Es gab einen Ausdruck, der in der Sowjetunion weit verbreitet war: „Die Kornspeicher des Mutterlandes“ (Sakroma Rodiny auf Russisch).
Wörtlich bezieht sich Sakroma auf Russisch auf einen eingezäunten Platz in der Scheune zum Abfüllen von Getreide und Mehl, ein Ort, an dem die Ernte gelagert wurde. Metaphorisch wurde der Ausdruck in der UdSSR verwendet, um den Reichtum des Mutterlandes zu konnotieren, was sich zu der Zeit, als die Lebensmittelversorgung nicht so beständig war wie heute, oft auf die strategischen Lebensmittelreserven des Landes bezog.
Da Getreide vielleicht mit das wichtigste Lebensmittel war, wurden riesige Strukturen geschaffen, um Unmengen von Weizen zu lagern.
Einige der Getreidesilos, die in der UdSSR gebaut wurden, haben bis heute überlebt.
Einer der beeindruckendsten Getreidesilos, die Russland von der UdSSR geerbt hat, wurde 1938 in der Stadt Jaroslawl gebaut. Er trug den Namen „Elevator an der Getreidebasis Nr. 61“.
Das riesige und komplexe Bauwerk umfasste sechs 30 Meter lange Beton-Elevatoren. Der Begriff Elevator bezeichnet dabei einen mechanischen Stetigförderer für die Senkrechtförderung wie zum Beispiel in einem Getreidesilo.
Für das Land, das bald in den verheerendsten Konflikt in der Geschichte der Menschheit verwickelt sein würde, sollte sich diese strategische Getreidereserve als unschätzbare Ressource zur Aufrechterhaltung der Lebensmittelversorgung an der Front erweisen.
Angesichts der strategischen Bedeutung der Getreidesilos und ihres wertvollen Inhalts waren sie auch eine Hochsicherheitseinrichtung. Sie wurden von paramilitärischen Sicherheitskräften bewacht. Unbefugten war der Zutritt verboten. Oft waren schon die bloße Existenz solcher Anlagen und ihre genaue Lage Geheimsache.
Anfänglich wurde das Getreide mit der Eisenbahn angeliefert, deren Schienen direkt bis zu den Elevatoren führte. Gegen Ende des Krieges wurde der neue Nachschub mit Lastkähnen angeliefert. Der Prozess des Be- und Entladens des Getreides wurde an diesem speziellen Standort in Jaroslawl mechanisiert.
Als die UdSSR 1991 zusammenbrach, standen die Getreidesilos - einschließlich dieser riesigen Anlage in Jaroslawl - nicht ganz oben auf der Prioritätenliste der neuen Regierung. Ohne angemessene Wartung und Finanzierung verfielen die Elevatoren.
Eine Legende der Stadt Jaroslawl besagt, dass ein paar unglückliche Besucher, die versuchten, das Bauwerk von innen zu betrachten, für immer verschwanden. Obwohl nicht bekannt ist, ob an dieser Legende etwas Wahres dran ist, erscheint der Ort unheimlich genug für Touristen, um ihn zu meiden.
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