fußabtreter. Laut Rodion Raskolnikow ist sie die „Ursache des Leids“ vieler Menschen.
Der Schauspieler Sergei Makowezky als Alexei Schvabrin.
Аleksandr Proshkin/Studio Globus, 1999Schwabrin ist der Gegenbegriff zu Anstand, Rechtschaffenheit und Fairness. Er macht der Hauptmannstochter Mascha Mironowa romantische Avancen und unterbreitet ihr sogar einen Heiratsantrag, weigert sich aber, ein „Nein“ als Antwort zu akzeptieren. Puschkin beschreibt Schwabrin als „jungen Offizier von kleiner Statur, mit dunklem Teint und einem herrlich hässlichen, aber äußerst lebhaften Gesicht“. Er ist ein Lästermaul, aber auch ein nachtragender und bitterböser Mensch, der aus Rache beleidigende Witze über die junge Frau reißt. Als der Pugatschow-Aufstand ausbricht, verhält sich Schwabrin, der ein geborener Lügner ist, wie ein Verräter und schließt sich den Rebellen an, um seine Haut zu retten.
Der Schauspieler Wladimir Tolokonnikow als Scharikov.
Wladimir Bortko/Lenfilm, 1988Poligraf Poligrafowitsch Scharikow ist kein gewöhnlicher Nachbar. Ein zum Tode verurteilter Mischlingshund mit dem Spitznamen Scharik findet sein neues Zuhause in der geräumigen Moskauer Wohnung eines weltberühmten Chirurgen. Professor Preobraschenskij lässt sich auf ein Frankenstein-ähnliches Experiment ein und transplantiert eine menschliche Hypophyse in den streunenden Hund. Das Experiment ist scheinbar zwar ein großer Erfolg, aber das arme Tier verwandelt sich in einen echten Bastard, der nur noch saufen, rauchen und fluchen kann. „Das Entsetzliche ist ja grade, dass er kein Hundeherz hat, sondern ein menschliches Herz. Noch dazu das schäbigste von allen, die es in der Natur gibt“, sagt Prof. Preobraschenskij.
Genosse Scharikow ist der bolschewistische Typus Mensch durch und durch. Klein und „unsympathisch in der Erscheinung“, ist er so unanständig und unvorsichtig, dass es einen fast erschaudern lässt. Ähnlich wie ein Leopard, der seine Flecken nie wechselt, verhält sich Scharikow wie ein Wilder, auch nachdem er formell zum Menschen geworden ist. Sein Interessenfeld ist sehr überschaubar. Seine wahre ästhetische Berufung findet er als sowjetischer Beamter, der Moskau von Katzen säubern soll.
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