Sachalin: Die Insel der Riesenpflanzen

Legion Media
Die russische Pazifikinsel Sachalin besticht mit einer einzigartigen Flora und Fauna. Auffällig sind vor allem die teils riesigen Pflanzen der Insel.

Die Natur Sachalins glänzt mit Vielfalt: Im Norden der Insel wachsen Zedern und im Süden findet man tropischen Bambus. Obwohl es auf der Insel über 1.000 Pflanzenarten gibt - darunter auch vom Aussterben bedrohte - kommt die größte Überraschung wahrscheinlich in Form von einfachen Kletten, Tropfenkraut und anderen Pflanzen, die sonst oft als Unkraut gesehen werden. Diese Pflanzen werden auf Sachalin nämlich viel höher als auf dem Festland. 

Warum werden die Pflanzen so groß?  

Das bescheidene Fallkraut zum Beispiel kann bis zu zweieinhalb Meter hoch werden. Das ist doppelt so groß wie Pflanzen der gleichen Gattung auf dem russischen Festland. Buchweizen wird sogar bis zu viermal so hoch wie auf dem Kontinent. Die Riesenhaftigkeit der Pflanzenwelt regt auch den russischen Humor an: „Wenn dich der Regen in den Bergen mal überrascht - nimm einfach eine Klette", scherzen die Sachaliner. Bei einem durchschnittlichen Durchmesser von drei Metern taugen die Blätter tatsächlich als improvisierter Regenschirm. Doch nicht alle sehen es so locker: Lokale Publikationen veröffentlichen oft Artikel darüber, wie man das lästige, riesenhafte Unkraut loswerden kann, das immer wieder in den Gemüsebeeten der Menschen auftaucht. 

Schon zu Sowjetzeiten interessierten sich Wissenschaftler aus aller Welt für die riesigen Pflanzen auf der Insel. Auf der Suche nach Gründen ihrer enormen Größe verpflanzten Geologen Kletten aus Sachalin in den europäischen Teil Russlands. Die Pflanzen wurden jedoch nicht größer als ihre kontinentalen Artgenossen. Französische Spezialisten versuchten 1935, mit Samen aus Sachalin Buchweizen zu züchten, erzielten aber die gleichen Ergebnisse - er wuchs auf seine normale Größe von etwa 50 Zentimeter. 

Weitere Forschungen ergaben, dass der Gigantismus nicht alle Pflanzen auf der Insel betrifft. Sondern nur diejenigen, die über den Stellen wachsen, an denen die obere Erdkruste Risse bekommen hat. Diese Orte tektonischer Aktivität weisen eine extrem feuchte Erde auf, die zudem reich an den Mineralien Kupfer, Cer und Chrom ist. Das begünstigt das Wachstum der Pflanzen. 

Als weiteren Grund nennen die Wissenschaftler das Phänomen des Inselgigantismus, bei dem bestimmte Tier- und Pflanzenarten auf Inseln zu gewaltigen Größen heranwachsen. Dieses findet sich nicht nur auf Sachalin, sondern zum Beispiel auch in Neuseeland. 

Eine besondere Delikatesse? 

Die Sachaliner versuchen, das Beste aus ihren Riesenpflanzen zu machen und nutzen diese inzwischen auch in der Küche. Eine der beliebtesten regionalen Vorspeisen besteht aus marinierten Klettenblättern. Sie wird in Geschäften verkauft, in Cafés serviert und zu Hause zubereitet. Man sagt, ihr Geschmack ähnelt dem von Fleisch.

Die für diese Speise verwendeten Blätter werden im Mai und Juni gesammelt, wenn die Stängel frisch und weich sind. Insbesondere in der Nähe von Bächen und anderen feuchten Stellen soll man sehr saftige Exemplare finden. Nicht nur die Blätter, sondern auch die Stängel werden kulinarisch verwendet. Meist werden diese etwa fünf Stunden lang in Wasser eingeweicht und dann mit Gewürzen gebraten. 

Man kann sie aber auch für den Winter konservieren oder Klettenmarmelade daraus herstellen. In diesem Falle braucht man nicht einmal Zucker hinzufügen. Die Süße kommt direkt aus den Stängeln selbst.

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