Fakt oder Fiktion: Milliarden an Romanow-Gold im Japanischen Meer versunken

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JEKATERINA SINELSCHTSCHIKOWA
Der russische Kreuzer Dmitri Donskoi, der vor 113 Jahren sank, wurde wohl von einem südkoreanischen Unternehmen im Japanischen Meer gefunden. Es gibt Gerüchte, dass imperiales Gold in Milliardenhöhe an Bord sei. Da ist nur ein kleines Problem...

„Unsere Entdeckung hat der Kontroverse um Donskois Existenz und Lage endgültig Einhalt geboten. Wir werden bald mit der Bergung des Schiffes beginnen“, erklärte (eng) das südkoreanische Bergungsunternehmen „Shinil Group“ am 17. Juli. Das war ein paar Tage, nachdem seine Taucher das Wrack des Panzerkreuzers Dmitri Donskoi gefunden hatten und es Fotos vom Meeresgrund veröffentlicht hatte. Das Schiff sank 1905 während des Russisch-Japanischen Krieges.

Die Nachricht von der Entdeckung des Schiffes hätte jedoch weniger Aufsehen erregt, wenn nicht die Gerüchte im Umlauf wären, was es bei seinem Untergang geladen hatte. Südkoreanischen Berichten zufolge umfasste die Fracht 5 500 Kisten Staatsgold, die beim heutigen Wechselkurs atemberaubende 111 Milliarden Euro wert wären.

Held der hohen See

Das 1883 in Betrieb genommene erstklassige Kriegsschiff galt lange Zeit als Flaggschiff der Baltischen Flotte des zaristischen Russlands. Als im Jahr 1904 der Russisch-Japanische Krieg ausbrach, galt Dmitri Donskoi bereits als Veteranenschiff, das langsam und unhandlich im Vergleich zu den modernen Kriegsschiffen war. Trotzdem wurde der Kreuzer wieder in Dienst gestellt und in die legendäre Seeschlacht bei Tsushima geschickt. Es sollte sein letztes Gefecht sein.

Die Aufgabe des alternden Kreuzers bestand darin, Hochgeschwindigkeitsschiffe zu decken und es ihnen somit zu ermöglichen, sich dem Angriff zu entziehen, indem er selbst so lange wie möglich von einer Verfolgung Abstand nahm. Die Mannschaft eines Torpedobootes, die schwere Verletzungen erlitten hatte, wurde an Bord gebracht. Man wartete bis zum Einbruch der Dunkelheit, machte die Lichter aus und fuhr nach Wladiwostok. Das fünfstündige Unterfangen, die verletzte Besatzung an Bord zu bringen, dauerte jedoch so lange, dass es den Japanern möglich war, aufzuholen. Der Donskoi wurde schon bald von zehn feindlichen Schiffen umgeben. Unwillig, sich zu ergeben, versenkte die Besatzung ihren eigenen Kreuzer mit gehissten Flaggen.

Ein koreanischer Betrug?

Taucher der „Shinil Group“ berichteten, dass sie während ihrer Expedition Kanonen, Maschinengewehre, Masten und Decks sowie eine große Anzahl von Metallkisten am Heck des Donskois entdeckt hatten. „Wir glauben, dass es die Goldkisten tatsächlich gibt, schließlich ist es historisch bewiesen“, sagte (eng) Firmensprecher Park Sung-jin. „Die Boxen waren sehr stark festgezurrt, was darauf hinweist, dass sie wirklich wertvolle Dinge beinhalten.“

Nach dieser Aussage sind die Anteile der „Shinil Group“ um mehr als 20 Prozent gestiegen. Darüber hinaus gab das Unternehmen eine Kryptowährung (eng) namens „Donskoi International“ heraus und versprach (eng), dass ein Teil des Goldes an die Dividenden der Inhaber gehen würde. Es hieß außerdem, dass weitere zehn Prozent für die Entwicklung von Projekten mit Nordkorea bereitgestellt werden und die Hälfte des gesamten „Schatzes“ nach Russland zurückgeführt wird.

Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass die „Shinil Group“ von den südkoreanischen Behörden keine Erlaubnis hatte, das Schiff zu bergen. Daraufhin sanken ihre Aktien schneller als Donskoi selbst, mit einem Einbruch von 20 Prozent bis zum Handelsschluss am 17. Juli und weiteren 30 Prozent am nächsten Tag.

Und wenn das nicht schon schlimm genug wäre, wurde das Unternehmen vor möglichen kriminellen Handlungen im Zusammenhang mit Goldspekulationen gewarnt (eng).

Reiner Zufall

Schon bald tauchten weitere ähnliche Geschichten auf. Es stellte sich heraus, dass Donskoi und seine wertvolle Fracht bereits im Jahr 2000 von einem anderen südkoreanischen Unternehmen, „Dong Ah Construction“, entdeckt worden war. Das Unternehmen war bereits für bankrott erklärt worden, aber die Goldgerüchte reichten aus, um seine Aktien erneut in die Höhe zu treiben.

Der Kreuzer wurde 2003 außerdem von intelligenten Arbeitern von „Tonya Construction“ und dem koreanischen Institut für Meereswissenschaft und Technologie „lokalisiert“. Die Banken hatten sich gerade geweigert, „Tonya Construction“ eine neue Kreditlinie zu geben, und die Nachricht über die Entdeckung von russischem Gold in Milliardenhöhe kam dann natürlich äußerst passend. Zufall? Das letzte Wort ist wohl noch nicht gesprochen. Das Unternehmen ging jedoch trotzdem kurz darauf bankrott und alle Berichte über das entdeckte Schiff versiegten.

Es scheint, dass die Jagd nach dem Donskoi-Kreuzer seit Jahren andauert. Es ist jedoch möglich, dass der Kreuzer dieses Mal tatsächlich gefunden wurde. Aber was ist mit dem Gold? Russische Historiker sind sich in dieser Hinsicht einig: „Es gibt kein Archivmaterial und auch keine wissenschaftlichen Beweise, die den Gedanken stützen, dass es auf dem Dmitri Donskoi Gold gibt. Die Frage darüber, ob sich Gold auf russischen Kriegsschiffen befindet, kommt gelegentlich auf, aber es existiert keins, und die Koreaner werden ihr Geld verschwenden“, sagte (eng) Sergej Klimowski, Leiter der wissenschaftlichen Forschung im Zentralen Museum der Seekriegsflotte in Sankt Petersburg.  

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