Vier Fakten über die „Awoska“: Comeback der sowjetischen Einkaufstasche Nr. 1

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In der UdSSR benutzte buchstäblich jeder eine „Awoska“. Heute hat dieses bescheidene Einkaufsnetz als globaler Modetrend ein zweites Leben bekommen.

1 Einkaufstasche Nr. 1 

Jeder in der Sowjetunion trug überall eine „Awoska“ mit sich. Dieses Einkaufsnetz ist unglaublich praktisch, da sie problemlos in eine Damentasche, eine Aktentasche und sogar in eine Jacken- oder Hosentasche passt! Eine „Awoska“ kann bis zu 70 Kilogramm tragen, war perfekt zum Tragen einer Wassermelone und sie wurde nicht von den scharfen Ecken der Lebensmittelverpackungen zerrissen.

Die Massenproduktion der „Awoska“ begann in den 1930er Jahren: Die Tasche hatte immer 14 Reihen mit jeweils 24 Zellen. Zuerst hatte sie geflochtene Griffe, genau wie die Tasche selbst. Später wurden diese durch flexible Schläuche ersetzt.

Die „Awoska“ hatte ein eigenes Zubehör, das separat erhältlich war. Es war ein spezieller Haken zum Aufhängen der Tasche, zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr - sehr praktisch! Der einzige Nachteil der „Awoska“ war ihre Transparenz: Ihrer Inhalt war für alle sichtbar.

2 Das Wort „Awoska“ stammt vom russischen Wort „awóss“

Die ersten Einkaufsnetze erschienen in Russland bereits nach der Revolution. So beschrieb Leo Tolstois Tochter Alexandra die Jahre des russischen Bürgerkriegs in ihren Memoiren: „Die Menschen gingen auf dem Bürgersteig entlang, zogen Schlitten hinter sich her oder trugen Säcke und „Awoska“-Taschen, so genannt in der Hoffnung, dass man vielleicht etwas ergattert - etwas Butter, Pferdefleisch, trockene Plötze oder Hering.“ 

Der Name der Tasche stammt von dem fast unübersetzbaren Wort „awóss“. Es bedeutet „vielleicht“ mit einer Konnotation der Hoffnung auf Erfolg - also auf Deutsch „auf gut Glück“ oder „mit etwas Glück“ – denn mit etwas Glück konnte man etwas lohnenswertes ergattern. 

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3 „Awoskas“ wurden von den Plastiktüten verdrängt

„Awoska“s kamen Ende der 1970er Jahre allmählich im alltäglichen Gebrauch der sowjetischen Bürger außer Mode, als die ersten Plastiktüten im Land auftauchten. Meistens aus dem Ausland mitgebracht, wurden sie schnell zu einem regelrechten Modeaccessoire. Aber alte Gewohnheiten sterben nur langsam. Sowjetische Menschen versuchten, das Verbrauchsleben der Plastiktüten zu verlängern, indem sie diese wuschen, trockneten und sie wieder benutzten. Sie warfen die Plastiktüte erst weg, wenn sie völlig unbrauchbar war.

4 Wieder in Mode

links: Awoska von Stella Mccartney; rechts - von H & M

Die UdSSR hatte viele umweltfreundliche Gewohnheiten: Neben dem Sammeln von Altpapier und Altmetall war eine dieser Gewohnheiten die Verwendung eines Einkaufsnetzes. 

Angesichts der gegenwärtigen Aufmerksamkeit für Umweltprobleme und der Bemühungen, die Verwendung von Kunststoff zu reduzieren, hat die „Awoska“ ein Comeback als hervorragende und billige Alternative zu den verachteten Plastiktüten erlebt.

Es stellte sich heraus, dass die „Awoska“ nicht nur umweltfreundlich und praktisch ist, sondern auch sehr billig. Die Grundvarianten beginnen bei 150 Rubel (ca. 1,70 Euro). Immer mehr Modedesigner kreieren jedoch ihre eigenen Versionen des Einkaufsnetzes - modisch und natürlich sehr teuer. Die „Awoska“ hat Modemarke wie Prada, Kenzo und Stella McCartney inspiriert, deren Modelle des eigentlich bescheidenen Einkaufsnetzes ab 30.000 Rubel (ca. 340 Euro) kosten.

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