Warum können bei russischen Autonummern nur 12 Buchstaben verwendet werden?

Lifestyle
RUSSIA BEYOND
Neben „Щ“ und „Ы“ gibt es viele andere schöne Buchstaben, die Sie auf den russischen Straßen nicht finden werden.

Die ersten Kfz-Kennzeichen kamen im Jahre 1920 in Russland auf den Markt, doch erst in den 1930er Jahren wurde ein einheitlicher Nummernstandard für Autos und Motorräder festgelegt, der aus zwei Buchstaben - dem Regionsindex - und zwei durch einen Bindestrich getrennten Ziffernpaaren bestand. Die Autonummern wurden schwarz auf weißem und die Motorradnummern auf hellorangenem Hintergrund abgedruckt.

Im Jahr 1959 wurde ein neues Format eingeführt:  Ein schwarzer Hintergrund und weiße Zahlen bei PKWs sowie ein weißer Hintergrund mit schwarzen Zahlen wurden zu den neuen Nummernschildern diplomatischer Autos (heute haben diplomatische Autos in Russland rote Nummernschilder). In der UdSSR war es möglich, kyrillische Buchstaben zu verwenden, mit Ausnahme von „Ё“, „Й“, „Ъ“, „Ы“ und „Ь“.

Außerdem wurde empfohlen, den Buchstaben „Щ“ ohne besonderen Bedarf nicht zu verwenden. Buchstaben aus dem lateinischen Alphabet, die dem kyrillischen Alphabet nicht ähneln, wurden bei den Nummernschildern natürlich nicht verwendet.

Im Jahr 1990 fingen die Sowjetrepubliken an, Kennzeichen aus ihren nationalen Alphabeten hinzuzufügen, wie das lateinische „I“ in ukrainischer und das lateinische „L“ in litauischer Sprache.

Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde im Jahr 1993 ein neuer staatlicher Standard für russische Nummernschilder festgelegt. Mittlerweile bestehen sie aus drei Zahlen und drei Buchstaben sowie nur aus den Buchstaben, die im lateinischen Alphabet analog sind, das heißt aus A, B, E, K, M, H, P, C, T, У und X. Rechts steht das Länderzeichen RUS neben der russischen Flagge, gefolgt vom regionalen Code.

Die Buchstaben des russischen Alphabets wären für ausländische Autofahrer unverständlich, wenn sich beispielsweise ein Europäer das Nummernschild eines Unfallteilnehmers merken müsste und einfach nicht in der Lage wäre, das „Ж“ weder mündlich noch schriftlich zu reproduzieren. Mit der Öffnung der Grenzen begannen jedoch immer mehr Russen nach Europa und immer mehr Europäer nach Russland zu reisen. Aus diesem Grund schloss sich Russland den 77 Ländern des Wiener Übereinkommens des Straßenverkehrs an, das im Jahre 1968 geschlossen wurde und zu einem gemeinsamen Standard für Verkehrsregeln, Verkehrszeichen und Nummern führte.

Übrigens müssen die arabischen Länder, die auch mit an Board sind, ebenso die Buchstaben des lateinischen Alphabets verwenden, obgleich sie sie häufig auch in ihren Landessprachen duplizieren  und damit, wie Saudi-Arabien, doppelte Nummernschilder haben.

Im modernen Russland versuchen viele Autofahrer, schönere Nummernschilder zu ergattern. Offiziell gleicht das immer einer Lotterie, aber es gibt viele Büros im Internet, die leicht zu merkende Kombinationen von Buchstaben und Zahlen anbieten, oftmals für viel Geld.

In diesem Zusammenhang ist die Geschichte der Moskauer Regionalcodes besonders aussagekräftig, da sich dort die möglichen Zahlenkombinationen aufgrund der Größe der russischen Hauptstadt besonders schnell zu Ende neigen. So geben die Codes 77, 97, 99, 177, 197 und 199 die Metropolregion an. Als im Jahr 2013 die Eingabe eines neuen Regionalcodes erforderlich war, wurde die 777 von der Verkehrspolizei ausgewählt, statt der sequentiellen 277. Die Vertreter der Verkehrspolizei erklärten das folgendermaßen: Die „Sieben“ würde weniger Platz einnehmen und sich besser in den Rahmen einfügen. Auch sei die „Sieben“ auf den Videoaufnahmekameras am besten zu erkennen. Doch scheinbar wollten die Moskauer einfach eine „schöne“ Kennzeichennummer, um besonders glückliche Kombinationen, wie A777AA777, zu erstellen.

Die Buchstabenkombinationen „Х, Е, Р“ (Penis) oder „С, Р, У“ (ich kacke) werden im Übrigen meist sorgfältig vermieden – bis auf diejenigen Verkehrsteilnehmer, die bereit sind, dafür zu zahlen, um auf der Straße besonders unverschämt zu erscheinen.

>>> Warum fuhr die sowjetische Verkehrspolizei BMW und Mercedes?