Die Moskauer Anwältin Anastasia Rjakowskaja macht seit drei Jahren seltene und exotische Aufnahmen der vergangenen Ära. Verlassene Krankenhäuser, Elektrizitätswerke, Schulen, Kulturzentren und gigantische sowjetische Mosaike. Russland allein hat noch Tausende Objekte zu entdecken.
„Diese Reisen hinterlassen bei mir den stärksten Eindruck. Schauen Sie sich nur den verlassenen Aniva-Leuchtturm in Sachalin oder das verlassene Dorf Kadyktschan in der Region Magadan an, das einst von Tausenden bewohnt wurde“, sagt sie.
Rjakowskaja glaubt, dass diese Orte alle einem ähnlichen Schicksal gegenüberstehen und einfach verdorren werden, ohne dass jemand sie betreut. Ihre Mission ist es, sie zu erforschen und auf die Karte zu setzen. Sie sucht nach solchen Objekten im Internet, macht sich dann auf den Weg, um ihre letzten Momente festzuhalten, bevor sie für immer verschwinden.
Ihre letzte Reise dauerte zweieinhalb Monate: eine Autofahrt von Moskau nach Wladiwostok, eine beeindruckende Strecke von 9.000 Kilometern, die mehr als tausend „vergessene“ Orte enthüllte.
Ksenija Sawina reist seit vielen Jahren durch Russland und erforscht zusammen mit regionalen Einheimischen Gebiete mit verlassenen Kirchen und Dörfern.
Normalerweise fotografiert sie über das Wochenende, macht Aufnahmen von leeren Dörfern am Stadtrand von Twer oder Überreste verlassener Kirchen in der Nähe von Jaroslawl.
Laut Sawina hält ihre Fotografie einen langsamen Tod fest: manchmal von bestimmten Gebäuden, manchmal aber auch von ganzen Siedlungen.
Sei es ein verlassenes Krankenhaus in Rybinsk oder vernagelte Fenster - durch Ksenias Linse sind es alle Kunstwerke.
Bei „Soviet Innerness“ geht es um sowjetische Nostalgie, bei der die Italiener Elena Amabili und Alessandro Calvaresi die Tiefen der sowjetischen Ästhetik durch verlassene Innenräume untersuchen.
Die Idee für das Profil entstand nach ihrem Besuch in Lettland 2014, wo sie Industrietouren unternahmen. Verfallene und verlassene Gebäude aus der Chruschtschow-Zeit oder „Chruschtschowkas“, wie man sie nennt, faszinierte die Italiener.
Diese Wohnhäuser haben in Bezug auf die Innenausstattung so viel zu bieten, dass die Konzentration auf ihre Wände allein für ein ganzes Projekt, das als „Tapetenreisen hinter dem Eisernen Vorhang“ bezeichnet wird, mehr als ausreichend war.
„Die Gebäude sind leer und vergessen, ihre Bewohner sind schon lange in den Westen oder in Großstädte ausgewandert“, sagen die Autoren.
Die Farben und Muster der übereinander geschichteten Tapeten enthüllen eine ganze Welt, die es nicht mehr gibt. Und Elena und Alessandro erhalten regelmäßig Briefe von Leuten mit ihren lang vergessenen Erinnerungen, die beim Anblick dieser Vintage-Tapeten nun erwacht sind.
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