Sofia Welikaja holte mit der Mannschaft und im Einzel Gold im Fechten und ist Hauptmann der Streitkräfte. Witalina Bazaraschkina gewann zwei Goldmedaillen und eine Silbermedaille im Schießen – sie ist Leutnant der Nationalgarde. Jewgenij Rylow errang im Schwimmen im Einzel zwei Goldmedaillen und zu dem noch Silber mit der Mannschaft, bei der Polizei begleitet er den Rang eines Oberwachtmeisters.
CSKA-Spieler Denis Denisov und Sofia Welikaja
Alexander Wilf/SputnikDie Hälfte der russischen Olympioniken, die in Tokio auf dem Podium standen, sind solche „Athleten mit Schulterstücken“. Aber warum befinden sich unter Russlands Olympia-Medaillengewinnern so viele Offiziere und Unteroffiziere? Trainiert Russland seine Champions etwa in den Kasernen?
Ganz so ist es nicht. Das Militär war in der Tat der Ursprung des sowjetischen Sports, denn um die Leistungsstärksten in der Roten Armee zu ermitteln, wurden (Sport)Wettkämpfe durchgeführt. Und deshalb waren es zu Sowjetzeiten die Athleten der Roten Armee, die die Elite des sowjetischen Sports bildeten. Mitte der Dreißigerjahre wurden Armeeclubs und -vereine gegründet und es war üblich, für diese die besten Sportler des Landes zu rekrutieren. So bestanden die Fußball- und Eishockey-Mannschaften der Sowjetunion fast ausschließlich aus Offizieren.
Profisportlerin und Majorin Jelena Isinbajewa und Olympiasieger im griechisch-römischen Ringen Major Alexei Mischin
Alexander Ryumin/TASSViele dieser Sportvereine, die als Struktureinheiten des Militärs und der Polizei geschaffen wurden, bestehen noch heute, und die besten Sportler aus dem ganzen Land trainieren immer noch in diesen Strukturen, weil sie die besten Schulen und Trainer besitzen. Die bekanntesten sind der ZSKA (Zentraler Armee-Sportklub) und Dynamo (die Sportgemeinschaft des Innenministeriums, zu der früher auch die Sicherungsstreitkräfte dieses Ministeriums gehörten, die später in die Nationalgarde umgewandelt wurden).
Natürlich zwingt die Sportler niemand zum Dienst in den Kasernen. Den Sportlerinnen und Sportlern der Militär- und Polizei-Sportvereine werden die Dienstgrade für ihre sportlichen Leistungen verliehen.
(v.l.n.r.) Biathleten Matwei Jelissejew, Sergei Kljatschin, Eduard Latypow und Alexei Kornew
Alexander Ryumin/TASS„Die Beförderung hängt von den sportlichen Ergebnissen ab. Die Berufskategorie für die Sportler ist Hauptmann, so dass jeder Sportler die Möglichkeit hat, in diesen militärischen Rang aufzusteigen oder sich für besondere Verdienste sogar problemlos höher zu dienen“, erklärt der ZSKA-Chef Oberst Artjom Gromow in einer Sendung des TV-Programms Mjeschdu tem (Unterdessen).
Das heißt, dass die Sportler der Militär- und Polizei-Sportvereine für die jeweiligen Erfolge bei internationalen Wettkämpfen mit einem Dienstrang ausgezeichnet werden – eine Praxis, die auch in der UdSSR üblich war. Heute gibt es in diesen Vereinen zwei Kategorien von Sportlern: Militär- bzw. Polizeiangehörige und Zivilisten, die einen Vertrag unterzeichnet haben.
Rennrodler Albert Demtschenko, Bobfahrer Alexander Zubkow, Turnerin Swetlana Chorkina und Bobfahrer Dmitri Trunenkow
Nina Zotina/TASS„Wir haben einen Expertenrat, der empfiehlt, welche russischen Spitzensportler zum Militärdienst eingeladen werden sollten und mit wem es sinnvoll ist, einen Vertrag zu unterzeichnen“, erklärt der ZSKA-Pressedienst. Für die Athleten ist dies keine schlechter finanzieller Anreiz – sie erhalten neben dem Gehalt des Armeeclubs zusätzliche Zahlungen für ihren militärischen Dienstgrad und können nach ihrer sportlichen Karriere ihre militärische Laufbahn fortsetzen.
Nein, überall auf der Welt dienen viele Sportstars offiziell in der Armee oder der Polizei, was ihnen auch die Teilnahme an den Spielen des weltweiten Militärsport-Verbands Conseil International du Sport Militaire (CISM) ermöglicht, der einflussreichsten Sportorganisation der Welt nach dem Internationalen Olympischen Komitee.
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