Im September 2019, nach dem Kampf mit dem Amerikaner Dustin Poirier, wurde der 31-jährige Weltmeister Chabib Nurmagomedow bei Instagram zur beliebtesten Person aus Russland. Mehr als 16 Millionen Menschen folgen ihn.
Aber von all dieser Popularität bleib sein Privatleben unberührt. Dieses war Außenstehenden bis vor kurzem völlig unbekannt. Bei seiner Hochzeit 2013, an der mehr als dreitausend Menschen teilnahmen, zeigte Chabibs Frau nicht einmal ihr Gesicht. Im Internet ist kein einziges Foto mit ihr zu finden. „Meine Familie ist Tabu“, erklärt Chabib kategorisch. Aber trotz dem Wunsch, diesen Teil seines Lebens zu verbergen, ist doch etwas über sie bekannt geworden.
Eine entfernte Verwandte
Chabibs Frau heißt Patimat. Sie wurde in Sildi geboren – dem gleichen Bergdorf in Dagestan, in dem auch Chabib zur Welt kam. Chabib zeigte in den sozialen Netzwerken, wie das 200 Einwohner große Dorf aussieht:
Die Zeitschrift Mash schreibt, dass Patimat seine erste Liebe war. In einer Dorfschule saßen sie an derselben Schulbank, allerdings nur ein Jahr lang: Als Chabib in der zweiten Klasse war, beschloss seine Familie, nach Kirowaul zu ziehen, einem größeren Dorf in Dagestan. Später zogen die Chabibs weiter in die Hauptstadt Machatschkala.
In einem Interview mit dem Sport Express berichtete Chabibs Vater Abdulmanap über Patimat: „Sie ist eine entfernte Verwandte. Sie trug den gleichen Nachnamen, Nurmagomedowa, noch bevor sie Chabib heiratete. Abdulmanap beschrieb ihre Familie als „wunderbar“", in dem kleinen Sildi sind die Familien seit Generationen miteinander bekannt.
Eine Hochzeit mit mehr als 3000 Gästen
Als Chabib sich entschied zu heiraten, war er 22 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits von den lokalen Ligen zur Ultimate Fighting Championship (UFC) gewechselt. Er erregte mit mehreren herausragenden Siegen die Aufmerksamkeit in Amerika und hatte sich Mitte 2013 laut UFC den Ruf als vielversprechendster Ringer erworben.
Zu dieser Zeit kehrte er in seinen Geburtsort nach Dagestan zurück und schickte seinen Vater zu Patimats Eltern, um sie zu freien. So wird diese Geschichte heute von den russischen Medien kolportiert. Aber laut Chabibs Vater konsultierte der Bräutigam zunächst seinen Großvater zu diesem Thema: Es kamen fünf oder sechs Mädchen für die Rolle der Ehefrau in Frage. Letztendlich entschied man sich für Patimat.
Die Hochzeitsfeier war pompös, selbst für dagestanische Verhältnisse, denn es wurden alle eingeladen, buchstäblich. „Alle, die gratulieren wollen, können kommen!“ lautete die Einladung. Und da Chabib sehr populär war, gab es viele Leute, die diesem Angebot nachkamen – mehr als dreitausend. Es musste ein Saal für 1200 Gäste gemietet werden und die Gästeliste wurde dreimal geändert. Die Hochzeit kostete umgerechnet 20.000 Euro, was für eine solche Feier gar nicht einmal so viel war. Aber wie Chabibs Familie sagt, erhielten sie aus Respekt alle möglichen Rabatte.
Traditionen und Polygamie
Während der mehrtägigen Feier war Patimats Gesicht durch einen undurchsichtigen Schleier verhüllt, so dass es niemand sehen konnte. Chabib ist ein tiefreligiöser Moslem und nach der islamischen Tradition darf seine Frau „unbedeckt“ nur zu Hause von der Familie erblickt werden.
„Der Mann sagt: Bedecke dich! und sie gehorcht. Ihre Schönheit darf nur ihrem Ehemann gehören. Das ist keine Frage der heutigen Zeit, sondern eine 400 Jahre alte Tradition“, wurde dies von Chabibs Vater kommentiert.
Chabibs Frau verbringt die meiste Zeit zu Hause, schreibt Mash. Sie hat keinen Account bei den sozialen Netzen und im Internet gibt es keine Fotos mit ihr. Das ist das einzige Foto, von dem Chabib-Fans denken, dass auf ihm das Gesicht Patimats zu sehen ist:
Patimat und der UFC-Weltmeister haben zwei Kinder: 2015 wurde ihre Tochter Fatima geboren, 2017 der Sohn Magomed. Im September 2019 wurde bekannt, dass sie ein drittes Kind erwarten.
In einem seiner Interviews sagte Chabib uns, warum er seine Frau nicht zu Wettkämpfen oder zum Training mitnimmt: „Ich denke, die Familie ist ein Hindernis. Cormier [Daniel Cormier, US-amerikanischer UFC-Kämpfer], zum Beispiel, nimmt seine Familie mit. In der letzten Woche, wenn er sein Gewicht abtrainiert, ist die Familie immer dabei. Ihm hilft es, mich aber lenkt es ab. Ich denke, meine Familie sollte damit nichts zu tun haben.“ Diese Verschlossenheit ist von seinen Gegnern nicht unbemerkt geblieben und hat sogar einen Konflikt mit einem von ihnen, dem Iren Conor McGregor, ausgelöst, der auf Twitter Chabibs Frau mit einem „Handtuch“ verglich.
„Du liegst falsch, wenn du denkst, du kannst die Religion eines anderen beleidigen und dich in Sicherheit wiegen“, antwortete Chabib, der Conor zuvor mit einer eifersüchtigen Frau verglichen hatte, die von Zeit zu Zeit droht ihren Mann zu verlassen, aber dennoch bleibt.
Laut Chabibs Vater hat sein Sohn nur eine Liebe und nur eine Frau. Aber im gleichen Interview mit Sport Express sagte er, dass die Männer über fünfzig in ihrer Familie immer eine zweite und dritte Frau hatten [nach russischem Recht ist Polygamie verboten, solche Ehen werden offiziell nicht eingetragen; die konfessionelle Ehe wird durch einen einen Mullah geschlossen]. Wenn Chabib jetzt beschließe, eine weitere Frau zu haben, sagt Abdulmanap, würde er ihm antworten: Nicht in deinem Alter, dass ist noch zu früh. Kümmere dich um deine erste Familie. „Aber im Prinzip habe ich nichts gegen die Gründung einer zweiten oder dritten Familie. Wenn ihm Allah das erlaubt, warum sollte ich das ablehnen“, erklärt Chabibs Vater.