Nikolai Gogols „Tote Seelen“: Eine kurze Zusammenfassung

Kultur
ALEXANDRA GUSEWA
Diese „Russische Odyssee“ ist ein Versuch, die geheimnisvolle russische Seele zu entdecken und gleichzeitig das russische Volk zu persiflieren. Es ist wichtig, die Handlung und die Bedeutung des Buches zu kennen, um als ein gebildeter Mensch zu gelten.

Der einfache Beamte Pawel Tschitschikow besucht die Gutsbesitzer einer Provinzstadt und bittet sie, ihm ihre Leibeigenen zu verkaufen… und zwar jene, die bereits gestorben sind. Jeder der Gutsherren reagiert anders.

Der ehemalige Beamte Pawel Tschitschikow ist ein ganz gewöhnlicher, unauffälliger Mann. Er kommt in einer unbekannten Provinzstadt an und gibt sich als Grundbesitzer aus. Er stattet den örtlichen Gutsherren Besuche ab und stellt ihnen eine sehr seltsame Bitte: Tschitschikow bietet an, bereits verstorbene Leibeigene (oder Seelen, wie sie im Buch genannt werden) zu kaufen... Im 19. Jahrhundert, vor der Abschaffung der Leibeigenschaft, wurden die Gutsherren jährlich einer staatlichen Revision unterzogen. Aber wenn ein Leibeigener zwischen zwei Revisionen starb, galt er bis zum nächsten Mal eigentlich noch als lebendig. Es erscheint unlogisch, dass Tschitschikow die toten Seelen besitzen möchte, denn er braucht sie ja nicht als Menschen. Er benötigt nur eine bestimmte Anzahl von ihnen, um als Großgrundbesitzer zu gelten, was seinen sozialen Status erhöhen würde (sein Plan ist es, sie als lebende Menschen mit Profit an eine Bank zu verkaufen).

Der größte Teil der Erzählung besteht aus Tschitschikows Wanderungen von einem Gutsherren zum anderen. Sie alle sind sehr unterschiedliche Menschen (aber spiegeln jeder für sich einen echten russischen Charakter wider), genau wie ihre Anwesen, und alle reagieren vollkommen verschieden. Einige erschrecken, andere sind nicht überrascht, und einige versuchen sogar zu feilschen und einen höheren Preis für die toten Seelen zu verlangen!

Schließlich gelingt es Tschitschikow, einige Seelen zu kaufen, und die Adligen der Provinzstadt beginnen zu munkeln, dass er ein Millionär sei. Die Frauen werden auf den begehrten Junggesellen aufmerksam. Aber der geisterhafte Erfolg hält nicht lange an... Schließlich kommt heraus, dass Tschitschikow tote Seelen gekauft hat, was die Leute verstimmt und sie beginnen, noch schlimmere Gerüchte über ihn zu erfinden. Verärgert muss Tschitschikow die Stadt verlassen.

Was verbirgt sich hinter dem Roman?

Der erste und vollständige Titel des Buches lautet Die Wanderungen des Tschitschikow oder die Toten Seelen, und der Autor definierte das Genre als episches Gedicht, weshalb es häufig mit der Odyssee verglichen wird. Neben dem Haupthandlungsstrang äußert Gogol recht ausführliche lyrische Anmerkungen, in denen er über Russen und Russland spricht. Eine der berühmtesten ist die Betrachtung über die Freude am schnellen Fahren auf einer Pferde-Troika. Sie beginnt mit dem Satz, der zu einer Redewendung wurde: „Denn welcher Russe liebt es nicht, schnell zu fahren?“ Und schließlich fragt er sich: „Und du, mein Russland, fährst du nicht auch schnell wie eine Troika, die niemand überholen kann?“ Er versucht herauszufinden, was dieses schnelle Fahren Russlands bedeutet, aber diese Frage bleibt rhetorisch.

Gogol hatte die Absicht, einen großen Roman mit drei Bänden zu schreiben, der der Struktur von Dantes Göttlicher Komödie ähneln sollte. Der erste Teil entspricht somit eher Dantes Inferno (Hölle), der zweite Teil Purgatorio (Fegefeuer) und der dritte Paradiso (Himmel). Tatsächlich hat Gogol nur den ersten (existierenden) Teil vollendet, und wie in Dantes Inferno gibt es darin weder positive Charaktere noch optimistische Handlungsstränge. Es geht nur um Sünden und schmutzige, elende russische Realitäten und heuchlerische Menschen. Gogol begann mit dem zweiten Band (Purgatorio), aber es stellte sich heraus, dass er nicht eine einzige Figur mit positiven Zügen darstellen konnte. Wütend darüber, dass er seine Absicht nicht verwirklichen konnte, verbrannte Gogol den zweiten Band der Toten Seelen und starb neun Tage später.