5 Gründe, die russische Spionageserie „DDR“ anzuschauen

Kultur
NIKOLAJ KORNAZKIJ
Das Spionagedrama erzählt vom Kampf der Geheimdienste am Vorabend des Falls der Berliner Mauer. In der Geschichte ist die Hauptfigur, ein KGB-Agent, Zeuge und sogar Teilnehmer an historischen Ereignissen, die die Weltgeschichte verändert haben.

1. Retro-Spionagefilme sind wieder in Mode. Und Berlin ist einer der beliebtesten Drehorte.

Das Genre des Spionagethrillers ist nie ausgestorben – unter anderem dank den Bond-Filmen, die es seit über 60 Jahren gibt. Doch neben den „zeitgenössischen“ Sujets bleiben auch Retro-Spionagedramen über die Zeiten des Kalten Krieges beliebt. Und nicht selten ist der Hauptschauplatz solcher Filme und Fernsehserien Berlin. Erinnern wir uns zum Beispiel an die drei Staffeln der Serien Deutschland 83, Deutschland 86, Deutschland 89 (2015-2020), das Drama Bridge of Spies – Der Unterhändler (2015) von Steven Spielberg sowie den Actionfilm Atomic Blonde (2017) mit Charlize Theron. Berlin ist nicht zufällig als Schauplatz so populär – die Stadt, in das sozialistische Ostberlin und das kapitalistische Westberlin getrennt, war natürlich ein Tummelplatz von Geheimdiensten.

2. DDR erzählt von der Perestroika.

Es ist die letzte Periode in der Geschichte der UdSSR (1985-1991), die von Filmemachern lange vernachlässigt wurde. Die Aufmerksamkeit des Weltpublikums auf die Perestroika lenkte natürlich der britisch-amerikanische Hit Tschernobyl (2019), der von dem berüchtigten Unfall im gleichnamigen Atomkraftwerk erzählt. Die Handlung von DDR findet größtenteils im derselben Ära statt – im Jahr 1989.

3. In der Serie werden historische Ereignisse auf ungewöhnliche Weise mit Fiktion verwoben.

DDR kann natürlich nicht als eine Übung im Genre der alternativen Geschichte bezeichnet werden – die grundlegenden Ereignisse der Epoche haben die Drehbuchautoren beibehalten, aber sie sind sehr kreativ mit deren Beschreibung und Interpretation umgegangen.

So erfahren wir zum Beispiel schon im Prolog von dem berühmten Flug des deutschen Hobbypiloten Mathias Rust, der im Mai 1987 mit einem Kleinflugzeug von Hamburg nach Moskau flog und auf der Bolschoj-Moskworezkij-Brücke direkt neben dem Kreml landete. Die sowjetischen Luftabwehrkräfte waren offensichtlich auf einen solchen Fall nicht vorbereitet. Sie schossen das zivile Flugzeug zwar nicht ab, konnten es aber auch nicht zur Landung vor der Hauptstadt zwingen. Infolgedessen litt das Image der UdSSR als militärische Supermacht stark.

Nach Ansicht der Autoren der Serie war Rusts Flug nicht nur der Streich eines jungen Mannes, sondern eine Spezialoperation der CIA, die eine bakteriologische Waffe an Bord platzierte. Wäre Rust abgeschossen worden, hätte eine Epidemie ausbrechen können, aber dem Protagonisten der Serie, dem fiktiven KGB-Agenten Alexander Netschajew, gelingt es, seine Kollegen vor dieser Provokation zu warnen, so dass Rust sein Flugzeug sicher in der Nähe des Roten Platzes landet.

4. In DDR ist Michail Gorbatschow zum ersten Mal eine der Hauptfiguren.

Der letzte Staatschef der UdSSR wurde natürlich regelmäßig in Filmen dargestellt. Aber erst in DDR ist Gorbatschow eine der Hauptfiguren – seine Rolle wurde von dem Schauspieler Witalij Kowalenko verkörpert, der aufgrund seiner markanten Erscheinung oft historische Figuren spielt. Er hat bereits Wladimir Lenin und sogar Napoleon gespielt.

Allerdings werden die Liebhaber der historischen Wahrheit, die DDR gesehen haben, eindeutig enttäuscht sein. Der Leinwand-Gorbatschow ist sehr weit von seinem historischen Vorbild entfernt und illustriert eher populäre Mythen jener Jahre. Insbesondere gab es damals das populäre Gerücht, dass das Land in Wirklichkeit nicht vom Generalsekretär, sondern von seiner Frau geführt wurde. Bis zu Raissa Gorbatschowa gab es in der UdSSR in der Tat keine First Lady, die nicht im Schatten ihres ihrer Ehemanns stand oder gar aktiv in der Öffentlichkeit aufgetreten wäre. In der Fernsehserie DDR entwickelt sich die Beziehung zwischen den Eheleuten zu einer Tragikomödie – Raissa Maximowna (gespielt von Madeleine Dschabrailowa) gibt ihrem Mann im kleinsten Detail vor, was er tun soll.

5. Eine wichtige Rolle in der Handlung spielen die Rote Armee Fraktion und das Revuetheater Friedrichstadtpalast.

Unter den Helden der Serie sind auch andere politische Persönlichkeiten aus dem wirklichen Leben zu sehen – zum Beispiel der Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker. Er wird von dem russischen Schauspieler Anatolij Batajew dargestellt. Statt in Berlin wurde in den russischen Städten Kaliningrad und Wyborg gedreht, aber die Supertotalen wurden tatsächlich in der deutschen Hauptstadt gefilmt – so ist beispielsweise immer wieder der berühmte Fernsehturm auf dem Bildschirm zu sehen.

Für die Serie beschlossen die Autoren, Nummern aus den Aufführungen des Berliner Revuetheaters Friedrichstadtpalast nachzuspielen – allerdings recht frei. Dessen Haupttänzerin, die klassische Femme fatale Ingrid, ist die Protagonistin von DDR. Der Zuschauer findet sich sogar auf dem Set eines der berühmten ostdeutschen Western über den Indianer Chingachgook wieder. Dorthin verschlägt die Handlung eine der Figuren, einen amerikanischen Sänger und Schauspieler, der eindeutig an Dean Reed angelehnt wurde – der US-Musiker war bekennender Sozialist und lebte und arbeitete in der DDR.

Und natürlich kommt kein politischer Film über Deutschland während des Kalten Krieges ohne die Rote Armee Fraktion aus – die linke Terrororganisation, die jahrzehntelang die Bewohner Westdeutschlands in Angst und Schrecken versetzte. In DDR ist die RAF unmittelbar in die großen Spionage-Intrigen des KGB, der Stasi und der CIA verwickelt.

Hier können Sie unserem Telegram-Kanal beitreten: t.me/rbth_deu

Aktivieren Sie die Push-Benachrichtigungen auf unserer Website!