Bier und Existenzialismus: Fünf verrückte Parteien in Russland

Natalya Nosova
Angefangen bei der Forderung nach einer künstlichen Klimareform bis hin zum Vorschlag, Russlands Wodka-Probleme mithilfe von Bier zu bekämpfen, haben russische Parteien wirklich für jeden etwas zu bieten. Lesen Sie selbst!

  1. Die Partei der Liebe 

Diese Partei wurde erst vor ein paar Jahren, genauer gesagt im Jahr 2012, von niemand geringerem als dem Besitzer des Sexsmuseums und ehemaligen Bürgermeister der Stadt Archangelsk, Alexander Donskoi, gegründet. Abgesehen von dem Versprechen, so viel Geschlechtsverkehr wie möglich zu haben und Proteste zu organisieren, wenn die russischen Behörden oder Gesetzgeber es versäumen, eine Reform durchzuführen oder ein Versprechen zu halten, gibt aus ideologischer Sicht zu der Partei nicht viel zu sagen.

Man muss Donskoi jedoch seine Aussage (rus) zugute halten, dass – auch wenn seine Partei nichts anderes zu tun plant, als gegen andere Parteien auf die verschwenderischste und bunteste Art und Weise zu protestieren – sie alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe und Sexualität, willkommen heißt.

  1. Die subtropische Partei

Die im Jahr 1993 gegründete „Subtropische Partei“ plant leider keinen russischen Massenexodus in ein Land, an dem bessere Klimabedingungen herrschen, sonst würde sich der Autor dieses Textes ihr auf der Stelle anschließen. Stattdessen schlug sie einst eine Klimareform in Russland vor, deren Ziel es war, die Temperatur im Land nicht mehr unter 20 Grad Celsius sinken zu lassen.

Der Parteivorsitzende, Wladimir Pribylowskij, versprach darüber hinaus, den offiziellen Alkoholprozentsatz in Wodka zu erhöhen und die Siedetemperatur des Wassers zu senken.

Im Jahr 2012 wurde die Partei zwar erneut im offiziellen russischen Parteienregister verzeichnet, leider weiß jedoch niemand so genau, was aus ihr geworden ist. Leider ist es in Russland immer noch so kalt und trostlos wie bisher.

>>> Warum ist Russland so kalt?

  1. Die Bierliebhaber-Partei

Bier ist das Symbol für Frieden, gegenseitiges Verständnis und zwanglose Kommunikation. Daher ist es nur logisch, dass die Russen es verdienen, in einem Land wie der Tschechischen Republik zu leben, finden die Gründer dieser Partei. Zum Bier muss es des Weiteren immer Erdnüsse und Schweinekrusten geben! Das Hauptziel bestünde allerdings darin, Russland zu helfen, vom Wodka wegzukommen!

„Unser Grundgedanke ist sehr simpel: Wir wollten eine authentische nationale Partei schaffen, die aber auch ein bisschen ironisch ist“, sagt Konstantin Kalatschew. „Davon abgesehen lässt sich unser Bedürfnis nach Bier leicht auf andere Lebensbereiche übertragen. Wir reden zum Beispiel von einem Bierwettbewerb und der Eröffnung unserer eigenen Kneipenkette, meinen aber eigentlich die kleine Unternehmenseigentümerschaft, die sich [in Russland - Anmerkung der Redaktion] von den Knien erheben muss. Bier steht also für die allgemeine Zukunft Russlands“, fügte der Gründer hinzu.

Unabhängig davon, was man von dieser zweifelhaften Aussage halten mag, hat dieser Mann mit seinem Kommentar über kleine Unternehmen nicht Unrecht.

Am Ende muss jedoch hinzugefügt werden, dass es sich bei dieser Partei nicht um die erste europäische „Bierpartei“, sondern lediglich um eine Kopie ihres polnischen Vorgängers aus dem Jahr 1990 handelt.

>>> Im Rausch der 90er: Aufstieg und Fall der russischen Bierliebhaber-Partei

  1. Russland gegen Obskurantismus

Traurigerweise existierte die Partei mit dem tiefgründigsten Namen auf unserer Liste nur von 2013 bis 2015. Ihre Wählerschaft beschrieb die Mitglieder als „denkende Menschen, die für eine globale Menschlichkeit stehen“. Das Credo der Partei bestand darin, die Wissenschaft in Russland zu fördern, die nicht von religiösen und dem Fortschritt im Weg stehenden Grundsätzen behindert wird. Zum Parteiprogramm der Anti-Obskurantisten gehört des Weiteren die Bekämpfung der Tyrannei, der Dummheit und des Mangels an künstlerischem Talent. Einer der Gründer soll sogar „Treten Sie der Partei bitte nicht bei, wenn Sie dumm sind“ als Parteislogan vorgeschlagen haben.

  1. Existenzielles Russland

Im Jahr 2012 gegründet, hat die zunächst schwermütig klingende Partei ein durchaus positives Motto, das „Existenz oder Nichts“ lautet. Zu ihrer Zielgruppe gehört jeder, der es nicht schafft, seinen Platz im Leben zu finden. Der Autor erwartet daher, dass ihre Popularität in Russland in den nächsten Jahren erheblich steigen wird.

Leider wurde die Partei „Existenzielles Russland“ bis heute nicht beim Justizministerium registriert. Diese Tatsache könnte etwas mit ihrem düsteren Manifest zu tun haben, das Russland als einen Ort des Schmerzes, der Leere und der Angst beschreibt. Um das zu ändern, schlagen die Mitglieder vor, dass man die Menschen daran erinnert, dass sie „die Kraft“ und „die Freiheit“ sind und daher nicht von den Denk- und Reformprozessen des Landes ausgeschlossen werden sollten. Des Weiteren schlägt das Parteimanifest vor, „die Verkörperung eines bedeutungsvolleren Systems in einem neuen Russland zu werden, das die Leere mit dem Produkt des intellektuellen Denkens und einer neuen Realität füllen wird.“

Klingt ein bisschen düster, wenn Sie uns fragen.

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