Straff organisiert: Wie sich Moskau im Winter von Schnee und Eis befreit

Wladimir Fedorenko/Sputnik
Im Winter versinkt die russische Hauptstadt regelmäßig im Schnee. Wie schafft es die Stadtverwaltung, den Verkehr am Laufen zu halten?

In Moskau beginnt die Wintersaison für öffentliche Verkehrsmittel im Oktober und dauert bis April. Schnee und Frost kommen normalerweise nicht so früh, dennoch müssen sich die U-Bahn-, Bus- und Straßenbahnsysteme frühzeitig auf plötzliche Wetteränderungen einstellen. Der strenge Winter kommt oft über Nacht. Starker Schneefall und Schneestürme können den täglichen Pendelverkehr für Millionen von Moskowitern empfindlich stören. Doch erstaunlicherweise stand der öffentliche Verkehr der russischen Hauptstadt noch nie aufgrund von Wetterbedingungen still. 

Kritische Kreuzungen 

Nach russischen Maßstäben kann man nicht sagen, dass Moskau eine besonders kalte Stadt ist: die Durchschnittstemperatur im Winter beträgt nur -10 °C. Frostige Temperaturen um die -30 °C sind ziemlich selten und halten nicht lange an.

Aber wenn das Thermometer so tief sinkt, gibt es in Moskau häufig heftige Schneefälle, die den Verkehr behindern könnten. An solchen Tagen wird den Moskowitern empfohlen, ihre Autos zu Hause zu lassen und auf Busse und U-Bahn umzusteigen, um Staus zu vermeiden, zumal es bei solchen Wetterverhältnissen schneller zu Unfällen kommt, die den Verkehr noch mehr beeinträchtigen.

Auf vielen Straßen der Stadt gibt es spezielle Fahrspuren für den öffentlichen Verkehr. Der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel ist besonders wichtig, wenn auf Schneefall ein mildes Wetter und erneut ein extremer Kälteeinbruch folgen, wodurch sich auf den Straßen gefährliches Glatteis bildet. In diesem Fall ist es sowohl für Fußgänger als auch für Fahrzeuge gefährlich.

Im Januar 2019 wurde Moskau vom schlimmsten Schnee seit fast 70 Jahren heimgesucht. Allein auf einer Autobahn im Süden der Stadt blockierten rund 50 Autos und Lastwagen die Straße für mehrere Stunden, nach vielen kleineren Unfällen. Zu dieser Zeit arbeiteten rund 14.000 Straßenreinigungseinheiten daran, die Straßen vom Schnee zu befreien, und weitere 32.000 Menschen räumten Schnee und Eis von Hand.

Gemäß den städtischen Vorschriften müssen zehn Zentimeter Schnee innerhalb von höchstens drei Tagen geräumt werden. Pro drei Zentimeter zusätzlich gibt es einen weiteren Tag dazu. Wenn es schneit, müssen die Straßen kontinuierlich mit speziellen Geräten frei gemacht werden. Der Prozess der Schneeräumung beginnt, sobald der Schneefall einsetzt. Vorrangige Bereiche zur Schneeräumung sind U-Bahn-Ein- und Ausgänge, Bushaltestellen und Parkplätze. Die Hauptstraßen müssen binnen 24 Stunden vom Schnee befreit werden. 

Unabhängig davon, wie hoch die Schneebänke sind, müssen sie innerhalb von zwei Tagen entfernt werden. All dies wird an speziellen Schneeschmelzstandorten entsorgt - davon gibt es rund 200 in der Stadt. Chemikalien gegen Vereisung kommen in Moskau und anderen nördlichen Städten außerdem zum Einsatz. 

Doppelte Türen in der Metro  

Auf den ersten Blick scheint die U-Bahn vor den Auswirkungen des Wetters geschützt zu sein, da sie unterirdisch liegt. Darin steckt natürlich etwas Wahres, und bei extremem Wetter ist die U-Bahn der zuverlässigste Weg, um innerhalb der Stadt an sein Ziel zu gelangen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Wetter oben keinen Einfluss auf den Betrieb hat.

Ab Oktober werden in den Eingangsbereichen der Station Zwischentüren installiert, um die Passagiere vor direkten Böen kalter Luft zu schützen. An den Eingängen werden Warmluftvorhänge installiert, um die Temperaturen im Inneren erträglich zu halten. In den Zügen selbst laufen die Heizungen auf Hochtouren.  

Wo Stufen zu Eingangshallen führen, werden Heizsysteme eingesetzt, um Vereisungen zu vermeiden. Bei Schneefällen muss auch besonders darauf geachtet werden, dass Schnee von den oberirdischen Abschnitten der Metro entfernt wird.

Keine Bustouren zum Strand 

Oberirdische Transportsysteme werden vor Beginn der Wintersaison einer strengen technischen Inspektion unterzogen. Heizsysteme sowie Tür- und Fensterdichtungen werden geprüft.

Die Heizung wird eingeschaltet, wenn die Außentemperatur unter +5 °C liegt. Die Innentemperatur muss mindestens bei +12 °C mehr liegen. Moderne Busse haben Klimasysteme, die sich automatisch anpassen. Bei Temperaturen von +15 °C bis +21 °C arbeiten sie im Lüftungsmodus und bei höheren Temperaturen im Kühlmodus, so dass die Innentemperatur im Inneren konstant +21 °C bleibt.

Busse und Straßenbahnen verkehren im Winter nach einem anderen Fahrplan mit höherer Taktfrequenz als im Sommer. Dies ist nicht nur auf das Wetter zurückzuführen, sondern auch auf das Ende der Ferienzeit, wenn die Zahl der Passagiere auf dem Weg zu Schule und Universität erheblich steigt. 

Verständlicherweise fahren Buslinien, die Passagiere zu den Stränden Moskaus befördern (die es tatsächlich gibt), seltener oder werden bis Mai ganz eingestellt.

Moskauer Busse haben keine speziellen Winterreifen. Sie sind mit Ganzjahresreifen unterwegs.  

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