Wie aus sowjetischen Flugzeugträgern chinesische Freizeitparks wurden

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BORIS JEGOROW
Auch die Flotte der sowjetischen Flugzeugträger fiel dem Untergang des Landes zum Opfer. Ihr Schicksal ist ganz unterschiedlich.

Einst galt die sowjetische Flugzeugträgerflotte als eine der stärksten der Welt: Ganze fünf Flugzeugträger waren für die Sowjetunion auf den Ozeanen unterwegs. Als das kommunistische System zusammenbrach, geriet auch die Flugzeugträgerflotte unter die Räder.

Das moderne Russland hat lediglich einen Flugzeugträger, die Admiral Kusnezow. Die anderen vier wurden verschrottet oder verkauft. Einige fahren unter fremder Flagge weiter, andere dienen als Hotels oder Freizeitparks.

Sowjetische Flugzeugträger unterschieden sich massiv von ihren amerikanischen Gegenstücken. Die amerikanischen Exemplare sind im Prinzip schwimmende Landebahnen, die von mehreren Kriegsschiffen geschützt werden. Die sowjetischen Flugzeugträger waren dagegen gut genug bewaffnet, um sich selbst zu verteidigen. Durch den vielen Platz, den die Bewaffnung in Anspruch nahm, konnten sowjetische Flugzeugträger allerdings auch weniger Soldaten transportieren. 

1975 erhielt das sowjetische Militär im Rahmen des Projekts 1143 Kretschjet seinen ersten Flugzeugträger, die Kiew. Diese war schwer genug bewaffnet, um sich gegen feindliche Flugzeuge, Schiffe und U-Boote zu verteidigen. Zwölf für vertikale Starts und Landungen ausgelegte Kampfflugzeuge vom Typen Jak-38 und Anti-U-Boot-Helikopter vom Typ Ka-27 komplettierten den Flugzeugträger. 

Die Kiew diente erfolgreich im Mittelmeer und im Atlantik und erhielt sogar den Orden des Roten Banners. Ihr Ende war dagegen weniger heroisch: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war das schwimmende Monster zu teuer und wurde 1993 nach China verkauft. Dort machte man es zum Binhai-Flugzeugträger-Themenpark, und die Kiew dient bis heute als Freizeitpark und Hotel. 

Der zweite sowjetische Flugzeugträger, die 1978 eingeweihte Minsk, war eine Weiterentwicklung der Kiew. Sie konnte 16 Flugzeuge und 18 Helikopter transportieren, Haupteinsatzgebiet war der Pazifik. Wie ihre ältere Schwester wurde die Minsk nach China verkauft und war dort Hauptattraktion in einem Militär-Freizeitpark in Shenzhen. Demnächst soll sie in einen anderen Freizeitpark in Nantong überführt werden. 

Ein unglücklicheres Schicksal ereilte die Noworossijsk, den dritten sowjetischen Flugzeugträger. Sie wurde 1994 nach zehn Einsatzjahren im Pazifischen Ozean an Südkorea verkauft. Dort wurde sie drei Jahre später verschrottet. 

Die Baku (ab 1990: Admiral Gorschkow) dient nach wie vor ihrem ursprünglichen Zweck. Sie wurde 1987 für die russische Nordmeerflotte gebaut, dann aber doch ins Mittelmeer geschickt, wo sie sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit der amerikanischen USS Dwight D. Eisenhower lieferte. Nach dem Fall der Sowjetunion verkaufte man das mit modernster Technik zur radioelektronischen Kriegsführung ausgestattete Schiff nach Indien. Das indische Militär setzt sie als INS Vikramaditya nach wie vor ein. 

Nachdem die alten Flugzeugträger und insbesondere auch die für sie ausgelegten Flugzeugtypen zunehmend in die Jahre gerieten, entschied man sich, die Flotte zu modernisieren. 1991 wurde die Admiral Kusnezow in Dienst gestellt. Die reduzierte Bewaffnung ermöglichte eine längere Landebahn, auf der auch Jets der Typen Su-33 und MiG-29K landen konnten. Die Admiral Kusnezow überdauerte den Zerfall der Sowjetunion und ist bis heute eines der Flaggschiffe der russischen Marine. 2017 nahm sie an der Militäroperation in Syrien teil. 

Der letzte sowjetische Flugzeugträger, die Warjag, fuhr nie unter sowjetischer Flagge. Als das Land zerfiel erbte die Ukraine das halbfertige Schiff und verkaufte es an die Marine der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Diese benannte es in Liaoning um und nutzt es bis heute als einen von zwei chinesischen Flugzeugträgern. 

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