Reise nach Indien: 6 000 Kilometer zu Fuß unterwegs für den guten Zweck

Aus dem persönlichen Archiv
Ein russischer Reisender wandelt auf den Spuren von Afanassij Nikitin, der als erster Europäer eine dokumentierte Reise nach Indien unternahm. Sein Nachfolger folgt der historischen Route. Sein Ziel ist es, Geld für die Behandlung kranker Kinder zu sammeln.

Von der russischen Stadt Twer aus geht es zuerst nach Astrachan. Folgen Sie der Wolga. Durchqueren Sie Kalmückien und Dagestan, dann  Aserbaidschan und den Iran. Dort nehmen Sie ein Schiff nach Dubai. Sie steigen einmal um und erreichen Indien – diese Route absolviert der 30jährige Jewgenij Kutusow aus St. Petersburg gerade.

Er folgt damit der Reiseroute des berühmten russischen Entdeckers Afanassij Nikitin, der im Jahr 1469 nach Indien reiste, früher noch als der Portugiese Vasco Da Gama. Kutusows Ziel ist das indische Dorf Revnanda, etwa 125 Kilometer südlich von Mumbai, in dem ein Denkmal für Nikitin steht. Dies soll der erste Ort gewesen sein, den dieser damals besucht hat. Wo liegt der Unterschied? Nikitin unternahm seine Reise mit dem Schiff. Kutusow hingegen geht zu Fuß. 

Reise für wohltätige Zwecke 

„Die Idee, die Reise von Afanassij Nikitin zu wiederholen, kam mir ganz spontan“, sagt Kutusow, der schon seit 2008 verschiedene soziale und karitative Projekte organisiert. „Im vergangenen Jahr bin ich zu Fuß von St. Petersburg zum höchsten Berg Russlands, dem Elbrus, gelaufen, um Spenden für die teuren Behandlungen dreier kranker Kinder zu sammeln, Wadim, Timur und Nastja.”

Rund 28 000 Euro brachte die erste  Aktion. Das war nicht genug für die Operation des kleinen Wadim, die noch einmal so viel kostet. Also entschied sich der unerschrockene Reisende dazu, nochmal eine weite Reise zu machen. 

„Am 4. Juli nahm ich einen Zug von St. Petersburg nach Twer. Am Morgen des 5. Juli startete die abenteuerlichste Reise meines Lebens. Sie führt entlang der Wolga durch die Städte, in denen auch Afanassij Nikitin Halt gemacht hat, über Dagestan, Aserbaidschan, den Iran und auf dem Seeweg (oder per Flugzeug) über Dubai nach Indien. Es sind insgesamt 6 000 Kilometer, ohne Rückweg”, sagt Kutusow.

Er schätzt, dass er frühestens im Winter in Indien ankommen wird. Er will dann einige Zeit im Land verbringen. „Ich habe keinen genauen Plan für meine Rückreise, aber höchstwahrscheinlich fliege ich auf die Krim und gehe dann zu Fuß nach Smolensk, sagt er.  

„Ich habe keine Sponsoren.” 

Jewgenij ist alleine unterwegs. Bis vor kurzem hatte er nur die Unterstützung seiner Freunde und Follower in den Social Media. „Ich habe mich körperlich nicht vorbereitet und hatte keine Ausrüstung. Anfangs hatte ich noch nicht einmal ein Zelt. In Nischni Nowgorod haben mir die Einheimischen ein Zelt geschenkt”, erzählt er. 

„An Tag 56 wurde es kalt. Mitarbeiter des russischen Informationszentrums (RIC) in Indien haben mich kontaktiert und mir geholfen, ein neues Zelt und neue warme Kleidung zu besorgen. Sie haben mich sehr unterstützt und tun das auch weiterhin. Aber ich habe keine Sponsoren. Ich bezahle alle Ausgaben selbst. Schon seit meiner Expedition zum Elbrus letztes Jahr ist mein Bankkonto im Minus.”

Kutusows Rucksack war zu Beginn der Reise zehn Kilo schwer. Inzwischen wiegt er mit Kleidung, Schlafsack, Zelt, Wasser, einem Telefon und GPS-Tracker 17 Kilogramm. Außerdem hat Kutusow Wanderstöcke dabei.

Pro Tag legt er im Schnitt 30 bis 40 Kilometer zurück. Manchmal bleibt er ein paar Tage in einer Stadt, um sich auszuruhen. Kutusow ist regelmäßig online und berichtet über seine ehrgeizige Tour in den sozialen Medien und auf seinem Blog. „Die mobile Datenverbindung funktioniert nicht überall. Mit einem GPS-Tracker kann ich auch kurze Nachrichten an Freunde oder Mitarbeiter des RIC schicken. Ich lade die Geräte in Tankstellen und Cafés auf, wann immer es möglich ist.” 

Der 1. Oktober war Tag 87 seines Marschs. Jewgenij ist zurzeit in der Wolgograder Region unterwegs (folgen Sie ihm hier). Sein Ziel in Indien liegt noch in weiter Ferne. Doch Jewgenij hat bereits das fehlende Geld für Wadims Operation gesammelt und weitere umgerechnet 3 700 Euro, damit dem kleinen Timur geholfen werden kann. Als nächstes wird das Geld für Nastja gesammelt.

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