10 Meisterwerke von Wassily Kandinsky, die Sie kennen sollten

Er hatte die Fähigkeit, Farben zu hören und unterschiedliche Elemente zu einer malerischen Symphonie zu vereinen. Als einer der Begründer der abstrakten Malerei schuf er Kompositionen und Improvisationen, träumte von der Verschmelzung von Musik und Farbe und hörte nie auf zu experimentieren. Wir stellen Ihnen hier die wichtigsten Werke dieses russischen Avantgarde-Künstlers vor.

1. Der Blaue Reiter, 1903

Kandinsky (1866-1944) hatte bereits in seiner Kindheit eine künstlerische Neigung: Neben dem Besuch eines klassischen Gymnasiums in Odessa nahm er auch Zeichenunterricht. Der Kunstunterricht „hob mich aus der Realität heraus“, erinnerte er sich später. Schon damals war der junge Kandinsky auf der Suche nach ungewöhnlichen Farbkombinationen, denn „jede Farbe lebt ihr eigenes geheimnisvolles Leben“. Trotzdem entschied er sich für eine Karriere als... Jurist. Kandinsky schloss sein Studium mit Auszeichnung ab und lehrte an der Moskauer Universität. 1896 sah er eine Impressionisten-Ausstellung, in der unter anderem Claude Monets Heuhaufen ausgestellt war. In diesem Moment überkam ihn seine „unauslöschliche Liebe zur Malerei“: Kandinsky gab seine Stelle als Professor an der Universität Dorpat (Tartu) auf und ging nach München.

2. Achtyrka. Rote Kirche, 1901-1903

In München studierte Kandinsky an der privaten Malschule von Anton Ažbe und an der Akademie der Bildenden Künste und gründete sogar einen Kunstverein, die Phalanx, sowie seine eigene Kunstschule. Er reiste durch Europa, experimentierte mit verschiedenen Stilen und versuchte, seine eigene künstlerische Sprache zu finden. Er kehrte auch regelmäßig nach Moskau zurück und besuchte seine Verwandten, die Familie Abrikosow, auf deren Datscha auf dem Landgut Achtyrka außerhalb Moskaus. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war dies eines der wenigen Anwesen, die im Empire-Stil erbaut worden waren. Künstler kamen gerne hierher, um zu skizzieren. Kandinsky malte mehrmals das Anwesen: die Mutter-Gottes-Kirche von Achthyrka und das Landhaus Trubezkoj.

3. Murnau. Landschaft mit grünem Haus, 1909

Er setzte seine Experimente in Schwaben und dann in Murnau fort, wo er auch eine Landschaftsserie malte. 1901 lernte er eine junge Künstlerin, Gabriele Münter, kennen. 1909 kauften sie ein Haus in Murnau, wo sie sich der Kunst widmeten. Er malte viele Stadtansichten, wobei er sich allmählich von der gegenständlichen Kunst entfernte und sich mehr und mehr dem Expressionismus zuwandte.

4. Ohne Titel (Erstes abstraktes Aquarell), 1910-1913

Es ist kein Zufall, dass Kandinsky sagte, dass jede Farbe ein Eigenleben habe und glaubte, dass jeder Farbton und jede Form wie Musik klingen könne. Für ihn war die Palette ein lebendiger Organismus, ein musikalisches Notensystem, aus dem eine Sinfonie aus Farben und Klängen hervorging. Er versuchte, sich von der Form zu lösen und Gefühle und Eindrücke auf der Leinwand mit Farben auszudrücken. 1910 schuf Kandinsky ein Aquarell ohne Thema, in dem Gelb-, Grün-, Rot- und Schwarztöne dominieren. Es war sein erstes völlig abstraktes Werk, das den Beginn der wichtigsten Richtung seines Schaffens markierte.

5. Komposition VII, 1913

1911 gründete er zusammen mit dem Künstler Franz Marc die Gruppe Der Blaue Reiter. Die Mitglieder malten nicht nur, sondern experimentierten auch und entdeckten die assoziativen Qualitäten von Farbe, Linie und Komposition. Ein Ergebnis ihrer Forschungen war Kandinskys Buch Über das Geistige in der Kunst, in dem er daregte, dass „die Malerei eine Sprache ist, die in Formen, die nur ihr eigen sind, zu unserer Seele über ihr tägliches Brot spricht“.

