Hallo EcoTaxi! Dieser Unternehmer hilft Sankt Petersburgern beim Recycling

Pixabay, Aus dem persönlichen Archiv
Obwohl immer mehr Russen ein Bewusstsein für Umweltschutz entwickeln, hat nicht jeder genug Zeit oder Wissen, korrekt zu recyclen. In Sankt Petersburg hilft jetzt ein Unternehmen namens EcoTaxi dabei.

Der Mann hinter der Idee heißt Wsewolod (Sewa) Wasilkioti. Bis vor Kurzem war Sewa ein gewöhnlicher Büroangestellter, der sich nicht viel um Umweltschutz und Mülltrennung kümmerte. Alles änderte sich, als er seiner Mutter vor gut zwei Jahren versprach, nicht mehr so viel wegzuwerfen und wiederverwertbaren Müll auszusortieren.

„Kurz darauf begann ich auch, verschiedene Arten von Plastik voneinander zu unterscheiden. Ich lernte, welche Materialen wiederverwertet werden können und wo dies geschah. Schnell wurde es zur Gewohnheit. Ich warf nichts mehr weg, was noch einmal gebraucht werden könnte“, erzählt er.  

Die Gründung

Vor einer Weile zogen Sewa und seine Familie nach Oserki, einem Vorort im Norden von Sankt Petersburg. Gegenüber seines Wohnblocks befand sich eine illegale Mülldeponie. Also organisierte er Subotniks” (freiwillige Samstagsarbeiter), zur Reinigung der Gegend.

„Während ich den Müll sortierte und Wiederverwertbares von Nichtwiederverwertbarem trennte, verstand ich, dass ein Teil der ökologischen Probleme direkt vor uns liegt – auf den Straßen. So änderte sich meine Haltung und ich gründete ein Öko-Unternehmen.“

Die Idee kam ihm, als er im Internet sah, wie eine umweltbewusste, junge Frau aus einem anderen Teil Sankt Petersburgs die Route zum nächsten Recycling-Platz postete. Sie bot zudem an, den Müll anderer Leute gegen eine symbolische Gebühr von 100 Rubel (1,40 Euro) mitzunehmen.  

„Da dachte ich, ,Hey, warum gibt es so etwas hier im Norden noch nicht?‘. Ich startete einige Probeläufe und entwickelte eine Preisliste. Es funktionierte und ich entschied, mich selbstständig zu machen. Anfangs hatte ich etwas Angst davor. In meinem alten Job verdiente ich jeden Monat 50.000 Rubel (690 Euro). Die Selbstständigkeit schien deutlich risikoreicher. Aber meine Frau Nastja unterstützte mich und so gründeten wir im Juli 2018 unsere eigene Gruppe auf VKontakte.“

Nastja half, indem sie die Seite mit Inhalten füllte. Die Zahl der Follower stieg und es gab Unterstützung in Form von Reposts und Abonnements. Einen Monat später erfuhr sogar ein großer Nachrichtensender von dem Projekt und drehte einen Film über Sankt Petersburgs erstes EcoTaxi.

Kein Allheilmittel

Sewa arbeitet drei Tage in der Woche. Mit seinem treuen VW Transporter versucht er jeden Tag, mindestens zwölf Haushalte zu erreichen. Dafür braucht er im Durchschnitt zehn bis zwölf Stunden. Den gesammelten Müll bringt er dann auf eine von drei vertrauenswürdigen Recycling-Deponien im Norden Sankt Petersburgs. Für die Abholung von drei mittelgroßen Einkaufstüten voller Müll nimmt er 400 Rubel (5,50 Euro). Jede weitere Tüte kostet noch einmal 50 Rubel (70 Cent). Die Profite sind nicht riesig, aber Sewa und Nastja haben sich gut vorbereitet.

„Vielleicht ist die Nachfrage irgendwann einmal groß genug, um täglich zu arbeiten. Momentan wollen wir EcoTaxi erst einmal wachsen lassen. Wir investieren viel in Werbung und engagieren uns in der ökologischen Bildung. Zudem suchen wir Deponien für seltenere recyclebare Materialen und arbeiten mit dem Sozialkaufhaus ,Spasibo zusammen.“  

Obwohl Sewa seine Arbeit für wichtig hält, versucht er seinen Mitbürgern zu erklären, dass EcoTaxi kein Allheilmittel ist.

„Jeder muss verstehen, dass Recycling allein nicht alle ökologischen Probleme lösen wird. Wir müssen lernen, Dinge wiederzuverwerten und bewusster zu konsumieren. Es macht zum Beispiel keinen Sinn, 10 Oberteile zu kaufen, von denen man am Ende nur zwei regelmäßig trägt. Jeder muss seinen Teil tun. Es ist vielleicht ein langsamer und langwieriger Prozess, aber es ist besser, als nichts zu tun. Wir können es uns nicht leisten darauf zu warten, dass die Regierung oder sonst jemand etwas unternimmt. Stattdessen müssen wir unser Bewusstsein ändern und Abfall nicht mehr direkt als wertlosen Müll sehen. Ich selbst benutze das Wort „Müll“ kaum noch.“

Sewa warnt auch davor, gleich alles wissen zu wollen. Er rät stattdessen: „Fangen Sie klein an. Trennen sie offensichtliche Dinge wie Glas, Papier und Plastikflaschen. Dann gucken Sie zum Beispiel auf recyclemap.ru, wo sich die für sie nächste Recyclingstation befindet. Nehmen Sie beim Einkaufen wiederverwendbare Taschen mit und legen sie sich eine eigene, wiederverwendbare Kaffeetasse zu. Auf mycupplease.ru gibt es eine Liste mit Cafés, in denen die Baristas den Kaffee auch in selbstmitgebrachte Tassen kippen. Und, ganz wichtig, achten Sie darauf, nicht auf sogenannte „Greenwashing“-Taktiken reinzufallen. Eine Liste vertrauenswürdiger Label für Bioprodukte finden Sie im Internet.“

Sewa ist optimistisch, dass seine Stadt langsam aber sicher umweltfreundlicher wird. Das Bewusstsein bei den Menschen wird immer größer und die Kinder werden sich dieses Verhalten von den Erwachsenen abschauen. Sewa glaubt, dass diese Vorbildfunktion ein Schlüssel für die Zukunft ist. Wenn man schon in der Kindheit beobachtet, wie die Eltern ihren Müll trennen, meint er, gehe einem das irgendwann in Fleisch und Blut über. Dafür, dass sich das Bewusstsein der Erwachsenen ändert, engagieren sich Sewa, Nastja und viele andere Umweltschützer auf der ganzen Welt.

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