Alexander Petrelli: die Wandernde Galerie

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In Moskau und Sankt Petersburg kennt jeder den Künstler Alexander Petrelli, der im November seinen 50. Geburtstag feierte. Seit Kurzem reist seine „Galerie in Bewegung“ auch nach Europa.

Bei Ausstellungseröffnungen in Moskau und Sankt Petersburg kann man einen Mann sehen, der zu jeder Jahreszeit einen Mantel trägt. In der Geste eines Exhibitionisten, der sich selbst ausstellt, öffnet er seinen Mantel weit und im Inneren sieht man.... Kunst... Die Auskleidung seines Mantels ist immer mit kleinen Gemälden oder Zeichnungen wie die Wand eines Museums bedeckt. Dies ist die umherziehende Palto Gallery, die seit über 20 Jahren existiert.

Erfolg in drei Minuten

Die Galerie besteht aus nur einem Mann, dem lebenslustigen Künstler Alexander Petrelli. Ursprünglich aus Odessa stammend, zog er in den 90er Jahren nach Moskau. Seitdem trägt er den Spitznamen Karman, was so viel wie Tasche heißt, und dieser ist nun zu seinem Zweiten Namen geworden. Er taucht in seinem Mantel in den wichtigsten Museen auf, darunter das Puschkin-Museum für Bildende Kunst und die Tretjakow-Galerie, sowie Ausstellungseröffnungen in Galerien.

Auf dem russischen Markt für zeitgenössische Kunst scheint Karmans Wandergalerie, die als ironische Performance begann, so ziemlich die längste zu sein - von Mitte der 90er Jahre bis heute haben nur eine Handvoll Galerien, nicht mehr als Finger einer Hand, in Moskau überlebt und Palto ist eine von ihnen. Mit über 500 Ausstellungen in den 23 Jahren des Bestehens der Galerie und über 130 Künstler, die eigens für sie Werke geschaffen haben - darunter Klassiker wie Viktor Piwowarow, Vadim Zacharow, Andrei Filippow und Zurab Zereteli - ist es ein absoluter Rekord.

Heute ist Palto eine reisende Galerie geworden - zum Beispiel auf der österreichischen Messe für zeitgenössische Kunst Viennacontemporary. Petrelli hat seinen eigenen Rekord gebrochen: Eine der Ausstellungen, die der Künstler dort inszenierte, dauerte nur drei Minuten. In dieser Zeit wurden zwei Dutzend konzeptionelle Leinwände von Dmitri Gutow - alle etwa handgroß - gekauft.

„Der einzige Künstler, dessen Werke ich in Wien nicht an einen russischen Sammler verkauft habe, sondern an einen zufälligen Kunden, der keine Ahnung von russischer Kunst hatte, war Aidan Salachowa“, sagte Petrelli gegenüber Russia Beyond. „Es war ein grafisches Werk auf Transparentpapier mit zwei übereinander liegenden Blättern und das Bild änderte sich je nachdem, auf welche Seite man schaute. Ich zog sie einfach an und da saß er auf einem kleinen Sofa vor mir. Ein Österreicher, mit einer sehr vornehmen Art und einem Rohrstock. Als er die Werke sah, packte er sie! Er hat nicht einmal gefragt, wer der Künstler ist.“

In Wien verkaufte Karman auch Werke der berühmten österreichischen Kunstgruppe Gelitin - ihre Bilder sind für den Standard der Galerie ziemlich groß, 30 cm x 40 cm. Er sagt, dass nur zwei von ihnen verkauft wurden, aber für einen Betrag, von dem die Galerie in ihren Anfangszeiten nicht hätte träumen können.

Eine Ausstellung in Bewegung

Die Geschichte von Palto begann 1995. Die Idee dazu gehörte den Mitgliedern der Kunstgruppe Pertsy [zu Deutsch "Pfeffer"]. Petrelli erinnert sich: „Sie kehrten aus Sotschi zurück. Wir saßen und tranken und fingen plötzlich an, uns an den alten sowjetischen Komödienfilm "Iwan Wassiljewitsch wechselt den Beruf" zu erinnern. Darin verkaufte ein Charakter heimlich Radioteile und befestigte sie am Futter seiner Jacke. Und sie sagen zu mir: 'Sascha, lass uns eine Galerie in deinem Mantel eröffnen!'“ Damals hatte ich einen schweren, alten, dicken, wolligen, dunklen Mantel, den ich in einem Secondhandladen gekauft hatte und den ich zu dieser Zeit trug.“

So entstand die Idee eines wandernden Museums, das erstmals von Marcel Duchamp vorgestellt wurde. Wladimir Dubossarskj und Alexander Winogradow, Klassiker der heutigen zeitgenössischen Kunstszene, mit deren Ausstellung die Galerie ihre Pforten öffnete, waren von der Idee sehr begeistert. Zu der damaligen Zeit waren sie noch nicht berühmt. Petrelli trat damals mit seinem Mantel auf einer Ausstellung auf, die im luxuriösen und längst nicht mehr existierenden Manhattan Express Club eröffnet wurde. Die Hauptausstellung hieß Art Against Sex und Paltos Ausstellung - Art For Sex. Es gab einen Skandal, jemand beschwerte sich beim Besitzer des Clubs, der Palto sofort schließen wollte. Aber es gab einem Kompromiss: Karman sollte mit dem Mantel um ihn gewickelt herumlaufen, aber wenn er jemandem etwas zeigen wollte, würde er den Gast auf die Toiletten bringen.

„Heute können wir ehrlich sein - damals funktionierte das Konzept nicht. Niemand hat etwas gekauft. Doch später wurde die gesamte Ausstellung - die erste Einzelausstellung für das Dubossarsky-Winogradow-Duo - für 30 000 Euro verkauft!“ sagt Petrelli. Wie auch immer, seitdem sind auch die Umsätze von Palto gestiegen.

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