Die WHO hat den Ausbruch des Coronavirus zur Pandemie erklärt. Derzeit gibt es weltweit über 128.000 Infizierte. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl weiter steigen wird. Welche Maßnahmen ergreift Russland, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen?
Wie viele Menschen sind in Russland infiziert?
Nach offiziellen Angaben wurden am 12. März in Russland 34 Fälle von Covid-19 registriert: die Hälfte in Moskau, andere Fälle in den Regionen Kasan, Nischni Nowgorod, Kaliningrad, Lipezk und Belgorod. Unter den Erkrankten sind zwei chinesische Staatsbürger und ein Italiener. Bisher gelten drei Menschen wieder als geheilt. Todesopfer gab es bisher keine. Jedoch stehen allein in Moskau mehr als 5.000 Personen unter strenger Beobachtung. Dabei handelt es sich um Bewohner der Stadt, die aus Ländern zurückgekehrt sind, die vom Virus betroffen sind, sowie um deren Kontaktpersonen.
Der russische Premierminister Michail Mischustin sagte am 12. März: „Die Gefahr einer Ausbreitung der Krankheit wurde minimiert, da wir rechtzeitig Maßnahmen ergriffen haben.”
Keine gute Zeit für Auslandsreisen
Russland war eines der ersten Länder der Welt, das reguläre Flüge nach China einschränkte. Im Februar schon wurden russische Staatsbürger mit Sondermaschinen aus Wuhan und anderen chinesischen Städten evakuiert.
Die Anzahl der angebotenen Flüge nach China, Südkorea und Iran wurde drastisch reduziert. Aeroflot fliegt täglich nur noch nach Peking, Shanghai und Seoul. Wöchentlich werden noch Flüge nach Teheran angeboten. Andere Fluggesellschaften haben Flüge in diese Länder vorübergehend ganz ausgesetzt.
Ab dem 13. März gelten zudem Einschränkungen für Flüge nach Deutschland, Italien, Spanien und Frankreich. Flüge nach Rom, Berlin, München, Frankfurt, Paris, Madrid und Barcelona sind ausschließlich vom Flughafen Scheremetjewo, Terminal F, möglich.
Die Russische Eisenbahn hat die Zugverbindungen nach Nizza (Frankreich), Peking (China), Ulaanbaatar (Mongolei) und Tumangan (Nordkorea) ausgesetzt. Nach Berlin und Paris rollen aber weiterhin Züge.
Die russischen Fluggesellschaften teilten mit (rus), dass sie in den kommenden Tagen Maschinen chartern werden, um ausländische Staatsbürger in Russland in ihre Heimatländer zurückzubringen sowie russische Staatsbürger im Ausland zurück nach Russland zu bringen. Bereits gekaufte Tickets können umgetauscht oder später eingesetzt werden.
Rückgang der Buchungen bei ausländischen Reisenden
Die russische Tourismusbranche ist ebenfalls von der Krise betroffen. Seit dem 13. März stellt Russland keine Touristenvisa mehr für italienische Staatsbürger aus. Zuvor wurde bereits die Visavergabe für China und den Iran eingestellt.
Reisende bleiben lieber zu Hause. Laut dem Verband der russischen Reiseveranstalter liegen die Einbußen durch Stornierungen für Reisen im Zeitraum März bis Mai bei mehr als 500 Millionen Rubel (rund sechs Millionen Euro). Sogar für den Sommer geplante Reisen wurden schon abgesagt (rus).
Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Teilnehmern
Aufgrund des Coronavirus wurde das jährliche Wirtschaftsforum in St. Petersburg im Juni abgesagt. Die Stadt Moskau hat alle Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Teilnehmern verboten.
Doch noch ist nicht das ganze Land von solchen Maßnahmen betroffen. Schulen, Universitäten und Kindergärten sind offen und der Betrieb dort läuft wie gewohnt weiter. Bisher wurden nur außerschulische Aktivitäten wie Ausflüge oder Besuche in Museen abgesagt. Die Schulkinder sollen täglich ihre Temperatur kontrollieren. Wer Krankheitsanzeichen zeigt, wird nach Hause geschickt.
Viele Unternehmen haben Geschäftsreisen ins Ausland abgesagt und zusätzliche Maßnahmen zur Desinfektion der Büros und gegen eine Ausbreitung des Virus getroffen. Einige Firmen ermöglichen den Mitarbeitern das Arbeiten von zu Hause.
Die Russen werden aufgefordert, sich häufiger die Hände zu waschen, ihr Gesicht, insbesondere die Augen, nicht zu berühren und während der Hauptverkehrszeiten öffentliche Verkehrsmittel zu meiden.
Russen, die aus China, Italien, Frankreich und anderen vom Virus betroffenen Ländern nach Russland zurückkehren, müssen sich bei einer Hotline melden und 14 Tage zu Hause bleiben. Ein offizieller Arztbrief mit der Diagnose wird von einem Kurier nach Hause gebracht. Diesen benötigen Arbeitnehmer, um ihre Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber nachweisen zu können. Wer Fieber oder Husten hat, muss den Rettungsdienst informieren. Fällt ein Test auf das Coronavirus positiv aus, wird der Betroffene in eine Klinik für Infektionskrankheiten gebracht.