Gruselige Gestalten: Wovor haben sich die Kinder der 1990er Jahre besonders gefürchtet?

Alexander Rou/Gorki-Filmstudio, 1965
Diese russischen Motive und Gestalten sollten eigentlich nicht beängstigend wirken. Vielleicht ist es ihre harmlose Natur, die den Schrecken dann doch so furchtbar machte!

Das Logo der Produktionsfirma „VID“

Das Unternehmen produzierte Inhalte für Fernsehkanäle wie Kanal 1 und NTV, und von 1990 bis 1997 bestand ihr Logo aus einem grotesken Kopf, der langsam aus der völligen Dunkelheit erschien, und einfallsreiche kleine Kinder in Todesangst versetzte. Ironischerweise sollte die animierte Eröffnungssequenz zu Beginn ihrer TV-Shows nicht beängstigend sein und es folgten alle möglichen Themen - analytische Talkshows, Kinderunterhaltung und vieles mehr. Eine Reihe von Kindern und sogar Erwachsene dachten, das Gesicht gehöre dem damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin - nur eine wirklich böse Version. Nah dran, aber nicht ganz!

Die eigentliche Idee hinter dem Logo ist jedoch weit weniger unheimlich. Der Gründer der Produktionsfirma ließ sich zusammen mit seiner Frau, die im Staatlichen Museum für Orientalische Kunst arbeitete, vom Gesicht eines alten chinesischen Philosophen namens Guo Jia inspirieren, der mit einer Kröte auf dem Kopf dargestellt wurde. Das Gesicht sollte ein Symbol für Weisheit und Wohlstand sein.

Aber warum war es so beängstigend? Zunächst einmal hatten die Designer, die es zum Leben erweckten, wahrscheinlich aus technischen Gründen die Ohren entfernt. Zweitens konnte niemand sagen, dass das gruselige Geschwür auf seinem Kopf eigentlich eine Kröte war. Schließlich war da noch das verschwommene Grinsen. Selbst in seiner ursprünglichen Form sah das Gesicht etwas gruselig aus, während die Designer des Unternehmens es irgendwie schafften, es in eine regelrechte Grimasse zu verwandeln.

Seltsamerweise wurde das Design anschließend mehrmals geändert, um die Furcht zu verringern. Spätere Versionen des Logos waren etwas weniger erschreckend. Und zur Erleichterung aller konnte man endlich die Kröte auf dem Kopf des Philosophen erkennen.

Der Roboterhase aus dem Zeichentrickfilm „Nu, Pogodi!“ („Wart‘ mal ab und pass mal auf!“)

Es wird Ihnen schwerfallen, in der gesamten ehemaligen UdSSR eine einzige Person zu finden, die nicht die beliebtesten Zeichentrickfiguren im Stil von Tom & Jerry kennt - Wolf und Hase. In jeder Episode jagt der Wolf den Hasen, wobei jeder Versuch vorhersehbar und zu einem komischen Misserfolg führt.

An dem Cartoon war grundsätzlich gar nichts beängstigend; bis zur 14. Folge von 1984. Dort befindet sich der Wolf in einem Labor, in dem er von einer wirklich nervigen Roboterversion vom Hasen verfolgt wird, die ständig die Wörter „Hase“ und „Wolf“ wiederholt, während er mit dem Roboterfinger hin und her zeigt. Der Roboter sah nicht sehr beängstigend aus, aber irgendwann findet der Wolf das Ganze wirklich ermüdend, verliert seine Coolness (nicht, dass er überhaupt welche hatte) und schlägt dem Roboter auf den Kopf. Dies führt zu einer vollständigen Metamorphose, bei der sich der freundlich aussehende Roboter in ein blockartiges Robotermonster mit roten Augen verwandelt.

Es ist schwer zu erahnen, was die Autoren dazu bewogen hat, sich so etwas auszudenken, aber damit sind sie wirklich zu weit gegangen!

„Die Maske der Geständnisse“ aus der Talkshow „Moja Semja“ („Meine Familie“)

In den 1990er und 2000er Jahren gab es eine Talkshow mit dem Titel „Moja Semja“ („Meine Familie“), die sich mit Beziehungen innerhalb der Familie befasste. Eine regelmäßige Besonderheit handelte von einem Gast, der eine Maske aufsetzte, die es ihm dann gestattete, anonym eine sehr sensible Geschichte aus seinem Leben zu enthüllen. Die Leute wechselten, aber die Maske blieb dieselbe.

Das Design selbst war für einen Erwachsenen nicht so beängstigend - die Maske ähnelte sehr denen vom Karneval in Venedig. Die Kinder bekamen jedoch Angst, wann immer sie auftauchte.

Was war daran so beängstigend? Nun, da waren die großen leeren Augenhöhlen. Und die Maske selbst ähnelte einem großen außerirdischen Kopf - so groß, dass man nicht einmal sagen konnte, ob die Person darunter ein Mann oder eine Frau war. Schließlich gab es die gruselige Stimme, mit der die Person anonymisiert wurde. Beides zusammen löste bei Kindern Albträume aus.

Der Bär aus dem Spielfilm „Morosko“

„Morosko“ (Abenteuer im Zauberwald) kam 1964 heraus, aber der Film wurde Kindern über Jahrzehnte im ganzen Land während des Neujahrs-Nachtfernsehprogramms gezeigt. Das Märchen erzählt von einer bösen Stiefmutter, die ihren Mann zwingt, seine Tochter nachts im kalten, dunklen Wald auszusetzen. Die Geschichte selbst hat ein Happy End, denn alle überleben.

Es gibt jedoch eine Figur im Film, über die Sie möglicherweise erneut nachdenken werden, wenn Sie sie Ihren Kindern zeigen. Sie heißt Iwan. Nicht gerade ein guter junger Mann, der durch seinen Charakter in Schwierigkeiten mit einem alten Zauberer kommt. Dieser beschließt, ihm eine Lektion zu erteilen, indem er ihn in einen Bären verwandelt. Nun ist er teils Bär, teils Mensch.

Iwans Körper blieb menschlich, während sein Kopf in den eines Bären verwandelt wurde (sowjetische Filmemacher waren keine wirklichen Meister darin, Masken herzustellen, weil die Maske der aus im „Blutgericht Texas“ glich, nur mit mehr Haaren. Wir verlieren noch heute völlig die Nerven darüber).

Am Ende wird Iwan natürlich wieder in eine menschliche Form verwandelt, und alles ist wieder an seinem rechtmäßigen Platz. Alles, außer den zerbrechlichen Psychen der sowjetischen und russischen Kinder, die diesem schrecklichen „Bären“ ausgesetzt waren.

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