Umfangreiches Bauvorhaben
„Im Rahmen des verschärften Bereitschaftsregimes haben wir die Entscheidung über den Bau eines neuen mobilen Krankenhauskomplexes für Infektionskrankheiten getroffen“, teilte am 10. März der Bürgermeister von Moskau Sergej Sobjanin auf seiner Webseite mit.
Seiner Meinung nach wird das neue Krankenhaus in kürzester Zeit gebaut und mit den modernsten Geräten ausgestattet werden.
Bereits zwei Wochen nach Baubeginn haben die Arbeiter die Betonfundamente vorbereitet und mit dem Bau des medizinischen Blocks begonnen, sagte der stellvertretende Bürgermeister der Hauptstadt Andrej Botschkarjow. Die Einrichtung wird aus zwölf Stationen bestehen. Schon bald wird mit dem Bau der Intensivstation begonnen, die aus weiteren 16 Stationen, darunter einem Intensivpflegekomplex für 250 Betten, besteht.
„Gegenwärtig sind 2.000 Bauarbeiter mit 500 Geräten am Bau des Krankenhauses beteiligt. In der Spitzenzeit werden mehr als 5.000 Fachleute am Bau des Krankenhauses arbeiten“, sagte Botschkarjow.
Die Fläche des Komplexes wird etwa 70.000 Quadratmeter betragen, das Krankenhaus wird 500 Patienten aufnehmen können, einschließlich in der Notaufnahme. Das Krankenhaus selbst wird aus mehr als 30 Stationen, darunter:
- Aufnahmestation
- Behandlungsbereich
- Notaufnahme
- Labor
- Diagnostischer Bereich
- Kinder-, Operations- und Entbindungsstationen
Der Bürgermeister selbst erwähnte, dass das Krankenhaus 250 Meter vom nächstgelegenen Wohngebiet entfernt sein werde, „was 2,5 Mal mehr ist, als die erforderliche Schutzone es vorschreibt“, so dass keine Gefahr für die Anwohner besteht.
Das Krankenhaus wird innerhalb von einem Monat gebaut werden, berichtet die Nachrichtenagentur Moskwa unter Berufung auf den Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin.
Ein Krankenhaus mit „Platz zur Entfaltung“
Die Nutzer sozialer Netzwerke reagierten auf die Nachrichten über das Krankenhaus zurückhaltend.
„Wozu, wenn auf 100.000 nur 60 Erkrankte entfallen? Und ist es nicht eh schon zu spät?“, reagierte ein Twitter-Nutzer auf die Neuigkeit.
„Vor einer Woche wurde geschrieben, dass ein ganzes neues Gebäude für die Kranken bereitgestellt wurde. Warum bauen sie dann ein neues Krankenhaus?“, wundert sich einer der Forumsteilnehmer.
Der Bürgermeister von Moskau erklärt die Notwendigkeit des Baus eines Krankenhauses wie folgt: „Bisher gab es in Moskau nur vereinzelte Fälle einer Infektionen mit dem neuen Coronavirus und die bestehenden Krankenhauseinrichtungen kommen damit zurecht. Aber jeder neue Fall erfordert die Einweisung nicht nur des Erkrankten, sondern auch mehrerer weiter Personen.“
Seinen Worten nach werde jeder, der mit einem Träger des Virus in Kontakt gekommen ist, wenn er auch nur die geringsten Anzeichen einer Atemwegsinfektion aufweist, in ein Krankenhaus eingewiesen.
„Es sind nicht wenige präventive Krankenhauseinweisungen vorgenommen worden, bei denen sich der Verdacht auf das Coronavirus später nicht bestätigt hat. Aber natürlich muss die Stadt auf jede mögliche Entwicklung vorbereitet sein“, fasst Moskaus Bürgermeister zusammen.
Resident Evil in Moskau
Parallel zu den Bauarbeiten an dem Krankenhaus im Dorf Kommunarka (das zu Moskau gehört) wurde ein separates Gebäude bereitgestellt – dorthin werden alle mit dem Coronavirus infizierten Personen und jene, bei denen Verdacht auf diese Krankheit besteht, zur Quarantäne eingewiesen.
Insgesamt 62 Coronavirus-Patienten befinden sich zurzeit im Gebäude, berichtetRussia Today. Das Krankenhaus entspricht allen Anforderungen eines Krankenhauses für Infektionskrankheiten, versicherte der Chefarzt Denis Prozenko.
Alle Eingänge zu dem Bereich mit den krankheitsverdächtigen Patienten sind durch Luftschleusen abgetrennt. Bei jedem Eintritt verwenden die Mitarbeiter Einwegschutzanzüge und Desinfektionsmittel. Bisher sei noch kein Mitarbeiter infiziert worden, teilte Prozenko mit.
Allen Patienten werde während ihres Aufenthalts in der Quarantäne kostenloses Internet zur Verfügung gestellt und sie erhalten fünf Mahlzeiten am Tag, berichtete Katerina Nasarowa, eine der Patientinnen des Krankenhauses. Sämtliche Mahlzeiten werden in separat verpackten Einwegbehältern geliefert und jedem einzelnen Patienten werde kochendes Wasser gebracht.
Ihren Worten nach wird am ersten, dritten und zehnten Tag des Krankenhausaufenthaltes ein Test auf Coronaviren durchgeführt. Der Fußboden werde 1 – 2 Mal täglich mit Chlorbleiche gereinigt. Besucher sind im Krankenhaus nicht erlaubt, aber an die Patienten können Sachen übergeben werden.
„Ich liege allein in einem Doppelzimmer. Die Korridore sind menschenleer“, teilt Katerina ihre Eindrücke mit.
Der Chefarzt gesteht ein, dass einige Patienten aus Angst vor der 14-tägigen Quarantäne auf der Station – der Voraussetzung für alle Patienten mit Verdacht auf das Coronavirus – versuchen, aus dem Krankenhaus zu fliehen.
„Einige Patienten werden individuell von Psychologen betreut, damit sie verstehen, dass diese Selbstisolierung und Quarantäne als eines der wirksamsten Mittel notwendig ist. Ich bin dafür, die Stadt abzuriegeln – ich denke, dies wird uns schützen“, versichert Chefarzt Prozenko.
Die meisten Patienten des Krankenhauses stimmen dem Chefarzt zu. Einige von ihnen nahmen sogar eine Videobotschaft auf, in der sie zur Selbstisolierung zum eigenen Schutz aufriefen.
„Ich liege gerade im Krankenhaus für Infektionskrankheiten mit dem Verdacht auf einen Coronavirus-Infekt. Ständig werde ich gefragt: Wie geht es Dir? Leute, kein Grund zur Unruhe – mir geht es großartig. Während sich draußen eine Pandemie ausbreitet, befinde ich mich in Quarantäne, aber ihr nicht“, teilen die Patienten in ihrer Videobotschaft mit.
„Du läufst draußen rum, sprichst mit möglicherweise infizierten Menschen, fasst die gleichen Geländer an und atmest die gleiche Luft wie sie. Mach dir dein Verhalten bewusst und übernimm Verantwortung für dich selbst und deine Lieben. Unter den gegenwärtigen Umständen besteht die einzige Möglichkeit, eine Katastrophe zu vermeiden, darin, sich selbst zu isolieren.“