ARTIKEL AKTUALISIERT am 1. Mai: Das Mosaik-Porträt von Wladimir Putin wurde aus der Kathedrale der russischen Streitkräfte entfernt, nachdem der Präsident erklärt hatte, dass er noch keine solche Würdigung seiner Arbeit verdient habe, so die Webseite der Zeitung RBC.
Die Hauptkirche der russischen Streitkräfte auf dem Gelände des Parks Patriot in Kubinka nahe Moskau soll mit Mosaik-Porträts von Wladimir Putin, dem russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu, Joseph Stalin und anderen Politikern geschmückt werden, berichtetet MBK.Media unter Berufung auf eine anonyme Quelle. Die anonyme Quelle stellte der Agentur entsprechende Fotos der Mosaiken zur Verfügung. Der Vorsteher der Kathedrale, Bischof Stefan Klinskij, bestätigte die Existenz der Mosaike in der Kirche.
Neben Putin und Schoigu werden auch der Leiter des Inlandsgeheimdienstes (FSB) Alexander Bortnikow, der Generalstabschef Waleri Gerassimow, die Vorsitzende des Föderationsrates Walentina Matwijenko und der Vorsitzende der Staatsduma Wjatscheslaw Wolodin gezeigt.
Ein weiteres Mosaik wird der Siegesparade von 1945 gewidmet sein. Es zeigt Soldaten, Marschälle und Joseph Stalin. Ein drittes Mosaik mit der Aufschrift „Krym nasch“ („Unsere Krim“) zeigt die Eingliederung der Halbinsel in die Russische Föderation im Jahr 2014.
„Es gibt eine Tradition [die Darstellung politischer Persönlichkeiten in Kirchen - Anm. d. Red.], wenn historische Szenen aus einer bestimmten Epoche dargestellt werden. Es ist klar, dass die Vereinigung der Krim mit Russland eines dieser bedeutenden Ereignisse ist. Daran nahmen die führenden Politiker teil und sie werden dort dargestellt. Was Stalin betrifft, so wurde sein Porträt höchstwahrscheinlich einem historischen Foto entnommen. Diese Kathedrale wird zu Ehren des Sieges errichtet und es ohne Siegesparade darzustellen ist unmöglich“, erklärte der Stefan Klinskij, Vorsteher der Kathedrale, gegenüber RBK.
Ihm zufolge werden Mosaiken von Teilnehmern am Großen Vaterländischen Krieg 1941-1945 und an der Schlacht von Borodino 1812 die Kirche schmücken.
Putins Pressesprecher Dmitri Peskow teilte der Nachrichtenagentur TASS mit, Putin sei über das Mosaik mit seinem Porträt informiert worden. „Als es ihm gemeldet wurde, lächelte er und sagte: “Eines Tages werden unsere dankbaren Nachkommen unsere Verdienste schätzen, aber jetzt ist es zu früh, dies zu tun“, zitierte TASS den Pressesprecher.
In einigen russischen Medien wurden diese Worte als Anweisung interpretiert, Putins Porträt aus dem Mosaik zu entfernen. Aber später stellte Peskow klar, dass der Präsident nicht darum gebeten hatte.
Leonid Kalinin, Mitglied im Patriarchenrat für Kultur, behauptete, dass die Künstler selbst Putins Bild nicht aus dem Mosaik entfernen wollten. Und sowieso könnten einen solchen Befehl nur Patriarch Kirill, Leiter der russisch-orthodoxen Kirche, und der Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte [der Präsident - Anm. d. Red.] erteilen.
„Die Mutter eines von ihnen [einer der Künstler - Anm. d. Red.] wohnt auf der Krim, und die Schwester eines anderen wohnt dort mit ihrem Mann und ihren Kindern. Man kann mir befehlen, dies zu tun, aber meinerseits kann ich den Künstlern, die dort Verwandte haben, keinen solchen Befehl erteilen“, sagte Kalinin.
Laut Znak.com kostet der Bau 6 Milliarden Rubel (70,5 Millionen Euro). Die Höhe des Gotteshauses einschließlich seines Kreuzes beträgt 95 Meter, was es zur dritthöchsten orthodoxen Kirche der Welt macht. Die Eröffnung ist für den 9. Mai 2020 anlässlich des 75. Jahrestages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg geplant.