6 „Zwillinge“ der Basilius-Kathedrale

Kultur
ALEXANDRA GUSEWA
Das berühmteste Gebäude Russlands hat mehrere „Nachahmer“. Manche sind sogar richtige Kopien!

Heute ist die Basilius-Kathedrale eines der bekanntesten Gebäude Moskaus und Russlands, eine Art Visitenkarte der Hauptstadt. Sie wurde auf Befehl von Zar Iwan dem Schrecklichen in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts errichtet. Der Bau fiel zeitlich mit der Einnahme von Kasan durch die russische Armee und dem Beitritt des Kasaner Khanats zum Moskauer Zarenreich zusammen.

Es ist nicht genau bekannt, wer die Kathedrale gebaut hat – nach der einen Version waren es die russischen Architekten Barma und Postnik (oder ein gewisser Postnik mit dem Spitznamen Barma), nach einer anderen Version einer der zahlreichen italienischen Architekten, die am Bau der Kremltürme und Kathedralen beteiligt waren.

Es war die Basilius-Kathedrale, die die Mode des späten 19. Jahrhunderts für den so genannten russischen Stil in der Architektur bestimmte – eine Fülle von roten Ziegeln, vielfarbigen Zierelementen, Kokoschniki (den sogenannten „Zwiebeltürme“) und geschnitzten Verzierungen. Nach Ansicht moderner Architekten ist das Erscheinungsbild der Kirche jedem Russen so vertraut, dass es buchstäblich die ästhetischen Vorlieben (und vor allem die Liebe zu allen bunten Dingen) bestimmt. 

Natürlich blieb es nicht aus, dass ein so bedeutsames Gebäude kopiert wurde und „Zwillingsgeschwister“ bekam. Mindestens drei weitere Gebäude in Russland weisen offensichtliche Bezüge zum Moskauer Gotteshaus auf.

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  1. Die Auferstehungskirche in St. Petersburg

Zahlreiche farbenfrohe Kuppeln, geschnitzte Zierverkleidungen, kegelförmige Walmkuppeln und Kokoschniki. Bei flüchtiger Betrachtung der Fotos aus einigen Blickwinkeln kann man dieses Petersburger Gotteshaus sogar mit seinem älteren Bruder in Moskau verwechseln.

Die Auferstehungskirchehebt sich stark vom allgemeinen barock-klassizistischen Erscheinungsbild St. Petersburgs ab. Sie wurde zwischen 1883 und 1907 an der Stelle errichtet, an der Zar Alexander II. Bei einem Attentat revolutionärer Terroristen ums Leben kam.

Der Sohn des Verstorbenen, der neue Zar Alexander III., wieß an, dass das Aussehen der Kirche Bezüge zur altrussischen Kirchenarchitektur aufweisen sollte. Das Gebäude war für ihn von besonderer Bedeutung – und und er sorgte persönlich für die Durchführung des Projekts im russischen Stil.

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  1. Kirche der Gottesmutter-Ikone Lindere mein Leid in Saratow

Die Kirche wurde von 1904 bis 1906 erbaut und ist der hiesigen Ikone der Jungfrau Maria Lindere meine Schmerzen gewidmet. Es gibt auch andere Kirchen in Russland, die mit einer Reihe von Rundbögen geschmückt sind, aber die Fülle der kleinen bunten Kuppeln verweist uns auf die Kirche des Heiligen Basilius des Seligen. Wenn in anderen Kirchen die Anzahl der Kuppeln der Anzahl der Nebenkirchen entspricht, haben sie hier nur eine dekorative Funktion – es gab immer nur einen Altar in der Kirche (und erst in den 1990er Jahren wurde ein weiterer fertiggestellt). Übrigens, während der Sowjetzeit war hier ein... Planetarium!

  1. Kirche des Heiligen Igor von Tschernigow in Moskau

Diese Kirche in Nowo-Peredelkino ist brandneu – sie wurde von 2009 bis 2012 gebaut und befindet sich in der Nähe der Sommerresidenz des Patriarchen. Das Gotteshaus ist im neorussischen Stil erbaut und kombiniert Elemente verschiedener Kirchenarchitekturen, so dass es einem Märchenturm ähnelt. Die bunten „Zwiebelkuppeln“ sind aus Porzellan gefertigt und mit großen Kreuzen versehen. Die Architekten haben nicht versucht, die Basilius-Kathedrale zu kopieren – es gibt keine bewusste Musterung oder zahlreiche Kokoschniki, aber der Bezug ist dennoch offensichtlich.

  1. Kathedrale der seligen Jungfrau Maria in Joschkar-Ola

2016 wurde in der Hauptstadt der Republik Marij El die Kathedrale der Verkündigung eröffnet. Ihre Kuppeln sind nicht bunt, sondern golden, aber das architektonische Gesamtbild erinnert deutlich an die Basiliuskirche in Moskau und die Auferstehungskirche in St. Petersburg. Im Allgemeinen ist die Stadt Joschkar-Ola für ihre Nachbauten berühmt – es gibt eine Kopie des Spasskij-Turms des Moskauer Kremls und der Kremlmauer und sogar eine Uferpromenade „wie in Brügge“, die sehr an die belgische Stadt erinnert.

  1. Auferstehungskirche in Tambow

Die Hauptkirche des Himmelfahrtsklosters in Tambow hat die Sowjetzeit nicht überstanden, und so wurde 2007 an ihrer Stelle diese beeindruckende neue Kirche mit einem 70 Meter hohen Glockenturm gebaut. Ausländer vergleichen die ursprüngliche Basilius-Kathedrale oft mit Disneyland, aber die farbenfrohe Kathedrale kann dies noch viel mehr für sich beanspruchen.

  1. Verklärungskathedrale in Karelien

Wenn man etwas Fantasie hat, kann man Ähnlichkeiten mit der Basilius-Kathedrale auch in der berühmtesten Holzkirche Russlands finden – der Verklärungskathedrale auf der Insel Kischi in Karelien. Dieses atemberaubende Gotteshaus wurde im frühen 18. Jahrhundert ohne einen einzigen Nagel gebaut. Übrigens hat sie 22 Kuppeln, doppelt so viele wie die Basilius-Kathedrale. Jede Kuppel befindet sich auf einer anderen Ebene, und die Basis der Kuppeln ist das Tonnendach, das einer Zwiebel oder einem Kokoschnik ähnelt.

BONUS. Nachbildungen in anderen Ländern

Es gibt eine Kopie (oder eher eine Parodie) der Basilius-Kathedrale in... der Türkei. Das Kremlin Palace Hotel in Antalya bietet Ihnen eine Nachbildung des dem Roten Platzes in Moskau inklusive Kreml, Historischen Museum und der Basilius-Kathedrale.

Die kunterbunten Türme der Basilius-Kathedrale wurden auch auf dem Matrjoschka-Platz in der chinesischen Stadt Manjur, nicht weit von der Grenze zu Russland entfernt, nachgebaut (in einer eher willkürlichen Form).

Wie auch in der benachbarten chinesischen Stadt Jalainur.