Die acht verrücktesten Aktionen russischer Künstler der Gegenwart

Reuters
Kunstaktionen spiegeln in Russland, wie auch in der ganzen Welt, die Reaktion der Künstler auf soziale und politische Ereignisse wider. Oft sind die Aktionen sehr provokativ, manchmal sogar illegal. Häufig haben in der Vergangenheit solche Handlungen zu Verhaftungen oder Strafverfahren geführt.

1. E.T.I-Text

1991 haben junge Künstler der E.T.I.-Bewegung (Enteignung des Territoriums der Kunst) direkt am Roten Platz die Aktion E.T.I.-Text aus Protest gegen die Einschränkung der Verwendung von Schimpfwörtern im öffentlichen Raum durchgeführt. Am 18. April legten sie sich auf den Platz und stellten dort mit ihren Körper das gebräuchlichste russische Schimpfwort aus drei Buchstaben dar.

Die Aktion dauerte nur etwa eine Minute, danach brachte die Polizei alle Teilnehmer auf das Revier, wo sie jedoch bald wieder freigelassen wurden.

2. Der erste Handschuh

1995 beschloss Alexander Brenner, den ersten russischen Präsidenten Boris Jelzin herauszufordern. An einem frostigen Februartag ging Brenner in Boxhandschuhen und Unterhosen zum Roten Platz und begann zu schreien: „Jelzin, komm raus!“

Die Aktion ging unter dem Namen Der erste Handschuh in die Geschichte ein und war ein Protest gegen die Entsendung von Truppen nach Tschetschenien, die Jelzin persönlich veranlasst hatte.

Eine halbe Stunde später hielt die Polizei den „Boxer“ fest, ließ ihn aber schnell wieder frei.

3. Barrikade

Mitten in der Krise von 1998 veranstalteten die Künstler Awdej Ter-Oganjan und Anatoli Osmolowski die massenhafteste russische Kunstaktion mit der Errichtung einer echten Barrikade in der Bolschaja-Nikitskaja-Straße in Moskau. Sie blockierten den Durchgang mit Kartons und stellten Banner mit Slogans in Russisch und Französisch auf – die Aktion fand zum 30. Jahrestag der französischen Studentenrevolution 1968 statt.

Die Künstler stellten Forderungen an die Behörden, darunter eine monatliche Zahlung von 1200 Dollar für alle Teilnehmer der Aktion, die Legalisierung des Drogenkonsums und das Recht auf weltweite Reisefreiheit.

Drei Stunden später bewegte sich die Menge in Richtung Kreml und rief: „Wir haben gewonnen! Und jetzt gehen wir in die besiegte Stadt!“ Danach wurde sie von der Polizei aufgelöst.

4. Mausoleum. Ritualmodell

Stellen Sie sich einen Abschiedsraum mit einem Sarg in der Mitte vor. Es ist Trauermusik zu hören, die Leute verabschieden sich der Reihe nach von dem Verstorbenen. Und nun stellen Sie sich vor, dass der Sarg mit dem Führer des Weltproletariats Wladimir Lenin ein Kuchen ist, und die Leute herantreten, um ein Stück des Führers zu essen.

Die ironische Galerieaktion von Juri Schabelnikow fand 1998 statt und wurde von vielen Menschen vehement abgelehnt. Zeitungen jener Zeit schrieben, dass nur „völlig Abnormale mit einer kranken schizophrenen Psyche diese unmoralische, blasphemische Tat begehen konnten“.

5. Junger Atheist

Auf der Kunstmesse in Moskau am 4. Dezember 1998 organisierte Awdej Ter-Oganjan eine Kunstaktion: Zuerst hängte er Reproduktionen von Ikonen an die Stände zwischen den Gemälden und bot den Besuchern dann an, sie gegen eine moderate Gebühr zu entweihen. Es gab keine Freiwilligen und so begann der Künstler selbst, die Reproduktionen mit einer Axt zu zerhacken.

Der damalige Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche Alexej II. kritisierte die Aktion scharf. Es wurde ein Strafverfahren nach § 282 des Strafgesetzbuches wegen Anstiftung zu Volksverhetzung sowie Rassen- und Religionshass eingeleitet. Ter-Oganjan floh aus dem Land und suchte politisches Asyl in der Tschechischen Republik, wo er noch immer lebt.

6. Trau deinen Augen nicht

Am 1. April 2000 organisierte Oleg Mawromatti im Zentrum Moskaus eine mutige Aktion: Seine Assistenten banden ihn an ein Holzkreuz und nagelten seine Hände mit 10 Zentimeter langen Nägeln fest. Auf dem Rücken des Künstlers war die Inschrift Ich bin nicht Gottes Sohn geritzt.

Mawromatti erklärte sein Handeln so: „Diese Szene symbolisiert echtes Leiden, ein echtes Opfer, mit denen die Kunst schon lange schachert.“

Der Künstler wurde gemäß § 282 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation des Strafgesetzbuches wegen Anstiftung zu Volksverhetzung sowie Rassen- und Religionshass angeklagt, aber dem Gericht gelang es nicht, ein Urteil zu fällen – Mawromatti floh nach Bulgarien und lebt jetzt in den Vereinigten Staaten.

7. "Ein Phallus als Gefangener des FSB"

Im Jahr 2010 zeichneten Mitglieder der Gruppe Wojna (Krieg), die die Vorläufer von Pussy Riot waren, einen 65 Meter langen Phallus auf einer Hälfte der Litejnyj-Zugbrücke, die über die Newa in St. Petersburg führt. Beim Hochziehen der Brücke war unmittelbar gegenüber dem FSB-Gebäude ein „Ständer“ zu sehen.

8. Fixierung

Am 10. November 2013, dem Tag der Polizei, nagelte der völlig nackte Pjotr Pawlenskij seinen eigenen Hodensack auf einen Pflasterstein des Roten Platzes. Die Polizei bedeckte den Künstler mit einem Laken, während sie auf die Krankenpfleger warteten, die Pawlenskij halfen, sich zu befreien.

Laut Pawlenskij war die Aktion eine Metapher für die politische Apathie der russischen Gesellschaft.

>>> Fünf skurrile Ereignisse, die sich auf dem Roten Platz abspielten

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