Fünf skurrile Ereignisse, die sich auf dem Roten Platz abspielten

Reuters
Auf dem Roten Platz, direkt am Kreml, ist im Laufe der Jahrhunderte schon einiges passiert. Er war Hinrichtungsort, Marktplatz, Eislaufbahn. Zudem war er Schauplatz einiger spektakulärer Ereignisse, mit denen keiner je gerechnet hätte.

Schon früher hatte  Roter Platz in Moskau als Marktplatz eine große Bedeutung. Die Menschen versammelten sich am Lobnoje Mesto, einem terrassenartigen Bauwerk auf dem Platz. Dort wurden Dekrete des Zaren verkündet und Hinrichtungen durchgeführt. Noch heute ist der Begriff Lobnoje Mesto mit dem Gedanken an Gerichtsverhandlungen und Exekutionen verknüpft.

Während der Sowjetzeit, als Moskau zur Hauptstadt wurde, war der Rote Platz der Ort, an dem staatliche Veranstaltungen und Paraden stattfanden. Die alljährliche Siegesparade zur Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wird hier noch heute abgehalten.  

Der Rote Platz, der direkt an der Kremlmauer liegt, ist ein strategischer Ort. Deshalb gelten hier bestimmte Verhaltensregeln. Zahlreiche Kameras überwachen deren Einhaltung. Zudem hält sich das Gerücht, dass Spezialeinheiten in Zivil auf dem Platz unterwegs sind. Doch all diese Maßnahmen konnten nicht verhindern, dass der Rote Platz zum Schauplatz einiger spektakulärer Ereignisse wurde.

Der Rote Platz als Landebahn eines deutschen Flugzeugs  

Es war das Jahr 1987, der Kalte Krieg ging gerade zu Ende, da gelang einem deutschen Hobbypiloten eine echte Sensation. Mit einem Kleinflugzeug landete er verbotenerweise auf der Großen Moskwa-Brücke, die direkt zum Roten Platz führt, und manövrierte die Maschine bis zur Basilius-Kathedrale.

In Helsinki hatte er das Flugzeug gemietet. Von dort aus startete er und es gelang ihm, unbemerkt vom Radar, die Grenze zur damaligen Sowjetunion zu überqueren. Später wurde er entdeckt, doch das sowjetische Militär scheute den Abschuss einer Zivilmaschine und beobachtete den Flug daher lediglich. Mathias Rust, so der Name des Piloten, verließ das Cockpit und begann, Autogramme zu geben. Eine Stunde später jedoch befand er sich bereits in Haft und wurde schließlich unter anderem wegen illegalen Grenzübertritts und schweren Rowdytums verurteilt.

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Ein unanständiges Wort

1991 legten sich einige Mitglieder der Künstlergruppe ETI, was für die russische Abkürzung von „Enteignung des Gebietes der Kunst“ steht, mitten auf dem Roten Platz. Mit ihren Körpern formten sie ein Wort, das für eine obszöne Bezeichnung des männlichen Geschlechtsorgans steht. Anatoli Osmolowski, einer der Begründer des Moskauer Aktionismus in den 1990er Jahren, hatte die Idee. Nach einer Minute schon wurde die Aktion durch die Polizei beendet. Die Teilnehmer wurden verhaftet.

Die Künstler wollten gegen ein kurz zuvor in Kraft getretenes Gesetz protestieren, das den Gebrauch obszöner Sprache in der Öffentlichkeit unter Strafe stellte. Die Gruppe erhielt später Unterstützung durch ähnliche Aktionen von anderen Performancekünstlern.

Der erste Handschuh

1995 forderte der Performancekünstler Aleksander Brener den ersten Präsidenten Russlands Boris Jelzin zum Kampf auf. An einem frostigen Tag im Februar erschien er in Shorts und mit Boxhandschuhen auf dem Roten Platz und rief: „Jelzin, komm raus!“

Die Aktion ging unter dem Namen „First Glove“ in die Kunstgeschichte ein. Brener wollte damit gegen die Entsendung russischer Soldaten nach Tschetschenien protestieren.

Der Galerist Marat Gelman unterstützte den Künstler damals und berichtet, dass der Boxer Brener nur eine halbe Stunde später verhaftet worden sei. Jedoch kam er schnell wieder auf freien Fuß.

Der Hodensack von Pjotr Pawlenski

Am 10. November 2013, dem Tag der Polizei, erschien der Performancekünstler Pjotr Pawlenski völlig nackt auf dem Roten Platz und nagelte seinen Hodensack am Boden fest.  Pawlenski ist bekannt für seine selbstverletzenden Aktionen. Er hatte sich aus Protest schon in Stacheldraht eingewickelt und sich den Mund zugenäht. Diesmal wollte er auf politische Apathie innerhalb der russischen Gesellschaft aufmerksam machen.

Die Polizei bedeckte den nackten Künstler mit einem Laken, bis der Rettungsdienst eintraf, der Pawlenski half, sich wieder zu befreien.

Der Louis-Vuitton-Koffer

Zum Jubiläum des Kaufhaus GUM wurde auf dem Roten Platz 2013 ein Koffer der französischen Luxusmarke Louis Vuitton als Ausstellungsraum aufgebaut. Neun Meter hoch und 30 Meter breit war das Gepäckstück. Der Erlös aus dem Verkauf der Eintrittskarten für den Werbepavillon sollte an die Stiftung „Naked Hearts“ des russischen Models Natalja Wodjanowa gehen. Der Anblick eines solch großen ausländischen Fremdkörpers im historischen Herzen Moskaus sorgte jedoch für einen Aufschrei in der Gesellschaft und im Internet.

So wurde der Koffer wieder abgebaut, noch bevor er geöffnet worden war. Nach dem Kofferskandal ließ der russische Präsident Wladimir Putin eine Liste von erlaubten Veranstaltungen auf dem Roten Platz erstellen. Darunter sind Ereignisse wie die Siegesparade, das Erlöserturm-Festival, das Internationale Militärmusikfestival, der Aufbau einer Eisbahn zu Neujahr oder die Buchmesse.

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