Bekannt ist er als “Synthol-Prinz Russlands” und “Synthol-Ritter”: Der 21-jährige Kirill Tereschin aus der südrussischen Stadt Pjatigorsk trägt die Spitznamen wegen seiner riesigen Oberarme. Sie gehören zu den größten der Welt. Wie seine inoffiziellen Titel aber bereits andeuten, hängt das nicht damit zusammen, dass er besonders viel trainiert. Stattdessen spritzt er sich Synthol, eine Substanz, die zu 85 Prozent aus Ölen besteht. Die restlichen 15 Prozent teilen sich gleichermaßen das Betäubungsmittel Lidocain und reiner Alkohol.
Wer sich das Gemisch in die Arme spritzt anstatt natürlich Muskeln aufzubauen, kann diese damit auf bizarre Ausmaße vergrößern. Der Trick aber sorgt nicht für mehr Stärke. Zudem wird das Spritzen als Doping angesehen und ist im Profisport verboten.
Viele Bodybuilder sind beinahe süchtig danach, sich Synthol zu spritzen, doch die Praxis ist gefährlich. Sie kann zu Hautnekrose, Fettembolie, Lungeninfarkt und Infektionen führen. Im schlimmsten Fall müssen die Arme amputiert werden. Dennoch spritzen „Synthol-Fans“ weiter.
Die Faulheit siegt
Tereschin wandte sich dem Bodybuilding zu, nachdem er die Armee verlassen hatte. Er entschied sich für den einfachen Weg und setzte auf die Spritzen. Er gibt zu, faul zu sein: „Ich will alles schnell. Ich will nicht trainieren, mich vernünftig ernähren, Zeitplänen fürs Schlafen folgen.“ Tereschin sagt auch: „Synthol ist sicher. Aber die Menschen auf dieser Erde sind dumm. Kein Teufelskerl würde darauf verzichten wollen, seinen Körper zu verbessern.“ Auch sich selbst sieht er als einen solchen Teufelskerl – und hat keine Angst.
Sein großes Idol ist der brasilianische Synthol-Bodybuilder Romario Dos Santos Alves, der den größten Teil seines Oberkörpers mit dem Gemisch aufgespritzt hat. Dieser aber beendete die Praxis, als ihm Ärzte 2013 sagten, seine Hände seien in Gefahr. Tereschin hingegen zieht es vor, die Ratschläge der Ärzte zu ignorieren.
Als nächstes möchte er seine Schultern, die Brust und auch seine Beine vergrößern. Zudem soll sein gesamter Körper tätowiert, seine Zähne in Vampirfänge umgearbeitet und seine Augenfarbe geändert werden.
„Ich werde in der ganzen Welt berühmt sein. Niemand wird einen Körper wie meinen erschaffen können“, erzählt er seinen Fans auf YouTube. „Mein Ziel und mein Traum sind es, anders als andere zu werden“, fügt er hinzu.
Kritik von allen Seiten
Tereschin hat so auch das Interesse der Medien und des Internets auf sich gezogen. Einige Artikel wurden über ihn geschrieben und er trat in Talkshows auf.
Auf YouTube und Instagram folgen ihm viele Menschen, doch nicht alle sind Fans. Jedes seiner Videos wird hundertfach negativ kommentiert. Die Zuschauer sind schockiert, dass er medizinischen Rat ignoriert. Einige Profisportler haben ihn aufgefordert, aufzuhören. Auch seine Eltern sind mit der radikalen Transformation ihres Sohnes nicht einverstanden. Aber Tereschin denkt gar nicht daran, sein Vorhaben aufzugeben.
Er ist überzeugt davon, dass Synthol sicher ist. „Zeigt mir irgendwelche Hände, die in den 40 Jahren, in denen Synthol genutzt wird, deshalb amputiert werden mussten.“
Die Welt der Medizin widerspricht vehement. In einer Fernsehsendung, in der Tereschin auftrat, sagte ihm ein Arzt, dass sich in seinen Händen bereits Abszesse formten. Im schlimmsten Fall müssten sie amputiert werden.
Kirill Sarytschew, ein russischer „Powerlifter” und mehrfacher Weltrekordler, bot Tereschin an, ihn kostenlos zu trainieren, um ihm so auf natürliche Weise beim Muskelaufbau zu helfen. Einzige Bedingung: Er dürfe nicht weiter spritzen. Tereschin lehnte ab.