Als ich nach Wladikawkas kam, war ich aufgeregt. Es war mein erstes Mal im Nordkaukasus. Ich war auf einem Trip per Anhalter nach Georgien. Meine Fahrer wollten mir Witze erzählen, für die meine Russischkenntnisse nicht ausreichten.
Dann hielt uns ein Mann in Uniform an und fragte nach unseren Pässen. Als er meine ausländischen Dokumente sah, fragte er, wohin ich wolle.
„Nach Georgien“, sagte ich.
„Kein Zwischenstopp auf dem Weg?“
„Nein, warum?“
„Dies ist ein Sperrgebiet.“
Die Zone
Jede Bewegung innerhalb der Sowjetunion wurde kontrolliert - die Bürger hatten nationale Pässe und ein Registrierungsregime, das die Menschen anwies, in bestimmten Städten oder Regionen zu leben. Über Jahrzehnte waren Auslandsreisen stark eingeschränkt und grenznahe Gebiete wurden streng überwacht. Um dorthin zu gelangen, musste man einen besonderen Passierschein beim KGB (heute FSB) beantragen und auf seine Genehmigung warten.
Die erste dieser Zonen, wo Polen auf die baltischen Staaten (damals Teil der UdSSR) traf, erstreckte sich über ein Gebiet von 7,5 bis 90 Kilometern ab der Landesgrenze und schränkte die Bewegung innerhalb eines riesigen Gebietes ein. Diese Einschränkung galt auch in anderen Grenzbereichen. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR herrschte erst Verwirrung, wo solche Sperrgebiete innerhalb der neu geschaffenen Russischen Föderation Sinn machten.
1993 wurde ein neues Gesetz verabschiedet, das diese Zonen auf bis zu fünf Kilometer von der Grenze entfernt beschränkte. In einigen Regionen arbeitete der FSB jedoch mit den lokalen Behörden zusammen und erweiterte die Sperrgebiete. Oft war der gesamte an der Grenze liegende Bezirk für Ausländer ohne Genehmigung gesperrt. Diese fünf Kilometer lange Zone existiert noch immer und selbst russische Staatsbürger benötigen eine Erlaubnis, um sie zu betreten.
Wenn ich auf meinem Weg durch die fünf Kilometer lange Zone von der Grenzpolizei angehalten werde, werde ich normalerweise gefragt, was ich dort will. Ich komme aus Kanada und Ausländer wie ich brauchen keinen Pass, um Russland zu verlassen, aber ich kann abgewiesen werden, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass ich dort als Tourist unterwegs bin.
Aber werden diese Regeln in allen Regionen streng angewendet? Und was passiert, wenn innerhalb einer solchen Grenzzone ganze Städte (oder berühmte Sehenswürdigkeiten) liegen?
Die Antwort: „Es kommt darauf an.“
Widersprüche
Ich reise viel durch Russland und wenn Leute nach meinen Erfahrungen mit Sperrgebieten fragen, denke ich vor allem an drei Orte.
Der erste ist Iwangorod an der russisch-estnischen Grenze - es ist eine Station auf dem Weg von Sankt Petersburg, wo ich wohne, nach Estland in der EU. Es ist eine kleine Stadt mit 11.000 Einwohnern und an der Grenze gibt es viel Verkehr von ethnischen Russen, die im baltischen Staat leben.
Viele Leute bringen Waren durch den Zoll, die sie auf der anderen Seite jemandem übergeben und gehen wieder zurück. Aus beiden Richtungen kommen Besucher, um sich die berühmte Festung anzuschauen.
Ausländer werden manchmal angehalten, um zu fragen, ob sie durch das ganze Gebiet wollen, aber häufig bleibt man unbehelligt.
Die zweite Zone ist der Kaukasus, der eine natürliche Grenze zwischen Russland und Georgien bildet und das Gebiet in den Nord- und Südkaukasus unterteilt. Einige der schönsten Sehenswürdigkeiten liegen dort. Da die Überfahrt nach Georgien (oder nach Aserbaidschan, wenn Sie sich in der russischen Republik Dagestan befinden) ohne Bergsteigerausrüstung unglaublich kompliziert ist, wird die Fünf-Kilometer-Regel weniger streng angewendet.
Wenn dies der Fall wäre, könnten Ausländer nicht zum Mount Elbrus, dem höchsten Berg Europas (und eine riesige Einnahmequelle vor Ort), fahren, da die Straße dort innerhalb der Grenzzone verläuft. An anderen Orten mit besser zugänglichen Pässen oder Wasserfällen werden Sie jedoch gebeten, Ihre Erlaubnis vorzulegen oder sich in den regionalen Hauptstädten wie Wladikawkas eine zu besorgen.
Die dritte Zone ist die Altai-Republik. Ich war im Sommer 2020 per Anhalter unterwegs. Ich machte einen Umweg, um Belucha zu besuchen. Dieser Berg liegt innerhalb der Fünf-Kilometer-Zone. Ich war gefühlt noch weit entfernt, wurde dennoch von der Grenzpolizei angehalten und zu einer Befragung ins FSB-Büro im nahe gelegenen Ust-Koksa geschickt. Die nächstgelegene Grenze zu Kasachstan war über 50 km entfernt.
Wie sich herausstellte, war der Zusammenfluss der kasachischen, chinesischen und mongolischen Grenzen ein Sonderfall, bei dem die gesamte Region Ust-Koksa als Sperrgebiet galt. Es gab keine Hinweise darauf. Ich erfuhr erst durch den Grenzschutzbeamten davon.
Hinweise für Reisende
Ich habe meine Befragung durch den FSB überlebt (ich freue mich, darüber berichten zu können) und einige Erkenntnisse gewonnen. Es gibt keine zentrale Ressource, mit der Reisende herausfinden können, welche Grenzregeln in welchen Zonen angewendet werden. Möglicherweise gibt es kaum Anzeichen dafür, dass Sie sich einem Sperrgebiet nähern. Sie müssen vorher selbst gut recherchieren, wenn es Sie in grenznahe Gegenden zieht.
Beachten Sie als nächstes, dass das Sperrgebiet manchmal auf fünf Kilometer begrenzt ist, gelegentlich aber auch einen ganzen Bezirk (район [Rajon] auf Russisch) umfasst. Überprüfen Sie vor Ihrer Reise, ob sich Sehenswürdigkeiten und andere Orte, die Sie besuchen möchten, in einem Grenzbezirk befinden, und informieren Sie sich über die regionalen Vorschriften.
Drittens wenden Sie sich an Reisebüros, die sich auf diese Grenzregionen spezialisiert haben. Touristenunternehmen pflegen oft langjährige gute Beziehungen zur Grenzpolizei und können Ihnen in kurzer Zeit einen Passierschein besorgen - natürlich gegen eine Gebühr.