Wie aus dem Märchen: Prächtige alte Herrenhäuser in Moskau (FOTOS)

Ludvig14 (CC BY-SA 4.0)
Diese Moskauer Herrenhäuser wirken mit ihren geschnitzten Balkonen, bunten Stürzen und den Mosaiken wie Paläste aus einem russischen Märchen.

Um die Jahrhundertwende wurde Russland von einer Modewelle zur Wiederbelebung der mittelalterlichen russischen Kunst und russischer Traditionen erfasst. Künstler und Architekten entdeckten die Einzigartigkeit und den künstlerischen Wert alter russischer Ikonen und Architektur neu.  

1. Lopatina-Herrenhaus, 1876

Dieses mit bunten Mosaiken verzierte Haus befindet sich im Zentrum von Moskau in der Straße Bolschaja Nikitskaja. Vor der bolschewistischen Revolution lebte dort Anna Lopatina, die einen Meeresfrüchtehandel betrieb. 

Das Gebäude wurde vom Architekten Alexander Kaminski, dem Schwiegersohn von Pawel Tretjakow, dem Gründer der Tretjakow-Galerie, entworfen, die ebenfalls im russischen Stil erbaut wurde. Kaminski schmückte die Fassade mit einem Ornament aus kleinen bunten Ziegeln und Keramik, die einem Kreuzstich ähnelten, während das Design für seine Bogenfenster den Kammern der Bojaren entlehnt war. 

Der dritte Stock wurde in den 1920er Jahren hinzugefügt, als das Herrenhaus in die Hände der sowjetischen Behörden überging und in ein Wohnheim umgewandelt wurde. Heutzutage hat die brasilianische Botschaft ihren Sitz in dem Gebäude. 

2. Haus Zwetkow, 1899-1901

Dieses kleine Haus am Pretschistenskaja-Ufer wurde vom Kunstsammler Iwan Zwetkow in Auftrag gegeben. Er war ein begeisterter Bewunderer der russischen Kunst und plante dieses Herrenhaus als Kunstgalerie. Wiktor Wasnezow, der Maler von „Die Bogatyren“ und „Aljonuschka“, sollte das Gebäude gestalten.

Iwan Zwetkow

Im Jahr 1909 schenkte Zwetkow der Stadt sein Haus und eine umfangreiche Sammlung von Gemälden (mehr als 1.800 Leinwände und Skulpturen). Er behielt lebenslanges Wohnrecht und konnte über die Galerie verfügen. Nach seinem Tod im August 1917 wurde das Gebäude in ein Kunstmuseum umgewandelt und diente sogar eine Zeit lang als Zweigstelle der Tretjakow-Galerie.

In den 1930er Jahren wurde die Sammlung jedoch auf regionale Museen verteilt, während das Haus in ein Wohngebäude umgewandelt wurde. Während des Krieges befand sich in dem Gebäude das Hauptquartier des Normandie-Njemen-Jagdregiments. Zurzeit ist es eine ausländische diplomatische Residenz. 

3. Haus Perzowa, 1905-1907

Dieses märchenhafte Haus am Pretschistenskaja-Ufer ist eines der auffälligsten Gebäude in Moskau. Es wurde von einem Eisenbahningenieur, Pjotr Perzow, in Auftrag gegeben, der das Haus als Eigentum seiner Frau Sinaida registrierte.

Perzow war besessen von der Idee, ein Herrenhaus im russischen Stil zu bauen, nachdem er einmal seinen Freund Iwan Zwetkow besucht hatte. In der Nähe stand ein Grundstück zur Verfügung, auf dem Perzow sein Wohnhaus errichtete. Da er ein Bewunderer der russischen Kunst war, plante er, Wohnungen in diesem Haus an Künstler, Schriftsteller und andere Kreative zu einem bescheidenen Betrag zu vermieten.  

Nach der bolschewistischen Revolution wurde das Haus verstaatlicht, und Vertreter der neuen Regierung, darunter Leo Trotzki, zogen ein. Der größte Teil der ursprünglichen Innenausstattung ist im Laufe der Jahre verloren gegangen, aber außen hat sich das Gebäude kaum verändert. Seit den 1970er Jahren wird das Herrenhaus vom Außenministerium genutzt.

4. Haus Igumnow, 1888-1895

Der Besitzer dieses Herrenhauses in der Bolschaja Jakimanka Straße, Nikolai Igumnow, baute das Haus nach dem Vorbild alter russischer Kammern. Der Goldminenbesitzer investierte eine Million Rubel in den Bau, was zur damaligen Zeit eine unglaubliche Summe war.

Das Grundstück im Zentrum von Moskau, auf dem das Haus steht, kostete nur etwa 17.000 Rubel. Die roten Backsteine für das Gebäude wurden aus den Niederlanden bestellt. Jedes Element der Fassade - Fenster, Türen, Balkone - hat sein eigenes unverwechselbares Dekor. Das Mosaik, das das Herrenhaus schmückt, zeigt märchenhafte Vögel, Blumen und Pflanzen. Das Dach des Gebäudes ist in verschiedenen Formen gefertigt.

1901 reiste Igumnow nach Abchasien und kehrte nie nach Moskau zurück. Nach der Revolution übergab er sein Eigentum freiwillig an die Sowjetregierung. Heutzutage residiert in dem Gebäude der französische Botschafter. 

5. Schtschukin-Herrenhaus, 1893-1898

Dieses riesige Haus in der Malaja-Grusinskaja-Straße gehörte dem Kaufmann und Philanthropen Pjotr Schtschukin, einem Sammler altrussischer Kunst. Als seine Sammlung wuchs, beschloss er, ein separates Gebäude im russischen Stil zu errichten, was zu dieser Zeit Mode war. Das Hauptgebäude hatte eine breite Veranda mit einem Balkon (eine kleinere Kopie des Balkons der Romanow-Gemächer in der Warwarka-Straße) und mehrstöckigen Spitzdächern.

Im Inneren erwarteten die Besucher Hallen mit Gewölbedecke, die mit Blumenmustern bemalt waren. Einige Jahre später wurde neben dem ersten ein weiteres Gebäude gebaut, ebenfalls im pseudorussischen Stil, jedoch geräumiger. Später wurden die beiden Häuser durch einen unterirdischen Durchgang verbunden.

1905 schenkte Schtschukin sein Haus dem Historischen Museum, blieb jedoch bis zu seinem Tod Kurator der Sammlung und bot sogar selbst Führungen an. Während der Sowjetzeit wurde das Gebäude weiterhin wie ursprünglich vorgesehen genutzt und zeigte Gegenstände aus verschiedenen Museen. Heute beherbergt es das Timirjasew-Museum für Biologie. 

>>> Muster und Motive: Eine kleine Geschichte des russischen Stils

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!