In eine dieser drei Situationen könnten Sie unglücklicherweise geraten, wenn Sie in Russland leben. Die Reaktion der Russen wird sie möglicherweise wundern. Wir warnen Sie vor.
1. Nachbarschaftsstreitigkeiten
„Mein Nachbar wohnt über mir. Er schläft den ganzen Tag, aber nachts geht er auf seinen Balkon um Marihuana zu rauchen. Das ist mir egal, nur seine Balkontüre quietscht so laut, dass ich jedes Mal wach werde”, erzählt Weronika, die aus Russland nach Miami gezogen ist. Also wollte sie ihn darauf ansprechen, in der Hoffnung, er würde einsichtig sein und ihren Schlaf nicht mehr stören. Sie schickte aber dann doch lieber ihren Ehemann vor. Der Nachbar antwortete: „Ihr lebt jetzt in Amerika, wo alles vor Gericht geklärt wird. Das ist hier nicht Russland. Ihr könnt nicht einfach zum Nachbarn gehen und von ihm verlangen, seine Tür zu reparieren. Ihr müsst eine Beschwerde einreichen.”
In Russland werden nachbarschaftliche Probleme im Privaten geklärt. Manchmal geben sich die Leute sofort einsichtig, was Zeit spart. Manchmal gibt es verbale Auseinandersetzungen oder richtige Nachbarschaftskriege. Aber sicher ist: Der Gang zum Gericht ist das allerletzte Mittel. Die Russen hegen ein Misstrauen gegenüber Gesetzen und der Polizei. Aber gelegentlich ufert die Beschwerde-Kultur auch aus.
„Einmal klingelte eine ältere Nachbarin um sechs Uhr früh an meiner Tür und fragte, warum ein Aschenbecher in der Eingangshalle stehen würde, wo das Rauchen dort doch verboten sei. Wir hatten gestern eine Feier und einige Gäste haben geraucht. Die Nachbarin hatte zwar Recht, das ist in der Eingangshalle nicht erlaubt. Aber deshalb um sechs Uhr morgens klingeln? Ernsthaft?”, wundert sich die französische Studentin Erika.
2. Abstand halten
Die Russen wissen oft nicht, Distanz zu wahren und verstehen auch das Konzept des persönlichen Raums nicht. Ein oder zwei Schritte sind ein guter Abstand, wenn zwei Menschen miteinander sprechen. In Russland stehen aber nicht nur gute Freunde sehr nahe an Dir, sondern durchaus auch Verkäufer. Das ist hier normal.
„Ich habe mich an die sozialen Regeln in Russland nach und nach gewöhnt. Das ist mir vor einigen Jahren einmal aufgefallen. Nordamerikaner stehen lieber am Ende des Raumes. Ich unterhielt mich mit einem Amerikaner, der sich immer weiter weg von mir bewegte. Ich habe es gar nicht gemerkt, aber ich bin ihm immer unbewusst gefolgt, um einen für mich normalen Abstand herzustellen“, erzählt der Programmierer Kevin aus den USA.
3. Privatsphäre
Russen können manchmal den Eindruck erwecken, dass sie ihr Leben am liebsten hinter einem drei Meter hohen Zaun verbringen würden. „Wir glauben, dass man besser nichts erzählt, wenn etwas gelingen soll, und wir sorgen uns stets um unsere Privatsphäre. Im Westen zum Beispiel ist es nicht ungewöhnlich, einen Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen. Das ist dort ein Zeichen, dass man sich um seine Gesundheit kümmert. In Russland gilt es als Zeichen, dass man verrückt ist”, erklärt Lutsina.