10 Fakten über den Winterpalast, die Hauptresidenz der Romanows (TEIL 1)

Kultur
ALEXANDRA GUSEWA
Das prächtige Barockgebäude im Herzen St. Petersburgs beherbergt heute das Eremitage-Museum. Aber seine interessante und bewegte Geschichte ist mehr als nur eine Sammlung von Kunst-Meisterwerken.

Der Winterpalast kann als das bekannteste Gebäude der Stadt bezeichnet werden. Der Hauptplatz der Stadt, der Palastplatz, das große Palastufer an der Newa und die Palastbrücke sind nach diesem Gebäude benannt. Auch die zentrale Straße der Stadt – der Newski-Prospekt – beginnt am Winterpalast und führt dann tief in die Stadt hinein.

  1. Es ist der fünfte Winterpalast.

Im 18. Jahrhundert wurden mehrere Winterpaläste gebaut, und der heutige ist schon der fünfte. Unter Peter dem Großen wurden zwei „Winterpaläste“ errichtet. Der erste aus Holz war provisorisch. Aber im zweiten – aus Stein – hat der Zar die letzten Jahre seines Lebens verbracht und hier ist er auch gestorben. Lange Zeit galt das Gebäude als verschollen, doch in den 1970er- und 1980er-Jahren wurden Teile seiner Räume unter dem Eremitage-Theater entdeckt, von denen einige inzwischen restauriert wurden und für Besucher zugänglich sind.

Die Residenz der Zarin Anna Iwanowna gilt als der dritte Winterpalast. Sie wurde durch Peters Nichte größtenteils auf der Grundlage seines Palastes wiederaufgebaut. Die Tochter Peters des Großen, Elisabeth Petrowna, wollte einen noch größeren Palast mit mehr Räumen. Als sie an die Macht kam, wurde ein vierter, provisorischer Winterpalast für sie gebaut. Nichtsdestotrotz wurde auch dieser später abgerissen und schließlich wurde der heutige Palast an seiner Stelle errichtet.

  1. Es wurde von einem Italiener gebaut.

Der endgültige Entwurf des prunkvollen Barockpalastes stammt von Elisabeth Petrownas Hofarchitekten, dem Italiener Bartolomeo Rastrelli. Er baute mehrere Gebäude für die Zarin, aber gerade dieser sollte der prächtigste werden. Die Bauarbeiten dauerten acht Jahre und die Herrscherin erlebte die Fertigstellung nicht mehr.

Nach der kurzen Regierungszeit von Peter III. kam seine Gattin Katharina die Große durch einen Palastputsch an die Macht. Sie beschloss auch, den Palast für sich umbauen zu lassen. Mitte der 1760er Jahre wurden auf ihren Befehl die übertriebenen Barock-Details in der Ausstattung entfernt, wodurch die Fassaden ein strengeres Aussehen erhielten. Katharina ließ auch einige Räume umbauen, um ihren Günstling Grigorij Orlow in ihrer Nähe unterzubringen.

  1. Er war 150 Jahre lang die Hauptresidenz der russischen Zaren.

Der Name „Winterpalast“ kommt nicht von ungefähr. Den Sommer verbrachten die Monarchen eher auf dem Land – jeder von ihnen hatte seine eigene prächtige Residenz und oft sogar mehr als eine – Peterhof, Zarskoje Selo, Pawlowsk. Sie alle verfügten über großzügige Parks und zahlreiche unterhaltsame Veranstaltungen wurden dort abgehalten.

Aber in der kalten Jahreszeit wohnten alle Zaren der Romanow-Dynastie, angefangen mit Katharina der Großen, immer im Winterpalast. Über 400 Öfen sorgten in dem riesigen Gebäude für Wärme. Er war der wichtigste Palast russischer Herrscher, die formelle Residenz mit dem Thronsaal.

Nach der ersten russischen Revolution 1905 wollte Nikolaus II. nicht mehr im Zentrum von St. Petersburg und im Blickfeld der Öffentlichkeit leben. Er verlegte die offizielle Zaren-Residenz in den Alexanderpalast in Zarskoje Selo, wo er und seine Familie in den nächsten zwölf Jahren lebten.

  1. Der Palast hat über 1.000 Zimmer.

Der Winterpalast besteht aus drei Stockwerken und hat einen rechteckigen Grundriss mit einem Innenhof. Das Gebäude hat vier Fassaden. Die Südfassade, die dem Schlossplatz zugewandt ist, gilt als die Hauptfassade, während die Nordfassade zur Newa zeigt.

Das Gebäude ist mit zwei Reihen von Säulen verziert. Rund um das Dach befinden sich Skulpturen und Vasen.

Auf der Newa-Seite ist der Palast 210 Meter lang und 23,5 Meter hoch. Laut einem Erlass aus dem Jahr 1844 war es verboten, Wohngebäude zu errichten, die höher als der Winterpalast waren.

Der Palast verfügt über insgesamt 1.084 Zimmer. Die Innenausstattung der Prunkräume, Privatzimmer und Boudoirs ist ein Kunstwerk für sich. 

Jedem Mitglied der Romanow-Familie, das im Palast lebte, wurden mehr als zehn Zimmer zugewiesen. Der Gemahlin des Zaren (nach Katharina der Großen wurde das Land nur von Männern regiert) wurden separate Räume zugewiesen. Auch die Kinder des Monarchen wohnten im Palast und später auch die Bräute oder Bräutigame der Kinder. Nach der Hochzeit zogen die Frischvermählten gewöhnlich in ihren eigenen Palast.

Manchmal wurden mehrere Räume in Privatwohnungen umgewandelt, um Personen von hohem Rang zu beherbergen. Auf Einladung des Zaren konnten auch Personen, die nicht mit der Romanow-Familie verwandt waren, im Winterpalast wohnen oder sich dort aufhalten. Auch das Hofpersonal wohnte im Palast, ebenso wie die Hofdamen, denen jeweils bis zu drei Zimmer zugewiesen wurden.

  1. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Lazarett genutzt.

Während des Ersten Weltkriegs wurden auf Befehl des Zaren die leeren Räume des Palastes, nachdem dieser von der Zarenfamilie geräumt worden war, der Armee zur Verfügung gestellt. 1915 wurde dort ein nach Zarewitsch Alexej Nikolajewitsch benanntes Militärkrankenhaus eröffnet. In sechs Sälen wurden rund 1.000 Betten für verwundete Soldaten aufgestellt, und es gab auch einen eigenen Operationssaal. Die Zarin selbst und ihre Töchter halfen bei der Pflege der Verletzten.

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