DER PREIS IST NICHT VERHANDELBAR: St. Petersburger Künstler verkauft seine Büroklammer-Kunst

NILOKOLAJ ALEKSANDROVICH
Sie glauben, dass sei immer die gleiche Art Büroklammer, die auf verschiedene Weise verdreht und gebogen wurde? Aber nein – ES IST EIN KUNSTOBJEKT UND DIE PREISE SIND NICHT VERHANDELBAR.

Minimalismus von Farbe und Form, gewürzt mit Kreativität – so kann man die Werke dieses Künstlers beschreiben. Der 42-jährige Nikolai Alexandrowitsch lebt und arbeitet in St. Petersburg. Für seine Kunst verwendet er vor allem gelbe Büroklammern. Der Künstler verkauft seine Werke über eine Gruppe im sozialen Netzwerk VKontakte, wo er bereits mehrere tausend Fans gefunden hat.

Die Preise sind beeindruckend: von 580 Rubel (umgerechnet 8,00 €) für den Buchstaben L bis zu 2.570 Rubel (35,60 €) für die Segelyacht. Und erst die poetischen Beschreibungen! So heißt es über die Arbeit Frauen ohne Kopf: „Anmut, Leichtigkeit, Kopflosigkeit – alles, was wir an Frauen so sehr lieben, ist in einem wunderbaren Handwerk vereint.“

Links: Buchstaben

Nikolai Alexandrowitsch meidet die Öffentlichkeit, fand aber trotzdem Zeit, mit uns zu reden. Seine Antworten haben wir unverändert wiedergegeben.

Der Autodidakt

Seine erste Bastelei aus einer Büroklammer, so erzählt er, wurde 2015 gekauft. Damals sei es für ihn nur ein Hobby gewesen. Sie hieß Bumerang. Nikolai Alexandrowitsch sah im Kaufhaus einen Automaten, aus dem man mit etwas Glück ein Stofftier herausziehen konnte, aber er hatte kein Kleingeld. „ICH HABE ES SEHR FRÜHER GELIEBT, MEINE ZEIT DAMIT ZU VERBRINGEN – DAS ENTSPANNT UND LENKT AB“, erklärt er. Er versuchte einen Geldschein in der benachbarten Apotheke zu wechseln, aber die Verkäuferin sagte, dass sie kein Kleingeld habe, und weigerte sich, ihm die Münzen zu borgen. Da entdeckte sie plötzlich den Bumerang in seiner Hand und fing Feuer. „ICH WUSSTE DAMALS NOCH NICHT, WAS MEINE BASTELEIEN WERT SIND. WIR EINIGTEN UNS AUF 25 RUBEL“, erinnert sich der Künstler. Es gelang ihm damals nicht, aus dem Automaten etwas herauszuziehen, aber dafür  wurde eine neue Seite in seinem Leben aufgeschlagen.

Links: Rutsch (33,6 Euro), rechts: Schlagbaum (21 Euro)

Bevor das Hobby für ihn zur Einnahmequelle wurde, arbeitete er als „Mann für eine Stunde“ – das heißt, er half Kunden bei verschiedenen Haushaltsarbeiten und führte kleinere Reparaturen aus. Mittlerweile kann er es sich leisten, sich ganz und gar seiner Büroklammerkunst zu widmen. Wie der Schöpfer einräumt, glaubte am Anfang seines künstlerischen Weges niemand an ihn, aber jetzt unterstützen ihn seine Verwandten. „MEIN SOHN ZWAR NICHT. DER MACHT SO DUMME BEMERKUNGEN. SAGT, DASS ICH MICH MIT UNSINN BESCHÄFTIGE. ABER ICH HÖRE NICHT AUF IHN – ICH VERSTEHE SEINEN JUGENDLICHEN MAXIMALISMUS“, sagt der Künstler.

Ein Paradies für Sammler

Seine Kunstwerke gehen weg wie warme Semmeln, aber der Künstler hat eine eiserne Regel: Nur ein Stück pro Kunde. „ES GIBT ECHT VIELE KUNDEN UND ICH WILL NIEMANDEN ENTTÄUSCHEN“, erläutert der Meister.

Links: Entenschnabel (13 Euro), rechts: Frosch (10 Euro)

Nach seinen Worten seien die meisten Käufer wohlhabende junge Menschen im Alter von 25 – 30 Jahren (was an sich schon ein Widerspruch ist – Anmerkung der Redaktion) aus Russland und den Nachbarländern. „DIE MEISTEN KAUFEN ES ALS GESCHENK FÜR IHRE BESSERE HÄLFTE ODER VERWANDTE“, sagt Nikolai Alexandrowitsch.

Er weiht uns nicht in die Geheimnisse des kreativen Prozesses ein, aber er sagt, dass die Idee gleichzeitig mit dem Namen und der Form des zukünftigen Werkes und manchmal sogar mit einer Beschreibung kommt. Nikolai Alexandrowitsch denkt über eine Personalausstellung nach, nennt aber keine genauen Daten. Und seit Kurzem hat er einen englischsprachigen Blog bei Instagram.

Viele Dinge aus einem Stück

Auf den ersten Blick scheint es, dass es sich immer um die gleiche Büroklammer handelt, die umgebogen und mit einem anderen Namen versehen wurde. Auf den zweiten Blick auch. Aber Nikolai Alexandrowitschs Bewunderer warten mit Ungeduld auf seine neuen Werke. Viele Leute in den Kommentaren nennen ihn ein Genie und danken ihm, dass er bei ihnen den Wunsch geweckt habe, sich selbst kreativ zu betätigen.

Mann ohne Kopf - Selbstporträt (19,4 Euro)

Jede Woche veröffentlicht er Büroklammer-Kunstwerke, die ihm von den Mitgliedern seiner Fangemeinde zugeschickt werden, und verlost regelmäßig unter ihnen seine Originalwerke.

"ES GIBT BEREITS EIN PAAR LEUTE UNTER MEINEN ABONNENTEN, DIE ICH ZU RECHT MEISTER DER BÜROKLAMMER NENNE. SIE FERTIGEN ORIGINELLE STÜCKE AN UND MACHEN IHRE ARBEIT RECHT GUT“, berichtet der Künstler und fügt hinzu, dass er vielleicht eines Tages seine Geheimnisse dem begabtesten Schüler enthüllen werde. Eine der Gewinnerinnen bekam sein Lieblingswerk, die Heftgerät-Schranke. "MEINE FRAU HÄTTE FAST DEN VERSTAND VERLOREN – ICH HAB FAST ZWEI TAGE DARAN GEARBEITET. ICH HAB VERSPROCHEN, MICH NICHT MEHR SO ABZUSCHINDEN“, sagt der Künstler.

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