Alexander Puschkins „Pique Dame“: Eine kurze Zusammenfassung

Russia Beyond (Photo: Die Staatliche Tretjakow-Galerie, Galiani-Berlin; 2. edition (5 Mar. 2020)
In dieser Geschichte geht es um das Übernatürliche, das die menschliche Gier in ihrem wahren, hässlichen Antlitz zeigt.
Ein Mann, der für die Versuchung seines egoistischen Verlangens empfänglich ist, greift zum Betrug, um die ultimative Gewinnmethode von einer sterbenden alten Dame zu erfahren.

Handlung

Der deutschstämmige Hermann, Offizier in der zaristisch-russischen Armee, hat eine unterdrückte Leidenschaft für Kartenspiele: Er spielt so gerne, dass er ständig anderen Offizieren beim Kartenspielen zusieht, aber nie selbst spielt, weil er kein Geld zu vergeuden hat.  

Außerdem legt er als ethnischer Deutscher eine eiserne Finanzdisziplin an den Tag: Er ist nicht bereit, alles zu riskieren, was er besitzt, um das zu bekommen, was er im Moment nicht hat. Hermann glaubt an die Grundsätze der Vorsicht, der Zurückhaltung und des Fleißes, aber tief in seinem Herzen hegt der Mann einen unterdrückten Drang nach schnellem und einfachem Geld.

Eines Nachts erfährt Hermann von einem Offizierskollegen, dass dessen Großmutter – eine alte Gräfin – von keinem Geringeren als dem Grafen Saint-Germain in den Besitz eines mystischen Geheimnisses gelangt ist, der sie dieses Geheimnis der drei Gewinnkarten lehrte. Hermann ist tief beeindruckt von dieser Geschichte und wie besessen davon, das Geheimnis zu lüften.

Um an die alte Gräfin heranzukommen, nähert sich Hermann ihrem jungen Mündel, Lisaweta Iwanowna. Er gewinnt die Aufmerksamkeit der jungen Frau und überredet sie, ihn für eine nächtliche Verabredung ins Haus zu lassen.

Doch anstatt in Lisawetas Zimmer zu gehen und ihr seine Liebe zu gestehen, wie sie es von ihm erwartet, erscheint Hermann vor der alten Gräfin und verlangt, dass sie ihm ihr Geheimnis verrät. Als sie sich weigert, bedroht Hermann die alte Frau mit einem ungeladenen Gewehr, woraufhin sie vor Schreck stirbt.

Hermann flieht aus dem Haus mithilfe von Lisaweta, die angewidert feststellt, dass Hermanns Liebesschwüre für sie nur ein Deckmantel für seine Gier waren.

Aus Angst vor einer Vergeltung für seine Sünde nimmt Hermann an der Beerdigung teil. Als er sich dem Sarg nähert, wird er von einer Vision erschreckt: Die alte Gräfin öffnet ihre Augen und wirft ihm einen bösen Blick zu.

Später in der Nacht schläft Hermann ein, nachdem er trotz seines schlechten Gewissens viel getrunken hat. In der Nacht hat er eine übernatürliche Vision: Der Geist der alten Gräfin kommt zu ihm und verspricht, das Geheimnis der drei Karten zu lüften, wenn Hermann verspricht, jede Nacht nur ein Blatt zu spielen und ihr Mündel Lisaweta zu heiraten. Hermann willigt ein und der Geist enthüllt die Gewinnkarten: eine Drei, eine Sieben und ein Ass.

Als Hermann das Geheimnis der drei Karten erfährt, hat er nichts Anderes mehr als das Glücksspiel im Sinn. Er wird besessen von der Kombination aus Drei, Sieben und Ass. Er nimmt seine gesamten Ersparnisse mit in einen Spielsalon, in dem um hohe Einsätze Faro gespielt wird.

In der ersten Nacht setzt Hermann alles auf die Drei und gewinnt. In der zweiten Nacht setzt er alles auf die Sieben und gewinnt wieder, sehr zum Unmut des Salonbesitzers.

In der dritten Nacht kommt Hermann zurück in den Salon und alle hören auf zu spielen, um sein unglaubliches Spiel mitzuverfolgen. Wie vom Geist der alten Gräfin befohlen, setzt Hermann alles auf das Ass. Als er jedoch sein Blatt öffnet, sieht er statt des Asses die Pique Dame. Es ist für den Leser nicht klar, ob Hermann aus Versehen die Pique Dame statt des gewinnenden Asses wählt, verwirrt durch die erschreckende Ähnlichkeit mit der alten Gräfin, oder ob eine übernatürliche Kraft die Gewinnkarte gegen die verlierende Pique Dame ausgetauscht hat.

Wie auch immer, Hermann verliert alles und flieht entsetzt aus dem Salon. In einem kurzen Epilog verrät der Autor, dass Hermann den Verstand verliert und in eine Anstalt eingewiesen wird. Der Leser erfährt auch, dass Lisaweta glücklich mit einem Staatsbeamten verheiratet ist, der ein anständiges Gehalt bezieht.

Was steckt hinter der Geschichte?

Alexander Puschkin schrieb die Erzählung 1833 und veröffentlichte sie im folgenden Jahr. Die Geschichte über menschliche Gier und das Übernatürliche wurde bei den Lesern in Russland und Europa sehr beliebt und inspirierte russische und französische Komponisten, darunter Pjotr Tschaikowsky, zu Opern.

In der Pique Dame erzählt Puschkin über menschliche Laster wie Gier, Gleichgültigkeit und Heuchelei sowie über den Wunsch, ohne große Anstrengung reich zu werden.

Der scheinbar selbstdisziplinierte Hermann fällt den Lastern zum Opfer, die in seinem Herzen lauern, lange bevor er von der alten Gräfin und deren Geheimnis erfährt. Von der Aussicht auf Bereicherung verführt, bricht Hermann einer jungen Frau das Herz und bereut es nicht. Er verursacht den Tod der alten Gräfin, hat aber keine Gewissensbisse. Schließlich wird er wegen seines Egoismus und seiner Habgier um alles beraubt.

Überraschenderweise wurde die Geschichte von realen Personen inspiriert: einer russischen Adeligen namens Natalja Golizyna und deren Enkel, der einer Legende zufolge seine Großmutter um Hilfe bat, nachdem er beim Kartenspielen eine beträchtliche Summe verloren hatte. Die Legende besagt, dass die alte Adelige ihrem Enkel das Geheimnis der drei Gewinnkarten verriet, das ihr der Graf Saint-Germain beigebracht hatte, und ihn so rettete.

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