4 Theaterstücke von Anton Tschechow, die Sie unbedingt kennen (und live im Theater sehen) müssen

Kultur
ALEXANDRA GUSEWA
Obwohl Tschechow mehr als 500 Kurzgeschichten geschrieben hat, ist er weltweit für seine Theaterstücke bekannt, die in Theatern auf der ganzen Welt aufgeführt werden. Sie werden also keine Probleme haben, eines zu finden, das Sie sich mit Vergnügen ansehen können.
  1. Die Möwe (1896)

Das zaristische Russland. Der Amateurdramatiker Konstantin Trepljow führt auf dem Landsitz seines Onkels ein Stück auf, das er geschrieben hat. Er lädt die Nachbarstochter Nina (in die er verliebt ist) ein, die Hauptrolle zu spielen. Sie träumt davon, Schauspielerin zu werden, aber ihre Eltern sind dagegen. Sie sagt, dass sie zum Theater getrieben wird wie eine Möwe zur See. Und eines Tages erschießt Trepljow eine Möwe und bringt ihren toten Körper zu Nina.

Bei der Premiere des Laienspiels kommen Freunde und Nachbarn zusammen, und Ninas Schauspiel wird von Bewunderern (und Männern, die sie attraktiv finden) gelobt. Doch alle kritisieren die Dekadenz des Stücks, was den Autor verärgert. Daraufhin verliebt sich Nina in einen Mann, der ihr Komplimente macht, während Trepljow sicher ist, dass sie sich wegen des Misserfolgs seines Stücks von ihm abgewandt hat. Schließlich nimmt sein Leben ein tragisches Ende.

In Die Möwe thematisiert Tschechow das Thema, das er in seinen späteren Stücken über den Niedergang des russischen Adels im 19. Jahrhundert weiterentwickelte. Diese Menschen sind nicht fähig zu arbeiten – sie leben in ihren Träumen und haben meist kein Geld. Sie sind kunstbegeistert, versuchen zu schauspielern, zu schreiben und zu komponieren, können aber nicht eingestehen, dass sie eigentlich keinerlei Talent haben.

  1. Onkel Wanja (1897)

Da er nicht genug Geld hat, um seinen Lebensstil zu finanzieren, muss Professor Serebrjakow auf dem Anwesen seiner verstorbenen Frau wohnen. Er lebt mit seiner neuen jungen Frau und Sofja, der erwachsenen Tochter aus erster Ehe, zusammen. Sie vermutet, dass ihre Stiefmutter ihn des Geldes wegen geheiratet hat. Iwan ist der Bruder von Serebrjakows erster Frau und Sofjas Onkel (Onkel Wanja). Er kümmert sich schon seit vielen Jahren um das Anwesen. Dank der Ironie des Schicksals wurde Iwan einst von Serebrjakow verehrt, doch nun ist er der Meinung, dass man auf einen verarmten Professor mit Gicht nicht eifersüchtig sein sollte, abgesehen von seiner jungen Frau, in die sich Iwan verliebt hat. Zu Iwans großem Missgefallen schlägt Serebrjakow vor, das Anwesen aus finanziellen Zwängen zu verkaufen. Iwan versucht, Serebrjakow zu töten, aber er schießt daneben.

Der Professor und dessen junge Frau reisen ab, aber Onkel Wanja und Sofja bleiben. Die Nichte beruhigt ihn mit den Worten, dass alle Leiden in dieser Welt im Jenseits belohnt werden. „Warte, Onkel Wanja, warte.... Wir werden Ruhe finden.“

Tschechow schreibt über das ärmliche Leben, das für die Adligen der späten Zarenzeit nicht unüblich war, sie jedoch herablassend waren und das einfachen Volk verachteten. Er schildert, wie der Egoismus die Seele verdirbt, und zeichnet das Bild der einst hochgebildeten, nun aber moralisch verkommenen Aristokraten. Im Mittelpunkt des Dramas steht der Umstand, dass Onkel Wanja, obwohl er sich immer um alle kümmert (ohne groß damit anzugeben) und eine großzügige Seele hat, für seine Verwandten und Freunde ein bedeutungsloser Mensch bleibt.

  1. Drei Schwestern (1901)

Drei Schwestern und ihr Bruder leben in einer Provinzstadt. Ihr Vater ist vor einem Jahr gestorben, und nun denken sie darüber nach, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Die älteste Schwester, Olga, arbeitet als Lehrerin, die mittlere, Mascha, ist unglücklich verheiratet, und die jüngste Schwester kann weder ihren Lebensweg noch einen Mann finden. Viele sind verliebt in sie, aber sie findet alle Bewerber ziemlich langweilig. Diese intellektuellen Schwestern in ihren 20ern leben ein ziemlich leeres und nutzloses Leben und träumen nur von Plänen, die sie nie verwirklichen werden. Gleichzeitig ärgern sie sich über ihren Bruder, der die Wissenschaft aufgegeben und eine gewöhnliche Frau geheiratet hat.

Das Stück scheint keine Handlung zu haben. Dennoch ist Drei Schwestern seit seiner Entstehung ein Dauerbrenner auf den Bühnen vieler Länder. Die Premiere außerhalb Russlands fand 1901 in Berlin statt. Was das Genre und die Figuren angeht, war das Stück für seine Zeit absolut revolutionär, aber dennoch gelingt es jedem der Regisseure, die es inszenieren, eine neue Vision und eine Verbindung zum modernen Leben zu finden.

  1. Der Kirschgarten (1904)

Ljubow Ranewskaja ist eine verarmte adlige Gutsbesitzerin. Sie hat eine Zeit lang in Frankreich gelebt und ihr gesamtes geerbtes Vermögen bereits ausgegeben. Ein großes Anwesen mit einem wunderschönen Kirschgarten ist alles, was ihr geblieben ist. Aber es droht, versteigert zu werden, damit die Schulden bezahlt werden können. Ljubow ist verzweifelt, weil der Obstgarten sich schon seit mehreren Generationen im Besitz ihrer Familie befindet und sie dort aufgewachsen ist.

Zur gleichen Zeit schlägt ein unternehmungslustiger Mann, Ermolaj Lopachin, vor, das Land aufzuteilen und kleine Parzellen zu verpachten, um Geld einzunehmen. Er ist ein Enkel von Leibeigenen, die Ranewskajas Familie dienten, ist aber jetzt ein reicher Kaufmann. Ranewskaja kann sich nicht vorstellen, den unbezahlbaren Garten abzuholzen, und beschließt, seine Idee zu ignorieren. Sie führt weiterhin ein müßiges Leben, beklagt sich aber über ihre Lage. Schließlich taucht eines Tages Lopachin auf und teilt ihr mit, dass er ihr Anwesen und ihren Obstgarten ersteigert hat. Er ist überglücklich, das Land zu besitzen, auf dem sein Großvater Leibeigener war. Am Ende der Geschichte ist das Geräusch von Axtschlägen und fallenden Bäumen zu hören.

Das Stück ist eines der meistgespielten russischen Theaterstücke überhaupt. Symbolischerweise wurde es am Vorabend der ersten russischen Revolution von 1905 geschrieben. Damals erlebte die Welt des alten zaristischen Adels ein böses Erwachen durch die neue moderne Welt mit deren Umwälzungen und Fortschritt.