Das alte Neujahr ist kein offizieller Feiertag. Zu diesem Zeitpunkt gab es genug freie Tage für die Russen - fast elf Tage, um das neue Jahr und die orthodoxen Weihnachten zu feiern. Aber dennoch wird am 13. und 14. Januar wieder gefeiert.
Wie entstand das alte Neujahr?
Wie bei den meisten russischen Feiertagen kam diese Tradition nach der Revolution von 1917 auf. Die Bolschewiki wechselten zum gregorianischen Kalender und alle Daten verschoben sich um 13 Tage nach hinten. Der 1. Januar wurde zum 14. Januar. Aber was noch wichtiger ist: Auch Weihnachten wurde vom 25. Dezember auf den 7. Januar verschoben.
Die Russen konnten sich nicht daran gewöhnen, dass Weihnachten von diesem Zeitpunkt an erst nach dem neuen Jahr gefeiert wird und nicht wie üblich davor. In praktischer Hinsicht bedeutete dies, dass orthodoxe Russen am Silvesterabend am 31. Dezember nicht feiern konnten, weil sie immer noch fasteten und weder Alkohol trinken durften noch all die Köstlichkeiten wie Ente oder einen Fleischsalat oder Eier essen durften.
Um etwas Spaß in ihr Leben zu bringen, beschlossen die orthodoxen Russen, eine inoffizielle Feier zu veranstalten, die dem alten Kalender entsprach. Jetzt feiert die orthodoxe Kirche an diesem Tag die Beschneidung des Herrn.
Was bedeutet das alte neue Jahr für die Russen?
Als diese neue Tradition populär wurde, verlor sie ihre religiösen Komponente, gab den Russen jedoch einen weiteren Grund, das Glas zu heben.
Das Phänomen „altes Neujahr“ hat auch in der Kunst Widerhall gefunden. Der berühmte sowjetische Dichter Andrei Wosnessenski schrieb ein Gedicht mit dem Titel „Das alte Neujahr“, in dem er die Zeit vom 1. bis 13. Januar als „Lücke zwischen den Zeiten“ bezeichnet.
Wosnessenski schrieb in seinem Gedicht auch, dass die Menschen in dieser Zeit ihre alten Freunde anrufen. Das entspricht den Tatsachen. Wer nämlich am 1. Januar zu beschäftigt war (wer ist das schon?), kann sich die Zeit nehmen und noch bis zum 13. Januar Neujahrswünsche ausrichten.
Das alte Neujahr ist ein Grund, sich daran zu erinnern, wie Sie das neue Jahr und das endgültige Ende der vielen Festtage gefeiert haben. Ab diesem Tag kehren die Gedanken wieder zurück zu Alltag und Arbeit.
Nach dem 14. Januar entsorgen die Russen den Neujahrsbaum, packen Dekorationen und besonderes Spielzeug wieder zurück in die Kisten und verstauen sie in der hintersten Ecke des Regals. Dieser Tag ist bei weitem nicht so wichtig, wie der Silvesterabend. Es gibt keine reich gedeckte Festtafel. Aber nichts spricht dagegen, ein Gläschen auf die vergangene festliche Extravaganz und den endgültigen Abschied vom alten Jahr zu trinken. Prost!