Bei der Arbeit an einem Gemälde folgte Kandinsky seiner Fantasie und übertrug alles, was in seinem Kopf entstand, auf die Leinwand. Die Werke trugen keine Titel. Sie gehörten zu dem von Kandinsky entwickelten Genre – Kompositionen. Dieses riesige Werk von 1913, zwei mal drei Meter groß, scheint den Betrachter zu „verschlingen“:

Es ist eine neue, von Musik erfüllte Bildwelt, in der scharf gezeichnete Pinselstriche die Beunruhigung über eine Welt im Wandel und Gedanken an die Apokalypse vermitteln.

6. Moskau. Roter Platz, 1916

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte Kandinsky nach Moskau zurück. Die Stadt war für ihn eine Quelle der Kraft. Aus den Fenstern seines Ateliers eröffnete sich ein Blick auf den Kreml, den er auf der Leinwand festhalten wollte. Um alle Details richtig zu erfassen, ging Kandinsky abends hinaus, um die Kreml-Kirchen aus den gewünschten Blickwinkeln zu betrachten: So tauchen auf dem Gemälde nach und nach Kirchen, Mietshäuser, Fabrikschornsteine, Vögel, die über den Himmel fliegen, und ein schimmernder Regenbogen auf: Das alles bildete ein ganzes Stadtorchester.

7. Weißes Oval, 1919

Nach der Revolution war Kandinsky an der Schaffung des Museums für Malereikultur beteiligt. Er unterrichtete und entwickelte einen speziellen Lernplan für Studenten, der auf der Analyse von Farbe und Form basierte.

1919 malte er Weißes Oval, in dem er das Prinzip des „Gemäldes im Gemälde“ nutzte und eine schwarze Fläche als Hintergrund für ein weißes Oval verwendete, auf dem die übrigen Elemente der Komposition dargestellt wurden.

Nicht alle seine Kollegen teilten dieses Verhätnid zur Kunst: Alexander Rodtschenko, Warwara Stepanowa und Ljubow Popowa rügten Kandinsky für seinen Irrationalismus. Auch dem Künstler selbst passte nicht alles: Das Eindringen der Ideologie in die junge sowjetische Kunst schien ihm ein Dorn im Auge zu sein. 1921 reiste er nach Deutschland, wo er eine Zweigstelle der Russischen Akademie der künstlerischen Wissenschaften aufbauen sollte. Nach Russland kehrt er nie wieder zurück.

8. Gelb-Rot-Blau, 1925

Als Kandinsky sich in Deutschland niederließ, wurde er Mitglied der Kunst- und Architekturschule Bauhaus.

Die von Walter Gropius gegründete Schule wurde 1933 nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geschlossen. Zusammen mit seiner Frau Nina Andrejewskaja floh Kandinsky nach Frankreich. In Deutschland wurde sein Werk als entartete Kunst gebrandmarkt.

9. Starr und gebogen, 1935

Ende der 1920er Jahre lernte Kandinsky Solomon Guggenheim kennen – der Geschäftsmann und Sammler brachte mehrere Werke des Künstlers aus Deutschland mit, darunter die Komposition VIII. Die Kontakte zwischen den beiden setzten sich fort, nachdem der Künstler nach Frankreich gegangen war: In Neuilly-sur-Seine erwarb Guggenheim 1936 die Komposition Starr und gebogen, gemalt in Öl mit einer Beimischung von Sand. Die Leinwand ging nach den USA, wo sie häufig ausgestellt wurde. Aber 1964 verkaufte das Guggenheim-Museum 29 Werke Kandinskys an europäische Museen und Privatsammlungen. Danach hörte man nichts mehr von dem Werk Starr und gebogen, bis es 2016 bei Christie's zur Versteigerung angeboten wurde. Es wurde für 23,3 Millionen Dollar verkauft.

10. Komposition X, 1939

In Frankreich wurde der Künstler kühl aufgenommen, da die Abstraktion nicht sehr beliebt war. Doch Kandinsky experimentierte weiter mit Technik und Form. Während Deutschland seine Kunst verbot und seine Werke aus den Museen entfernte, setzte er seine kreativen Bemühungen in Frankreich fort. 1939 malte Kandinsky eines seiner letzten Werke – Komposition X. Die letzte Ausstellung des Künstlers fand 1944 in der Galerie L'Esquisse statt: Kandinsky starb im Dezember desselben Jahres.

>>> Von München bis Weimar: Das „deutsche“ Leben von Wassily Kandinsky

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